Zweijähriges Kind isoliertWie Leverkusen auf den ersten Corona-Verdacht reagierte

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Die Isolierstation des Klinikums, hier präsentiert von Professor Dr. Stefan Reuter, ist auf eine mögliche Corona-Infektion vorbereitet.

Die Isolierstation des Klinikums, hier präsentiert von Professor Dr. Stefan Reuter, ist auf eine mögliche Corona-Infektion vorbereitet.

  • Ein zweijähriges Kind wurde in Leverkusen mit Verdacht auf den Corona-Virus im Klinikum isoliert.
  • Der Verdacht erhärtete sich nicht, eine übliche Grippe wurde festgestellt. Die Ärzte bleiben wachsam.
  • Wir erklären, was im Ernstfall in Leverkusen getan werden würde. Außerdem geben Apotheker Auskunft, wie man eine Infektion am effektivsten vermeidet.

Leverkusen – In China breitet sich der Coronavirus weiterhin sprunghaft aus. Auch wenn zwischen Leverkusen und Wuhan 8 491 Kilometer liegen, beschäftigt das Thema auch die Ärzte am Klinikum Leverkusen. Schließlich kann der Virus mit dem Flugzeug eingeschleppt werden – wie es im bayrischen Starnberg passiert ist. Bietet sich das dicht besiedelte Nordrhein-Westfalen für Infektionen nicht etwa geradezu an?

Zumindest stand im Leverkusener Klinikum ein zweijähriges Kind nach einem Familienaufenthalt in China mit Grippesymptomen unter Verdacht, vom Coronavirus infiziert worden zu sein. Die Sorge war groß, denn die Familie war auch in Wuhan unterwegs. „Wir haben das Kind isoliert. Wenn Erkältungssymptome und ein möglicher Kontakt zu Infizierten zusammenkommen, werden Patienten sofort in ein Isolierzimmer gebracht“, erklärt Sandra Samper- Agrelo, Sprecherin des Klinikums.

Isolierstation eine der sichersten in NRW

Die spezielle Isolierstation wurde im letzten Jahr eingerichtet - und hat die zweithöchste Sicherheitsstufe im gesamten Bundesland. Die Faustformel gilt auch für Menschen, die eine mögliche Infektion befürchten: Wenn Husten oder Schnupfen und ein Aufenthalt in China zusammenkommen, sollte man Krankenhaus oder Hausarzt „lieber einmal zu oft“ informieren, betont Samper-Agrelo.

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Die Klinikumsärzte beschäftigt sich intensiv mit dem Ernstfall: „Sollte ein Corona-Verdacht bestätigt werden, würden wir in enger Absprache mit dem Gesundheitsamt prüfen, mit wem die Person seit der Infektion in Kontakt stand.“ Mindestens eine Woche lang müssten alle Kontaktpersonen zu Hause in Quarantäne bleiben, um eine weitere Streuung zu vermeiden.

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Dieses Szenario scheint eine reale Sorge vieler Leverkusener zu sein. Atemmasken sind in umliegenden Apotheken fast überall ausverkauft: In Wiesdorf, Opladen und sogar Leichlingen sind höchstens noch Mund- und Nasenmasken, die lediglich eine Tröpfcheninfektion verhindern können, vorrätig.

Aufgrund der hohen Nachfrage haben sogar Großhändler Lieferengpässe. „Als es mit dem Coronavirus losging, war die Nachfrage sofort da“, erklärt Uwe Beenen von der Hubertus-Apotheke in Opladen. Seiner Meinung nach sind regelmäßiges Händewaschen sowie gründliches Desinfizieren deutlich sinnvoller als das Überziehen von Atemmasken. Auch ein Wiesdorfer Apotheker bestätigt die schwierige Liefersituation: „Die echten Atemmasken sind alle vergriffen. Ob wir demnächst überhaupt nochmal neue bekommen, weiß ich nicht.“

Die aktuell beliebten Atemmasken sind vergriffen, Apothekerin Heike Beenen und ihr Mann Uwe aber empfehlen ohnehin eher Desinfektionsmittel.

Die aktuell beliebten Atemmasken sind vergriffen, Apothekerin Heike Beenen und ihr Mann Uwe aber empfehlen ohnehin eher Desinfektionsmittel.

Uwe Beenen findet es gut, dass die Leverkusener „Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, aber nicht in Panik verfallen“. Das ist auch der Eindruck der Ärzte im Klinikum: „Die Situation in der Notaufnahme ist nicht besonders angespannt. Es gibt hier keine Hysterie, die Leute gehen sehr differenziert mit dem Thema um. Das freut uns total“, so Samper-Agrelo.

Professor Dr. Stefan Reuter, Direktor des Klinikums, plädiert für einen entspannten Umgang mit dem Thema: „Offenbar ist der Coronavirus nicht schlimmer als eine gewöhnliche Grippe. Panik sollte auf keinen Fall entstehen.“ Er empfiehlt, sich gegen eine gewöhnliche Grippe impfen zu lassen. So könne man verhindern, dass übliche Grippesymptome als Corona-Infektion fehlinterpretiert werden.

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