Youtube-Star aus LeverkusenEine steile Karriere im virtuellen Leben

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Auf ihrem Youtube-Kanal simfinity moderiert Nina Franz das Leben ihrer Sim-Familie.  

  • Eigentlich wollte die heute 24-Jährige Erzieherin werden, doch dann entdeckte sie ein anderes Talent in sich.
  • Ihre Sims-Kinder auf der Highschool haben 193.000 Abonnenten. Zu sehen sind sie auf dem Kanal „simfinity“.
  • Doch wie lebt ein Leverkusener Youtube-Star? Nina Franz zeigt Einblicke in ihren besonderen Alltag.

Leverkusen  – Mit einem breiten Lächeln schaut Nina Franz in die Kamera und begrüßt ihre Zuschauer auf ihrem Youtube-Kanal „simfinity“ herzlich zu ihrem neuen Video. Das schwarze Mikro hängt vor ihr, die Kopfhörer sind eingesteckt. Kurz entschuldigt sie sich für das Chaos hinter sich: Umzugskartons stapeln sich im Hintergrund, denn Franz zieht gera-de um. Dann geht es auch schon los, und die 24-Jährige blendet die Sims-Familie ein, um die es in ihrem Video heute gehen soll.

Aufbau einer eigenen Welt

Eine halbe Stunde begleitet die Youtuberin zwei der Kinder ihrer Sims-Familie dabei, wie sie zur High School gehen. Franz kreiert in dem Lebenssimulationsspiel „Die Sims 4“ ihre eigene Welt. Sie baut Häuser, erstellt verschiedene Figuren und erweckt diese mit ihren Geschichten schließlich für ihre etwa 193 000 Abonnenten auf der Video-Plattform zum Leben. Ihre Figuren fahren in Urlaub, gehen zur Schule und feiern Geburtstag – Franz ist immer dabei.

Angefangen hat ihre Youtube-Karriere allerdings ganz anders. Schon 2012 startete die Leverkusenerin einen eigenen Kanal. „Ich habe damals viele Beauty-Videos geschaut und damit selbst begonnen, obwohl mir das eigentlich gar nicht gelegen hat“, sagt Franz heute und lacht. Inzwischen nutzt sie den Kanal „NinasLife“, um ihren Abonnenten einen Einblick in ihr Leben zu geben – also zu „vloggen“. Mal stellt Franz den mehr als 52 000 Abonnenten ihre zuletzt gelesenen Bücher vor, mal dürfen die Zuschauer sie und ihren Freund beim Umzug begleiten.

Ein Faible für "Die Sims"

Ihr Fokus liegt allerdings inzwischen auf dem Gaming-Kanal „simfinity“, den sie 2014 gründete. Eigentlich habe sie schon immer gern „Die Sims“ gespielt. „Man kann sich da sehr ausleben“, sagt sie. Irgendwann begann sie Videos von amerikanischen Youtubern zu schauen, die mit Hilfe ihrer Sims-Figuren Geschichten erzählen. Eine Marktlücke im  deutschen Raum, wie Franz fand. Also nutzte sie die Idee und begann selbst Videos über das Computerspiel zu drehen.

Noch heute gebe es kaum deutsche „Simmer“, wie sich die überwiegend weiblichen Youtuber in diesem Bereich nennen. In der Kategorie „Video Games“ in Deutschland landet Franz mit ihrem Kanal auf Platz 52, generell ist die Szene allerdings vor allem von Männern dominiert. Nie habe sie damit gerechnet, einmal so viel Erfolg mit ihrem Kanal zu haben. „Wenn ich in der BayArena mit 30 000 Plätzen bin, kann ich die Zahl meiner Abonnenten kaum glauben“, sagt Franz. Die größte Reichweite habe sie bei Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren, auf der Straße sprächen sie vor allem Menschen in ihrem Alter an.

„Am Anfang war ich bestimmt nervöser als die Leute, die mich angesprochen haben“, sagt die Leverkusenerin und lacht. Inzwischen habe sie sich aber daran gewöhnt. „Wir sind immer sofort auf einer Wellenlänge – auch weil wir direkt über das Spiel sprechen können“, sagt Franz, die auch schon mal in einem im Leichlinger Drogeriemark angesprochen worden sei. Ihr Geld verdient die  gelernte Erzieherin hauptsächlich durch Youtubes Partnerprogramm. Die 24-Jährige erhält also Geld dafür, dass während ihres Videos Werbung eingeblendet wird. Als grobe Orientierung: Sie verdiene durch Youtube deutlich mehr Geld als es ihr in ihrem gelernten Job möglich sei.

Startschuss war 2012

Als Franz 2012 mit ihrem ersten Kanal startete, besuchte sie noch das Leichlinger Gymnasium. „Da fanden das alle total witzig und haben sich teilweise darüber lustig gemacht“, sagt sie. Heute würden sich vor allem diejenigen an sie wenden, die sich früher über ihre Videos lustig gemacht haben. „Das sind die, die fragen, ob ich etwas für sie teilen kann“, sagt sie. Wer ihrem Lifestyle-Kanal „NinasLife“ schon länger folgt, fühlt sich Franz sehr nahe.

In einem Video erklärt sie ausführlich ihre Entscheidung, vom Gymnasium auf die Berufsschule zu wechseln, um eine Ausbildung zur Erzieherin zu beginnen. „Die Schule hat mich zerstört.  – Meine Schullaufbahn & Beruf“, heißt das passende elfminütige Video.   In einem anderen Video ist Franz den Tränen nahe, als sie darüber spricht, wieder glücklich sein zu wollen. „Im Grunde ist das für mich der Sinn von Social Media: Man ist füreinander da“, sagt sie. Viele Menschen hätten ihr nach den persönlicheren Videos geschrieben, weil sie sich genauso fühlten. 

Den Traumjob gekündigt

Kein Wunder also, dass Franz ihre Abonnenten auch früh über ihre Entscheidung, ihren Traumjob zu kündigen, informierte. Lange habe sie mit sich gehadert, schließlich werden gerade Erzieher händeringend gesucht. Doch weitermachen wie bisher wollte Franz nicht mehr. „Ich hatte Angst, eine große Chance zu verpassen. Youtube ist ein sehr unsicherer Job, vielleicht interessiert sich morgen niemand mehr für mich“, erzählt Franz. Oft frustriere sie, wie andere mit ihren Zuschauern umgehen. „Ich finde es schade, dass viele ihre Reichweite nicht für wichtige Dinge wie Umweltschutz nutzen“, sagt sie zudem. Wenn sie Edelstahlflaschen im Angebot in ihrer Story auf der Social-Media-Plattform Instagram zeige und sich daraufhin zahlreiche ihrer Zuschauer selbst eine kaufen, mache das ohne viel Aufwand einen großen Unterschied.

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Bezahlte Kooperationen nimmt sie übrigens kaum an. Von etwa 100 Anfragen im Monat, geht sie manchmal auf keine einzige ein. Schließlich gehe es bei ihrem Kanal nach all den Jahren immer noch darum, Spaß zu haben und weniger um das Geldverdienen. 

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