Wehmütiger AbschiedFreiwillige Feuerwehr Wiesdorf zieht nach 120 Jahren um

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120 Jahre war die Wache der Freiwilligen Feuerwehr Wiesdorf in der Moskauer Straße. Jetzt hieß es: Umziehen.

120 Jahre war die Wache der Freiwilligen Feuerwehr Wiesdorf in der Moskauer Straße. Jetzt hieß es: Umziehen.

  • Nach 120 Jahren hieß es: Kisten packen. Die Freiwillige Feuerwehr Wiesdorf zieht in die neue Wache am Chempark um.
  • Der Abschied fiel vielen schwer.

Leverkusen – 120 Jahre nannte die Freiwillige Feuerwehr Wiesdorf die Wache in der Moskauer Straße ihr Zuhause. Hier konnten alle Mitglieder zu Fuß zur Arbeit kommen, man traf sich auch in der Freizeit im kameradschaftlichen Freundeskreis. Doch nun wechseln die Feuerwehrmänner und -frauen den Standort – der „modernen Funktionalität und dem digitalen technischen Standard“ wegen, wie einer von ihnen sagt. Die alte Wache sei schlicht zu alt. Die neuen Räume werden in der Edith-Weyde-Straße am Chempark bezogen.

Am Mittwochabend fahren die drei roten Gefährte mit blinkendem Blaulicht aus der Einfahrt und halten vor dem historischen Gebäude. Der Regen wird gerade schwächer.

Elf Feuerwehrleute in voller Montur stellen sich vor dem Löschzug auf. Ihnen gegenüber: Familie, Freunde und die St. Sebastianus-Schützen. „Niemals geht man so ganz“ schallt über die kleine versammelte Gruppe, manch einem kommen die Tränen. Man schwärmt vom „schönsten Gerätehaus in Leverkusen“, sagt, „wir ziehen aus, der Geist bleibt hier.“

Alles Ehrenamtler

Alle Mitarbeiter der Freiwilligen Feuerwehr Wiesdorf arbeiten ehrenamtlich, „wir sind so viele engagierte Leute“, erzählt die Frau eines Feuerwehrmannes. Alle kommen aus dem fußläufigen Umfeld der Wache. Auch spontane Verabredungen waren da möglich, zum Beispiel zum Grillen. Die Kinder kennen sich untereinander und die Versammelten wirken tatsächlich wie eine große Familie. „Wir hoffen, dass wir uns das erhalten können, auch am neuen Standort“. In Zukunft wird man jedoch mit dem Fahrrad oder dem Auto zur Wache kommen müssen, auch für Einsätze.

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Seit Tagen ist schon gepackt worden, der Umzug findet Stück für Stück statt. Heute werden die Fahrzeuge und die Ausrüstung überführt. Ob man sich noch zum Feiern in der alten Wache treffe? Das scheint die allgemein eher bedrückte Stimmung nicht herzugeben. Die Frau des Feuerwehrmannes berichtet: „Wir werden eher noch mal zusammenkommen und reden. Das Ganze wirken lassen.“ Natürlich freue man sich auch auf die neue Wache, aber in der alten stecke nun einmal viel Geschichte.

Das Niedecken-Stück ist noch nicht ganz vorbei, da wird schon wieder „Aufsitzen“ gerufen und die Feuerwehrleute steigen zurück in die Löschfahrzeuge. Man will den Abschied offenbar nicht noch schwerer machen. „Dankeschön, vielen Dank“, ertönt über den Lautsprecher, und dann müssen sich die Umstehenden schnell die Ohren zuhalten, als das Martinshorn angeschaltet wird. Die rote Kolonne verschwindet um die Ecke. Der Regen setzt wieder ein. Ein kurzer Abschied zur langen Tradition.

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