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MissbrauchHinweisgeberin im Fall Lügde scheiterte — „Alles in Ordnung“

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Lügde 050919

Die im Lügde-Prozess Angeklagten Mario S. (l.) und Andreas V. am 5. September 2019

Lügde  – Eine Mitarbeiterin eines Jobcenters, die schon 2016 viele Stellen vor möglichem Missbrauch auf dem Campingplatz in Lügde gewarnt hatte, konnte keine engagierten Ermittlungen bewirken. Das wurde am Mittwoch bei weiteren Zeugenvernehmungen im Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landtags deutlich.

Die Frau sei außer sich gewesen vor Sorge, berichteten übereinstimmend sowohl ihre Vorgesetzte aus dem Jobcenter Lippe als auch eine Erzieherin, die für den Kinderschutzbund in Blomberg arbeitet. Die Mitarbeiterin sei alarmiert gewesen, nachdem der später wegen schweren Kindesmissbrauchs verurteilte Andreas A. sich im November 2016 mit seiner - nur im Sommerkleidchen erschienenen - Pflegetochter bei ihr im Jobcenter vorgestellt hatte, um Leistungen zu beantragen.

Befürchtungen wurden als Spekulationen abgetan

Der Mann habe eine „Schenkungsurkunde“ der leiblichen Mutter über seine Pflegetochter präsentiert, berichtete die Vorgesetzte der Jobcenter-Mitarbeiterin. Da ihre Kollegin aber „nichts Konkretes“ habe vorbringen können für ihr Gefühl, auf dem Campingplatz könne dem Kind sexueller Missbrauch durch ältere Männer drohen, habe sie erwidert, dass sie das für Spekulation halte, sagte ihre Chefin aus.

Nachdem die besorgte Frau auch bei den Jugendämtern in Blomberg und Hameln keine Rückmeldung bekommen habe, dass etwas geschieht, habe sie sich an den Kinderschutzbund Blomberg gewandt, berichtete die dortige Erzieherin dem Ausschuss.

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Sie habe daraufhin einen Polizisten in Blomberg über den Hinweis informiert, der wiederum bei einem Kollegen in Lügde nachhaken wollte. Ergebnis sei aber gewesen, dem Mann auf dem Campingplatz sei die Pflegschaft zugesprochen worden. „Ich habe die Rückmeldung bekommen: Es ist alles abgeklopft. Es ist alles in Ordnung.“ (dpa)

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