MissbrauchsfälleVerbindungen zwischen Bergisch Gladbach und Lügde entdeckt

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Auf dem Campingplatz in Lügde waren Kinder für Pornodrehs missbraucht worden.

  • Ermittler haben Verbindungen zwischen den Pädophilen-Netzwerken aus Bergisch Gladbach und Lügde aufgedeckt.
  • Besonders eine Familie steht nun im Fokus.
  • Dass es sich um pure Zufälle handelt, mögen die Fahnder nicht glauben.

Bergisch Gladbach – Ermittler der „Ermittlungsgruppe Berg“ haben Verbindungen zwischen dem Pädophilen-Netzwerk, das nach einer Hausdurchsuchung in Bergisch Gladbach im Oktober enttarnt wurde, und dem Missbrauchsfall von Lügde aufgedeckt. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll der Cousin von Jörg L., dem mutmaßlichen Hauptverdächtigenvon Bergisch Gladbach, einem der Hauptverdächtigen von Lügde einen Wohnwagen verkauft haben, der auf dem Campingplatz im Kreis Lippe abgestellt wurde.

Außerdem habe der Großvater von Jörg L., der selbst wegen Missbrauchs verurteilt wurde, in den 80er und 90er Jahren auf dem Campingplatz in Lügde Urlaub gemacht.

Konkrete Beweise dafür, dass die Hauptverdächtigen zusammengearbeitet haben, gibt es derzeit nicht. Der 84-jährige Großvater bestreitet, dass er die Täter von Lügde persönlich kennengelernt habe. Die Auswertung der Beweismittel in dem Netzwerk, das Jörg L. wohl unterhielt, dauern an.  Dass es sich bei den bereits entdecken Verbindungen um pure Zufälle handelt, mögen die Fahnder nicht glauben.

Die Kölner Staatsanwaltschaft sieht bislang keine strafrechtlich relevante Verbindung zwischen den Fällen in Lügde und Bergisch Gladbach, wie Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn am Mittwoch mitteilte. „Wir haben keinerlei Erkenntnisse darüber gewonnen, dass Täter aus unserem Tatkomplex Bergisch Gladbach auch an den in Lügde begangenen Taten beteiligt gewesen sein könnten“, so Willuhn. Willuhn wollte jedoch weder bestätigen noch dementieren, dass die Ermittler bei dem Verdächtigen aus Bergisch Gladbach kinderpornografisches Material gefunden haben, das in Lügde entstanden sein soll.

Missbrauch über mehrere Generationen

Die Familiengeschichte von Jörg L. ist auch eine des Missbrauchs über Generationen. Der Großvater von Jörg L. soll  eine seiner beiden Töchter sexuell missbraucht und dafür bereits in den 60er Jahren eine Haftstrafe abgesessen haben. Die zweite Tochter wurde nach bisherigen Erkenntnissen  kein Opfer von Übergriffen. Ihr Sohn wiederum, laut Polizei in der Vergangenheit nicht auffällig, hatte den Campingwagen nach Zeugenaussagen an einen Hauptverdächtigen von Lügde verkauft. Ob es sich bei dem Gefährt um den Tatort handelt, an dem massenhaft Kinder missbraucht wurden, blieb am Dienstag unklar.

Der Vater von Jörg L. soll  laut Zeugenaussagen offenbar seine Frau vor den Augen des Kindes vergewaltigt haben. Dokumente über polizeiliche Ermittlungen gibt es nicht mehr. Die Fahnder haben mittlerweile alle Familienmitglieder vernommen.

22 Beschuldigte aus NRW

Auch Jörg L. selbst soll  seine eigene Tochter im Alter von zwei Jahren zigfach missbraucht haben. Aufnahmen der Quälereien soll er in einschlägige Chats eingestellt haben. Über sein Handy und seinen PC, auf dem sich Zehntausende Kinderpornodateien und Gesprächsverläufe in Kinderschänder-Foren fanden, kamen die Ermittler auf die Spur weiterer Komplizen. Den Beamten kommt es offenbar verdächtigt vor, dass der Modus Operandi in Lügde und  Bergisch Gladbach Ähnlichkeiten aufweist. In beiden Fällen agierten die Täter hochmanipulativ. Sie legten den teils langjährigen Missbrauch so an, dass die Kinder „kein Störgefühl“ entwickelten.

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Allein in NRW wurden bis dato 22 Beschuldigte enttarnt, acht von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. 23 weitere kommen aus anderen Bundesländern. Einige sollen ihre Kinder auch untereinander ausgetauscht haben.  Der EG Berg gelang es, bisher insgesamt 25 Opfer zu identifizieren.

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