Weniger Spenden, NotfallplanSchwere Zeiten für Tierheime in Leverkusen und Umgebung

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Gerd Kortschlag mit seinen Hunden Frieda und Gandalf

Leverkusen und Region – Normalerweise kümmern sich im Leverkusener Tierschutzzentrum zwölf Mitarbeiter um Tiere wie Hündin „Mimi“ und Kater „Balo“. In den vergangenen Wochen waren es allerdings nur sechs – drei Pfleger standen wegen des Verdachts auf Covid-19 unter Quarantäne, weitere drei fehlten krankheitsbedingt. „Sechs Ausfälle waren schon sehr sportlich“, sagt der Leiter des Zentrums und Vorsitzende des Tierschutz Leverkusen, Gerd Kortschlag.

Im Tierheim gilt bereits ein Notfallplan. Kortschlag hat das Team in zwei Gruppen aufgeteilt, damit sich möglichst wenige Pfleger über den Weg laufen. Eine Gruppe arbeitet zwei Tage nacheinander, die andere bleibt währenddessen zu Hause. Dann wechseln die Mitarbeiter. „Irgendwie müssen wir die Versorgung der Tiere sicherstellen“, sagt Kortschlag. Schließlich könnten die Tiere sich nicht einfach ihr Futter selbst holen. Nicht zu vernachlässigen sei es zudem, die Gehege regelmäßig zu reinigen und zu desinfizieren. „Sonst holen wir uns womöglich noch andere Krankheiten rein“, fürchtet er.

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Es sind schwere Tage für Kortschlag und seine Mitarbeiter, die sich derzeit um etwa 170 Tiere in den Gehegen und Ställen an der Reuschenberger Straße kümmern. Auch die Belegschaft sei von den Hamsterkäufen betroffen, schließlich braucht auch sie Klopapier und vor allem Desinfektionsmittel. Nach dem letzten Aufruf des Tierheims seien einige Flaschen gespendet worden.

Wichtige Einnahmequellen sind dem Tierheim weggebrochen. Eigentlich wollte die Jugendgruppe selbst gebastelte Osternester und Vogelhäuschen auf einem Trödelmarkt verkaufen. Nun versucht die Betreuerin der Gruppe, die Nester über Facebook zu verkaufen. Die Pension des Tierheims für Hunde und Katzen, deren Besitzer verreist sind, ist geschlossen. „Das sind einige Einnahmen, die uns verloren gehen. Bei einem Hund kann man pro Übernachtung mit 20 Euro rechnen“, sagt Kortschlag. Auch Vermittlungsgebühren sind über Nacht quasi auf null gefallen, aktuell vermittelt die Einrichtung kaum noch Tiere. Nur wer ernsthaft Interesse zeigt und vor der Schließung einmal da war, kann einen Termin ausmachen. Selbst die ehrenamtlichen Helfer, die mit den Hunden Gassi gehen oder Katzen streicheln, dürfen das Zentrum derzeit nicht betreten. Rechnungen für Futter und den Tierarzt sowie das Gehalt der Mitarbeiter müssen aber trotzdem bezahlt werden. Deshalb will Kortschlag einen Antrag auf finanzielle Förderung stellen.

Der Leiter des Zentrums und seine Kollegen hoffen vor allem auf Geldspenden. Aber auch Futter- oder Sachspenden seien wertvoll. Kortschlag rät in diesem Fall dazu, vorher im Tierheim anzurufen. „Viele unserer Tiere sind krank und bekommen spezielles Futter, das müssen wir sowieso kaufen“, sagt er.

Kortschlag bleibt optimistisch. Denn: Immerhin habe bisher niemand ein Haustier aus Angst, die Tiere könnten das Virus übertragen, abgegeben. In anderen Städten sei das anders.

Futterbedarf telefonisch angeben

Auch Krissi Rottmann vom „Pfotentisch Burscheid“ berichtet von Schwierigkeiten. Normalerweise geben sie und ihre Helfer einmal im Monat kostenlos Futter an Haustierhalter aus. Wegen der Kontaktsperre mussten die Tierschützer ihr Angebot einstellen. Wer aber dringend Futter brauche, könne sich telefonisch melden. Auch wer Futter spenden wolle, solle am besten telefonischen Kontakt mit dem Verein aufnehmen.

Die Tierhilfe Leichlingen bereitet sich ebenfalls auf eine weitere Ausbreitung des Virus’ vor. Auf seiner Internet- und Facebook-Seite informiert der Verein zum Thema. Gravierend sei die Tierhilfe laut der zweiten Vorsitzenden Nicole Meiner bislang nicht betroffen. Denn anders als in Leverkusen arbeite die Tierhilfe dezentral mit Pflegefamilien zusammen. Aktuell seien lediglich drei Katzen, ein Hund und zwei Kaninchen in Obhut. „So können wir noch einmal durchatmen, bevor es bald Maikätzchen gibt“, sagt Meiner. Obwohl im Stadtgebiet seit 2018 für freilaufende Katzen eine Kastrationspflicht bestehe, gebe es Jahr für Jahr bis zu zehn ausgesetzte Katzenbabys. Noch verfüge man über ausreichend Reserven. Doch auch ihr Verein bemerke, dass weniger Geld und Futter gespendet werde. Früher hätten die ehrenamtlichen Helfer zwei oder drei Mal in der Woche die Futterspendenbox im örtlichen Supermarkt leeren müssen, inzwischen sei das nur noch einmal pro Woche der Fall. „Wir haben acht Futterstellen in Leichlingen für freilaufende Katzen, die Kosten haben wir immer“, sagt Meiner. Sollten Helfer ausfallen, könnten die Tiere bei Ersatz-Pflegestellen oder in einer Notunterkunft unterkommen.

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Die Leichlinger Tierhilfe und der Tierschutz Leverkusen raten Tierbesitzern, Vorbereitungen für den Ernstfall zu treffen. Die Leichlinger bieten auf ihrer Webseite eine Notfallkarte zum Ausdrucken an, auf der sich eintragen lässt, wer sich im Ernstfall um das Haustier kümmern soll. Gerd Kortschlag empfiehlt, ein kleines Notfallpaket mit Medikamenten, Impfpass und einer Liste mit wissenswerten Informationen vorzubereiten. „Haustiere von Alleinstehenden werden meist von der Feuerwehr zu uns gebracht, falls die Herrchen vom Krankenwagen abgeholt werden. Oft wissen wir dann gar nichts über das Tier“, sagt der Tierschützer. Ein solches Paket erleichtere den Pflegern die Arbeit sehr.

Das Tierheim Leverkusen ist erreichbar unter ☎02171 299 401, der Pfotentisch unter ☎0178 9357554 und ☎02174 /764747, die Tierhilfe Leichlingen unter ☎02175/ 6688903.

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