„Es ist Unruhe entstanden“Zustimmung der Gummersbacher FDP für Thomas Hein ist offen

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Bald Rivalen ums Amt: Thomas Hein (l.) und Frank Helmenstein (r.) 2015 in der Flüchtlingsunterkunft in Strombach mit dem damaligen Kreissozialdezernenten Dr. Jorg Nürmberger.

Bald Rivalen ums Amt: Thomas Hein (l.) und Frank Helmenstein (r.) 2015 in der Flüchtlingsunterkunft in Strombach mit dem damaligen Kreissozialdezernenten Dr. Jorg Nürmberger.

Gummersbach – Wenn am Freitag die Vertreter von SPD, Grünen und FDP Thomas Hein, den Fachbereichsleiter für Jugend, Familie und Soziales im Gummersbacher Rathaus, als gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten für Kommunalwahl im September präsentieren, wird eine ganz zentrale Frage noch nicht beantwortet sein: Was sagen die Mitglieder von SPD und FDP zu Hein als Gegenkandidaten von Amtsinhaber Frank Helmenstein?

Während SPD-Fraktionschef Torsten Konzelmann nach einer einstimmigen Beschlussempfehlung des Parteivorstands pro Hein fest mit dessen Wahl am 12. März durch die Mitglieder rechnet, ist bei den Liberalen noch alles offen. Deren öffentlicher Ortsparteitag, bei dem diese Frage beantwortet werden soll, findet am 27. Februar ab 18.30 Uhr im Brauhaus statt.

FDP-Mitglieder sollen mit Rücktritt gedroht haben

Heins Vorstellung dort und die Abstimmung dürfen mit Spannung erwartet werden. FDP-Fraktionschef Dr. Ulrich von Trotha berichtet von zahlreichen Reaktionen aus den Reihen der Mitglieder nach Bekanntwerden einer Kandidatur von Hein. Nach Informationen dieser Zeitung sollen namhafte Parteimitglieder sogar mit Parteiaustritt gedroht haben, falls Hein weiter unterstützt werde.

Bis zum Ortsparteitag fußt die Unterstützung der FDP für den 62-Jährigen einzig auf einer „Beschlussempfehlung des Parteivorstands“, wie die FDP-Kreisvorsitzende Ina Albowitz-Freytag ausführt: „Noch ist nichts entschieden. Bei uns entscheidet immer noch die Partei.“

Von Trotha hat Hein vor Votum gewarnt

Gar nicht einverstanden mit dem bisherigen Verfahren ist Dr. Ulrich von Trotha. „Das ist alles sehr überstürzt gewesen seit dem 22. Januar, als das erste gemeinsame Treffen stattgefunden hat“, so von Trotha. Dann sei er auch noch eine Woche in den USA gewesen, sodass er leider nicht mehr habe eingreifen können. „Herr Hein war scharf darauf, Kandidat zu werden“, so der Fraktionschef. „Ich sehe mich jetzt in der unerfreulichen Situation, dass die FDP unter Druck gesetzt wird.“

Dass die Mitglieder der Liberalen den Fachbereichsleiter tatsächlich zum Kandidaten küren, dafür will der Fraktionschef „nicht die Hand ins Feuer legen“. Er habe Hein davor gewarnt, dass dieses Votum für ihn auch negativ ausfallen könne. „Es sind eine große Unruhe und eine große Verunsicherung entstanden.“

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Darauf angesprochen, wie sich die FDP eine Zusammenarbeit mit der SPD und einem möglichen Bürgermeister Thomas Hein beim Thema „Zukunft des Theaters“ vorstellen kann, sagt von Trotha, dass Hein inzwischen den Beschluss mittragen wolle, nach dem die Gummersbacher Politik zunächst abwartet, ob ein „Theater des Bergischen Rheinlands“ Förderprojekt der Regionale 2025 wird: „Bei seiner ersten Vorstellung in der FDP hatte Herr Hein noch die Auffassung vertreten, dass es reiche, Theaterbesucher mit einem Bus nach Köln zu fahren.“

Jörg Jansen hofft auf „Chancengleichheit“

Derweil hat der Fraktionsvorsitzende der CDU, Jörg Jansen, das Gespräch mit von Trotha gesucht. Bereits in seiner Haushaltsrede Ende 2019 hatte Jansen das generelle Gesprächsinteresse der Christdemokraten mit allen politischen Kräften im Rat zum Ausdruck gebracht. Wegen der möglichen Unterstützung Heins durch die Liberalen kam nun unerwartet Druck in den Kessel, und die CDU geriet in die Kritik, mit den anderen Parteien mit Hinblick auf Helmensteins Wiederwahl nicht gesprochen zu haben.

In einem Vier-Augen-Gespräch mit Ulrich von Trotha sei es auch um die Rolle der FDP bei der Personalie Thomas Hein gegangen, bestätigt Jansen. Über die genauen Inhalte des „sehr harmonischen Gesprächs“ habe man aber Stillschweigen vereinbart.

Jansen würde es begrüßen, wenn Amtsinhaber Helmenstein die Chance bekäme, sich ebenfalls bei der FDP vorzustellen, sodass eine Form von „Chancengleichheit“ entstünde und Helmenstein dabei die Gelegenheit bekäme, mögliche Kritiker in der FDP zu überzeugen. „Und ich würde mir wünschen, dass sich die FDP insbesondere bei der anstehenden Personalentscheidung an ihre Themenschwerpunkte Theater oder Schaffung neuer Gewerbegebiete erinnern würde“, sagt der CDU-Fraktionschef.

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