Wahlkampf in LeverkusenOpladener Schüler erleben eine hitzige politische Debatte

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Am Berufskolleg Opladen wurde intensiv über Politik diskutiert.

Leverkusen – Bei einer Podiumsdiskussion am Berufskolleg Opladen haben sich Jugendvertreter der sechs größten Parteien einen verbalen Schlagabtausch geliefert. Die rund 100 anwesenden Oberstufenschüler bekamen die Möglichkeit, auf Augenhöhe mit den teilweise gleichaltrigen Politikern zu diskutieren. Vier Schülerinnen moderierten die Veranstaltung.

Gegenwind erfuhr vor allem AfD-Vertreter Felix A. Cassel von Kollegen und Publikum. Der gemeinsame Auftritt der Parteien war im Vorfeld auch umstritten: FDP, SPD und Grüne lehnten einen gemeinsame Podiumsdiskussion zunächst ab. Grund dafür war, dass die Jugendorganisation der AfD und die der Linken momentan unter verfassungsschutzrechtlicher Beobachtung stehen.

Rote und gelbe Karten

Die organisierende Lehrkraft Marcus Nick betonte jedoch, dass die Vertreter im Namen der Partei sprechen sollten. Er erklärte: „Als Schule sind wir dem Neutralitätsgebot verpflichtet, aber als ausgezeichnete ,Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage´ positionieren wir uns natürlich klar gegen Rechts. Wir standen vor einem Dilemma.“ Das griffen die Moderatorinnen auf und mahnten, sachlich zu bleiben und rassistische und verfassungswidrige Aussagen zu unterlassen.

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Viele der teilnehmenden Jugendlichen können am 15. Mai zum ersten Mal ihre Stimme abgeben, so auch der 18-jährige Philip Busch, der die Podiumsdiskussion nutzte, um sich zu informieren. Aktiv mitwirken konnten die Zuschauer mit roten und gelben Karten: Gelb als Hinweis, um „nicht zu viel drum rum zu reden“, Rot als Zeichen, um zum Ende zu kommen. Die Karten wurden jedoch kaum von den Schülerinnen und Schülern genutzt.

Der erste Schwerpunkt der Diskussion waren die Folgen des Ukraine-Konflikts. Die 18-jährige Moderatorin Viktoriia Pelin hat einen ganz engen Bezug zu diesem Thema, denn es geht um ihre Heimat. Sie startete gleich mit einer heiklen Frage: Soll Deutschland mehr Waffen an die Ukraine schicken? Der 26-jährige Jonas Dankert von der CDU antwortete mit einem klaren Ja, schwere Waffen sollen schnellst möglich in das Krisengebiet. Unterstützt wurde dies durch Paul-Leander Schmidt von der SPD.

Linken-Vertreter Fabio Schojan merkte an, es müsse zunächst einen gesellschaftlichen Konsens geben. Dankert feuerte gleich zurück: „Jede Sekunde, die wir warten, sterben Menschen.“ Auf Entsetzen stieß AfD-Vertreter Cassel. Er lehnte uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine ab, begründet dies damit, dass mehr Waffen den Krieg nicht beenden und es mehr Tote auf beiden Seiten geben würde.

Streit über Gas- und Öl-Import aus Russland

David Dettinger von den Grünen kommentierte die Ausführungen voller Unverständnis mit: „Hier sieht man wieder, wie er seinen Putin-Fetisch auslebt.“ Strittig diskutiert wurde auch der Gas- und Öl-Import aus Russland sowie der Umgang mit der Inflation.

Dass Digitalisierung im Bildungssektor schon längst nötig war, zeigte nicht zuletzt die Corona-Pandemie. Ein weiteres Zeichen für mangelnde Ausstattung an Schulen waren während der Veranstaltung die Mikrofone, die teilweise aussetzten. Vor allem das Internet sei jedoch ein Problem, thematisierten die Schüler.

Man sei aber auf einem guten Weg, betonte Nils Warnack von der FDP. Seit seine Partei seit 2017 für das Ministerium für Digitalisierung in NRW zuständig ist, seien vier Mal mehr Schulen ans Glasfasernetz angeschlossen als vor der Amtsperiode.

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Zum Ende der Diskussion griffen die Moderatorinnen ein Thema auf, „das viele von uns interessiert“: Drogenpolitik. Nahe zu alle Parteien befürworteten eine Legalisierung von Cannabis. Nur der Vertreter der AfD gab an, es gäbe eine flammende Debatte, aber noch keine abschließende Meinung innerhalb seiner Partei. Für einen Lacher sorgte Schmidt von der SPD: „Bis die AfD eine Meinung hat, haben wir das schon längst legalisiert.“

Anschließend fand eine interne Wahl statt, an der 79 der rund 100 Schülerinnen und Schüler teilnahmen. Am meisten überzeugt haben die Jugendlichen die Grünen mit 43 Prozent der Stimmen. Mit 22,7 Prozent übernahm die FDP den zweiten Platz. Förderlich war vielleicht auch, dass sich diese beiden Vertreter sprachlich eher den jüngeren Zuhören anpassten. Die SPD landete auf Platz drei mit 17,7 Prozent, die CDU erhielt 10,1 Prozent.  Das Schlusslicht war Die Linke mit 2,5 Prozent. Die AfD erhielt 3,8 Prozent der Stimmen.

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