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Waldbröler Kirchenorgel wird saniertJede Pfeife muss in die Wäsche

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Mit viel Vorsicht demontiert Stefan Peters (auf der Leiter), Inhaber der Klavier- und Orgelmanufaktur, eine der Prospektpfeifen.

Mit viel Vorsicht demontiert Stefan Peters (auf der Leiter), Inhaber der Klavier- und Orgelmanufaktur, eine der Prospektpfeifen.

Waldbröl – Die Orgel in der Waldbröler Stadtkirche wird derzeit komplett zerlegt und überholt. Gerade demontieren Stefan Peters, Inhaber der Klavier- und Orgelmanufaktur in Glandorf bei Osnabrück, und sein Mitarbeiter Mirko Schilling die mehr als 2500 Pfeifen der Kreienbrink-Orgel von 1984 in dem evangelischen Gotteshaus.

Anfällig für Störungen geworden

„In den vergangenen Jahren ist sie recht anfällig für Störungen geworden“, schildert Kantor Pascal Salzmann. Zudem gebe es neue Richtlinien für den elektrischen Bereich. Der Computer stamme aus der frühesten Generation, die Polsterstoffe aus Filz und Leder seien verschlissen und durch die Umluftheizung habe sich massenhaft Staub in der Orgel abgelagert. Bei einer Reinigung während des Umbaus der Kirche an der Alten Rathausstraße im Jahr 2005 seien nur grundlegende Arbeiten durchgeführt worden. „Nach 37 Jahren wird sie nun auf den neuesten Stand der Technik gebracht“, freut sich Salzmann. Die Kosten dafür beziffert der Kantor auf etwa 60 000 bis 70 000 Euro.

Die größte Pfeife wiegt 80 Kilogramm

Viele der Pfeifen, ebenso die Tastatur und die Registerschaltung, haben Peters und Schilling bereits demontiert. Die größte der 16-Fuß-Prospektpfeifen aus Kupfer ist etwa 5,50 Meter lang und wiegt rund 80 Kilogramm, die kleinste aus einer Zinn-Blei-Legierung misst nur etwa einen Zentimeter und bringt nur wenige Gramm auf die Waage. Alle müssen sich einer Reinigung und einer Revision unterziehen, bei der auch durch Stimmungen oder durch das Gewicht hervorgerufene Setzungen und Verformungen korrigiert werden.

Der Spieltisch wird komplett modernisiert, früher waren lediglich acht Registerkombinationen einstellbar. Durch einen neuen Computer und ein elektronisches Korrespondenzsystem werden zukünftig über die Setzeranlage bis zu 10 000 fest programmierbare Kombinationen möglich, die über einen Sequenzer während des Konzerts in der passenden Reihenfolge abgerufen werden. Dafür werden auch die alten Schleifenzugmotoren gegen nahezu verschleißfreie Schleifenzugmagnete ausgetauscht.

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Während der Aufarbeitung des Spieltischs mit seinen drei Manualen und den Pedalen sowie der Registerstaffeln in der Werkstatt werden die meisten anderen Arbeiten in der Kirche ausgeführt. Peters rechnet damit, dass die Orgel in sechs Wochen wieder spielbar ist. Etwa zwei Wochen kalkuliert er für die Nachintonation, bei der die Feinabstimmung erfolgt. „Dafür brauche ich absolute Ruhe“, schildert der Orgelbauer.

Die überholte Orgel soll am 31. Oktober eingeweiht werden. Salzmann kündigt an, dass während einer Festwoche bis zum 5. November täglich Orgelkonzerte und Orgelführungen geplant seien, „um die Orgel in allen Facetten zu erleben“.

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