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„Im Himmel gibt es Karneval“Engelskirchener ist Bestatter und engagierter Karnevalist

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Heinz Scherer arbeitet gerne als Bestatter. Manche der Urnen werden von seiner Familie selbst gestaltet und verziert.

Heinz Scherer arbeitet gerne als Bestatter. Manche der Urnen werden von seiner Familie selbst gestaltet und verziert.

Engelskirchen – Heinz Scherer hat eigentlich nie frei. „Als ich meinem Vater gesagt habe, dass ich Bestatter sein möchte, fragte er nur: Du weißt aber, dass ein Bestatter niemals in Rente geht?“, sagt Scherer und lacht.

Da habe er schon ein bisschen Recht gehabt, führt der Mann mit den blauen Augen und dem warmen Lächeln aus. „Meine Frau und ich haben mal 20 Jahre lang keinen Urlaub gemacht, aber das hat mich nie gestört. Ich tue meine Arbeit gerne und bin mit dem Herz dabei.“

Nicht nur leidenschaftlicher Bestatter, auch Karnevalist

Seit seine Tochter mit im Unternehmen arbeitet, macht er gelegentlich Urlaub, aber eigentlich ist er immer im Dienst. Nur nicht während des Rosenmontagszugs in Engelskirchen. „Oben auf dem Wagen höre ich das Telefon nicht, aber danach bin ich natürlich wieder erreichbar.“

Denn Scherer tut nicht nur seine Arbeit mit Leidenschaft: Seit der Geburtsstunde des Karnevals-Komitee Leppestraße (KKL) ist er beim Karneval mit dabei.

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„Das hat immer zu meinem Leben dazu gehört. Das geht hier auch gar nicht anders“, sagt er. 1977 wurde er Präsident beim KKL und ist es bis heute geblieben. Für seine Verdienste um den Karneval wurde er in diesem Jahr mit der „Goldenen Narrenkappe“ ausgezeichnet, dem Ehrenpreis der KG Rot-Weiß Denklingen.

Mit dem Herzen dabei

Wie seine Arbeit als Bestatter mit dem klamaukig-lustigen Karneval zusammenpasst? Scherer lächelt und sagt: „Wer nicht lachen kann, kann auch nicht richtig weinen. Man muss bei beidem mit dem Herzen dabei sein.“

Für ihn sei das kein Widerspruch, sagt er. „Man darf sich nicht verstellen, das ist wichtig.“ Dann müsse man auch nicht „umschalten“ zwischen dem Arbeitsalltag im Bestattungsinstitut und dem Sitzungskarneval.

Menschen begleiten ist etwas Besonderes für Scherer

„Solange man ehrlich ist, gibt es kein Problem. Ich tue beides gerne.“ Für Scherer haben die beiden Lebensbereiche Gemeinsamkeiten. „Wir begleiten den Verstorbenen ab dem Moment, wo er diese Welt verlassen hat und sorgen dafür, dass für die Toten und die Angehörigen alles so läuft, dass es angenehm ist.“

Es sei für ihn etwas Besonderes, die Menschen begleiten zu dürfen und ihnen auch bei der Trauer zur Seite zu stehen. „Es ist schön, viel zu geben, und man bekommt Dankbarkeit zurück.“ So sei es ja auch beim Karneval. „Es geht darum, den Menschen etwas Gutes zu geben und ihnen beizustehen – im Leben und im Tod.“

„Im Himmel gibt es Karneval“

Was nach dem Tod kommt? Scherer lacht. „Wenn ich das nur wüsste“, sagt er. Aber: „Ich halte das mit Reinhard Mey: Ich stelle mir das Sterben vor so wie ein großes, helles Tor, durch das wir einmal gehen werden.“ Den Text lese er oft bei Trauerfeiern vor, fügt der Bestatter ein. „Doch eh' nicht jemand wiederkehrt und mich eines Bess'ren belehrt, möcht' ich mir dort den Himmel denken“, sagt er und lächelt wieder.

Eins sei für ihn jedoch sicher: „Im Himmel gibt es Karneval, das kann ja gar nicht anders sein.“

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