Was Kinder über Corona denken„Angst, dass man nicht mehr weiß, wie man sich umarmt"

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Rund 100 Fünftklässler wurden zu ihren Corona-Gedanken befragt – wie sie sich fühlen, was ihnen Angst macht und was hilft. Hier eine Auswahl der Antworten, mehr im Internet.

Rund 100 Fünftklässler wurden zu ihren Corona-Gedanken befragt – wie sie sich fühlen, was ihnen Angst macht und was hilft. Hier eine Auswahl der Antworten, mehr im Internet.

Dass sie ihre Schülerinnen und Schüler nun mindestens drei weitere Wochen nicht sehen wird – das macht Schulleiterin Britta Beek große Sorgen. Schon im Herbst kamen häufig Kolleginnen zu Ihr, weil sie sich Sorgen um Schüler in Quarantäne machen, von denen man nichts mehr höre oder sehe. „Wenn Kinder in der Schule sind, merkt der Lehrer, wenn sie immer ruhiger werden oder schlecht aussehen“, sagt Beek. Dann kann man nachfragen und ins Gespräch kommen. Nicht selten kommen dann Themen wie Depression und Gewalt zu Tage. In der Corona-Krise mehr als zuvor.

100 Fünftklässler befragt

Noch vor dem Lockdown haben die Schulsozialarbeiter der Realschule am Stadtpark mit rund 100 Fünftklässlern ein Projekt gestartet, um herauszufinden, wie die Jüngsten an der Schule die Krise erleben. Die Ergebnisse zeigen, wie unterschiedlich und tiefgreifend die Situation die Kinder beschäftigt.

Das allgemeine Befinden

Auf die Frage: „Wie geht es Dir während er Corona-Zeit“, antworteten 50 Schüler mit eindeutig negativem Ausgang zwischen „grauenhaft“ und „nicht so gut“. Bei 24 fiel das Fazit eher positiv aus, bei 17 gemischt. „Mir geht es blöd, traurig, nicht sehr gut“, ist eine Antwort, aber auch „mir geht es ganz okay, ein bisschen stressig, aber was soll’s“ ist dabei.

Die Ängste

Die größte Sorge der Kinder ist, dass ihre Familie oder Großeltern an Corona erkranken oder sterben könnten. Das sagt mehr als die Hälfte der Befragten. Angst vor einer eigene Erkrankung geben nur neun Schüler an. Aber auch erstaunlich weitsichtige Ängste finden sich unter den Antworten. „Dass Corona bald weggeht, aber irgendwann nochmal wiederkommt.“ „Dass man kein Heilmittel findet.“ Oder: „Dass man irgendwann nicht mehr weiß, wie man sich umarmt.“

Das nervt

An erster Stelle nerven die Masken und Abstand halten. Dann aber kommen die sozialen Aspekte: Dass man keine Freunde mehr treffen, verreisen oder Feste feiern darf (nicht mal Raketen an Silvester!). In einigen Antworten lassen sich persönliche Schicksale ablesen: „Dass man ständig in Quarantäne muss und das Gesundheitsamt so viel zu tun hat.“ Oder: „Dass meine Schwester im Iran jetzt noch länger warten muss.“

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Gerade der unterschiedliche Umgang mit Ängsten ist für viele Kinder extrem belastend, sagt Beek. Manche sind genervt von der Maske und den Regeln, anderen hilft das Abstand halten, ihre Ängste in den Griff zu bekommen. „Einige sehen die Regeln nicht so eng und laden Freunde ein. Die, die Angst haben, sind ausgegrenzt und verlieren eventuell ihre Peergroup.“

Das Positive

Klar finden es einige Schüler gut, weniger Schule zu haben. Vielen fallen aber auch Umweltaspekte ein: „Dass die Fische frei leben können, weil weniger Müll da ist.“ Und einige finden es auch schön „Dass die Familie wieder mehr zusammen ist.“ Oder, ganz pragmatisch: „Dass die Maske im Winter warm hält.“

Bewältigungsstrategien

„Mit kann nichts helfen“ antwortet jeder fünfte Fünftklässler auf die Frage: „Was hilft Dir, wenn Du Dir Sorgen wegen Corona machst?“ Erschreckend, dass so viele Kinder keine Möglichkeit sehen, ihre Sorgen loszuwerden. Einige geben die Mutter (5), Freunde (4) oder Familie und Freunde im allgemeinen (3) an. Auch Ablenkung steht hoch im Kurs: Playstation oder Spiele spielen, mit dem Handy beschäftigen oder in den Wald gehen. Einige haben ganz eigene Strategien entwickelt: „Rappen mit Kopfhörern“ zum Beispiel. Oder positive Gedanken machen: an den Impfstoff, oder daran, dass die Familie gesund ist.

Die Wünsche

Dass niemand mehr krank wird, stirbt und „Corona endlich weggeht“ ist natürlich die häufigste Antwort. Wie wichtig das ist, zeigt eine Aussage nach der Strategie gegen Angst: „Ich denke an die alte Zeit.“ Kinder sollten unbelastet im Hier und Jetzt leben können. Oder an die Zukunft denken. Aber nicht in Erinnerungen an alte, bessere Zeiten.

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