Zeigt Alternativrouten anNeue Software soll Staus in NRW verringern

Lesezeit 3 Minuten
NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (2.v.l.) nahm die neue Software am Dienstag in Opladen in Betrieb.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (2.v.l.) nahm die neue Software am Dienstag in Opladen in Betrieb.

Leverkusen – Nie wieder Stau auf NRW-Autobahnen? Ob die neue Steuerung der „Digitalen Verkehrsinformationstafeln“ (dWiSta) auf den Straßen die Lösung für alle Verkehrsprobleme bedeutet, muss sich allerdings noch zeigen. Fast jeder Autofahrer hat sie schon einmal gesehen: die digitalen Infotafeln, die kurz vor Autobahnkreuzen oder anderen Knotenpunkten stehen und Staus oder Baustellen und mögliche Alternativrouten anzeigen. An insgesamt 120 Stellen sind sie im Autobahnnetz von NRW verteilt, weitere 33 Tafeln sollen bis Ende 2023 in Betrieb genommen werden.

Neubau für 12 Millionen Euro

Im Dezember 2019 wurde der Grundstein für den Neubau der Verkehrszentrale von Straßen NRW in Leverkusen gelegt. Viereinhalb Arbeitsplätze mit insgesamt 65 Monitoren sind zurzeit im Kontrollraum eingerichtet, von dem aus die Operatoren das Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen überblicken. Damit man in der Zentrale für die Zukunft gerüstet sei, sollen in den Kontrollraum des neuen Gebäudes insgesamt acht Arbeitsplätze passen. Auch ein größeres, leistungsfähiges Rechenzentrum soll eingerichtet werden.

Zwölf Millionen Euro investiert der Bund in den Neubau, der voraussichtlich im Frühjahr 2021 fertiggestellt werden soll. (mw)

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Gesteuert werden die Tafeln von der Straßen-NRW-Verkehrszentrale in Opladen, seit Dienstag mit einer technischen Software-Neuerung. „Angesichts der hohen Belastung im Autobahnnetz kommt der intelligenten Verkehrssteuerung eine immer höhere Bedeutung zu“, erklärte der NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) nach der offiziellen Inbetriebnahme des Systems. Wüst bezeichnete den Standort Leverkusen als einen der Top-Standorte für Verkehrssteuerung. Seit 2017 hat der Bund insgesamt 22 Millionen Euro in den Aufbau weiterer digitaler Infotafeln sowie in die Datenerhebung und Softwareentwicklung investiert. Davon sind 2,3 Millionen Euro Fördermittel der EU.

Mehr Qualitätssicherung

Was bis vor kurzem noch manuell von Mitarbeitern (Operatoren) erledigt wurde, soll nun von einer Software übernommen werden. „Die Operatoren machen dadurch weniger manuelle Eingaben und können sich mehr der Überwachung und Qualitätssicherung widmen“, sagt Anja Estel, Leiterin der Abteilung Verkehrsmanagement bei Straßen NRW. Die Software verarbeitet aktuelle Verkehrsinformationen und Routenempfehlungen, die schließlich auf den Infotafeln auf den entsprechenden Autobahnen ausgewiesen werden.

Würde eine Infotafel auf der A3 Richtung Oberhausen einen Stau hinter dem Leverkusener Kreuz anzeigen, kann das System eine Umleitungsempfehlung auf der danebenstehenden Tafel schalten. Auch die Verlustzeiten werden dem Autofahrer angezeigt. „Es wird sehr viel flexibler und situationsgerechter gesteuert“, erklärt Estel. Wenn wegen eines Staus eine Umleitung angezeigt wird, kann es immer auch zu Staus und erhöhtem Verkehrsaufkommen auf den Umleitungsrouten kommen. „Das System würde die Autofahrer aber nur auf die Alternativroute schicken, so lange dort die Reisezeiten kürzer sind“, sagt Estel. Die Daten, die die Software verarbeitet, werden unteranderem von Navigationssystemhersteller geliefert, die ihre Daten von ihren Geräten in den Fahrzeugen generieren, so Estel. Damit habe man einen Überblick über das aktuelle Verkehrsgeschehen in allen Abschnitten der Autobahnen in NRW.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Komplexität, die hinter der intelligenten Verkehrslenkung steht, ist für die Autofahrer kaum wahrzunehmen. Wenn eine Umleitungsempfehlung auf den Schildern angezeigt werden soll, muss die Software auf Basis der Autobahnbeschilderung arbeiten, die je nach Standort natürlich variiert. Estel erklärt, dass man bei der Planung von Alternativrouten immer davon ausgehen müsse, dass der Autofahrer kein Navigationsgerät hat und sich an den blauen Wegweisern orientiert. Dementsprechend müssten je nach Standort zwischen 60 und 100 Beschilderungsregeln in die Software eingepflegt werden, so dass diese darauf basierend eine Umleitung anzeigen kann.

Wie groß die Stauverringerung durch das neue System ist, sei schwierig auszurechnen, betont die Leiterin des Verkehrsmanagements. Ziel sei es jedoch durch ein verringertes Stauvolumen auf den Autobahnen die CO2 -Emissionen zu reduzieren und den Verkehr besser zu steuern, denn die Pendlerzahlen nehmen weiter zu.

Der NRW-Verkehrsminister beruft sich auf eine zweigleisige Strategie. „Die Verkehrsverlagerung vom Pkw zum ÖPNV ist die andere Seite der Medaille. Gleichzeitig muss aber die steigende Verkehrsmenge besser gesteuert werden“, so Wüst.

KStA abonnieren