Monte-Mare in EckenhagenReichshof-Politik denkt aus Kostengründen an Lockdown

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Seit der Wiedereröffnung im Juli kommen wegen Corona deutlich weniger Besucher ins Monte Mare nach Eckenhagen.

Seit der Wiedereröffnung im Juli kommen wegen Corona deutlich weniger Besucher ins Monte Mare nach Eckenhagen.

Eckenhagen – Der frisch wiedergewählte Reichshofer Bürgermeister glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen: „Wollen Sie ernsthaft das Bäderangebot im Reichshof abschaffen? Das ist für mich nicht überhaupt nachvollziehbar“, reagierte Rüdiger Gennies fast schon entsetzt, als es am Dienstag im Haupt- und Finanzausschuss darum ging, dem Monte-Mare-Bad mit zusätzlichen 300.000 Euro unter die Arme zu greifen. Einstimmig verweigerte der Ausschuss die entsprechende Empfehlung an den Gemeinderat. Man hat noch zu viele Fragen.

Corona-bedingt hatten das Bad und die Saunen in Eckenhagen monatelang schließen müssen, die Einnahmen brachen weg. Seit Juli ist wieder geöffnet, aber die Besucherzahlen liegen immer noch deutlich unter den Vorjahreswerten. Da drängte sich nicht nur Marlies Schirp (SPD) die Frage auf, ob es nicht preiswerter sei, Bad und Saunen – oder gar beides – für ein halbes oder ein ganzes Jahr zu schließen, bis die Pandemie abgeklungen sei. Andere Saunalandschaften machten das bereits vor, „weil die Kosten des Betriebs in keinem Verhältnis mehr zu den Einnahmen stehen“, berichtete Susanne Maaß (SPD).

Bis zur konstituierenden Ratssitzung Anfang November soll die Verwaltung entsprechende Zahlen besorgen. Und weil sie diese nicht selbst ermitteln kann, sondern dabei auf die Monte-Mare-Führung angewiesen ist, soll Gennies zur nächsten Sitzung den Geschäftsführer einladen – und am besten gleich auch den Steuerberater des Unternehmens.

660.000 Euro zahlt die Gemeinde ohnehin jährlich

660.000 Euro zahlt die Gemeinde ohnehin jedes Jahr schon als Zuschuss zu den Betriebskosten an Monte-Mare, dazu 2020 noch ein Gesellschafterdarlehen über 190.000 Euro. Weitere 300.000 Euro waren dem Ausschuss jetzt erstmal doch zu viel. Dabei, so versicherte Kämmerer Gerd Dresbach, könne es gut sein, dass soviel Hilfe gar nicht benötigt werde. Sofort nach der Schließung im März habe die Geschäftsführung „kostenreduzierende Vorkehrungen im Personalbereich getroffen“ und bei den Banken eine halbjährige Tilgungsaussetzung für Investitionsdarlehen erreicht.

Trotzdem summierten sich die Verluste von März bis einschließlich Juni auf monatlich 30.000 bis 35.000 Euro. Angesichts weiterhin niedriger Besucherzahlen sei aber bis Jahresende mit einer deutlichen Abweichung vom Wirtschaftsplan 2020 zu rechnen. „Die Nachfrage der Besucher ist groß“, wusste Thomas Funke (CDU), aber wegen Corona sei die Besucherzahl beschränkt.

Skeptisch äußerte sich sein Fraktionskollege Otto-Christian Engelbertz zu einer zeitweisen Schließung: Die Fixkosten blieben, aber bei einer Schließung gebe es gar keine Eintrittsgelder mehr zu deren Deckung.

Nicht weniger überrascht als der Bürgermeister vom Widerstand der Politik waren die Ausschussmitglieder, als Kämmerer Dresbach berichtete, dass Monte Mare nicht die Voraussetzungen für Hilfsgelder aus dem staatlichen Unterstützungsfond erfüllt habe. Die dafür notwendigen 60 Prozent Einnahmeverluste habe das Bad nicht gehabt. Wie das denn sein könne, wenn monatelang kein einziger Besucher im Bad gewesen sei, kam es aus den Ausschussreihen.

Es folgte die nächste Überraschung: Womöglich hat die Gemeinde selbst die staatlichen Hilfen ungewollt verhindert. Der Betriebskostenzuschuss werde in monatlichen Raten gezahlt, berichtete der Dresbach. Bis August flossen bereits 578 000 Euro. Und dieses Geld sei Monte Mare als Einnahme angerechnet worden.

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