„fairsorgt“Oberbergischer Kreis sucht Hausarztpraxen für Modellprojekt

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Für Teilnehmer von „Oberberg fairsorgt“ soll es eine bessere medizinische Betreuung geben. Symbol-

Für Teilnehmer von „Oberberg fairsorgt“ soll es eine bessere medizinische Betreuung geben. Symbol-

Oberberg – Jetzt liegt es weiter an den niedergelassenen Ärzten im Oberbergischen: Für ihr Modellprojekt „Oberberg fairsorgt“ sucht die Kreisverwaltung nach wie vor mehr Mediziner, die an der Erprobung der ganz neu gedachten medizinischen Patientenversorgung mitwirken wollen. Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach sagt: „Wir könnten eigentlich noch viel mehr Patienten versorgen, deshalb werben wir um die Hausärzte.“

Corona-Pandemie sorgte immer wieder für Verschiebungen

Nachdem das seit Sommer 2019 geplante Projekt auch wegen der Corona-Pandemie immer wieder verschoben wurde, konnte es im Januar endlich endgültig starten. Derzeit seien es mehr als 100 Patientinnen und Patienten, die allesamt dieselbe Versorgung erhalten, schildert Projektleiterin Dr. Jessica Möltgen. Vor Corona hatte der Kreis angepeilt, dass es zum Start bereits 280 Teilnehmer geben soll.

Ziel des Modells sei es, dass Chronisch-Kranke und Pflegebedürftige länger zu Hause leben können, erklärt Möltgen. Der großangelegte Test richtet sich an Oberberger ab 65 Jahren, die bei der AOK versichert sind. Weitere Krankenkassen konnten schließlich nicht zur Teilnahme an dem mit einiger Bürokratie verbundenen Projekt bewegt werden. Jedem Patienten wird dabei ein persönlicher Fallmanager an die Seite gestellt, jeder wird zu Beginn gründlich untersucht und erhält einen Versorgungsplan.

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Daten werden nur auf Wunsch in einer Plattform gespeichert

Auf Wunsch können die Teilnehmer ihre medizinischen Daten in einer Kommunikationsplattform speichern lassen. Das vereinfacht die Arbeit auch derjenigen Mediziner, die beinahe rund um die Uhr von den Patienten angerufen werden können. Teilnehmen können aber nur Oberberger, deren Hausärzte mitmachen. Und auch die würden von dem Projekt profitieren, sagt Möltgen. So bereiteten die Fallmanager etwa auch Krankenhausaufenthalte und die Entlassungen aus Kliniken vor.

Erste gute Erfahrungen gesammelt

Nachdem im Januar das Projekt mit den ersten Patienten gestartet ist, habe man schon gute Erfahrungen sammeln können. Aktuell werden sechs Fallmanager in Vollzeit oder Teilzeit beschäftigt, allesamt ausgebildete Pflegekräfte mit unterschiedlichen Zusatzqualifikationen. Der Aktivitätsgrad der derzeit 17 Hausarztpraxen sei jedoch sehr unterschiedlich, heißt es von der Kreisverwaltung. Bedeutet: Da müsste noch mehr passieren.

Der Kreis strebt gut 400 Patienten an, die in den kommenden Monaten nach und nach aufgenommen werden sollen. Möltgen: „Unser Wunsch ist, so viele Praxen wie möglich zu gewinnen, da dies die einzige Möglichkeit ist, das Versorgungsangebot vielen Patientinnen und Patienten zu ermöglichen. Ohne teilnehmende Praxis kann kein Patient teilnehmen.“ Finanziert wird das Modellprojekt aus dem von den Krankenkassen getragenen Innovationsfonds.

Kreis hat Verlängerung für sein Modellprojekt beantragt

Ursprünglich war vorgesehen, das es nach vierjähriger Laufzeit bereits Ende Juni kommenden Jahres endet. Weil Corona alles verzögert hat, hat der Kreis eine Verlängerung beantragt mit dem Ziel, das „Oberberg fairsorgt“ bis Ende März 2024 läuft. Die Uni Köln evaluiert das Projekt.

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Und danach? Das große Ziel sei es, das Projekt für alle Menschen in die Regelversorgung zu übernehmen. Auch sollen diejenigen Patienten, die nun gleichsam als Versuchskaninchen in den Genuss der optimierten Versorgung kommen, möglichst nicht wieder Abstriche machen müssen. Wie die Lücke zwischen Projektende und Beginn der Regelversorgung für sie geschlossen werden kann, solle frühzeitig überlegt werden.

Für Dezernent Schmallenbach ist „Oberberg fairsorgt“ ein bedeutender Baustein, um die Gesundheitsversorgung der Oberberger weiter zu optimieren. Denn die Bemühungen, ausreichend Ärzte aufs Land zu locken, gestalten sich schwierig.

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