„Wenigstens das habe ich gerettet“Oberberger entsorgen zerstörte Habe

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Was das Hochwasser zerstört hat, das bringen Oberberger zur Leppe-Deponie.

Was das Hochwasser zerstört hat, das bringen Oberberger zur Leppe-Deponie.

Leppe – Die Eheleute Nicole und Fabian Schäfer wirken erschöpft, als sie am Samstagvormittag mit ihrem Transporter auf den für Hochwassergeschädigte eingerichteten Platz hinter dem Verwaltungsgebäude des Entsorgungsfachbetriebs Reloga auf der Zentraldeponie Leppe fahren. Beim Ausladen des verschlammten Elektroschraubers scheint die Frau aus Lindlar-Hartegasse noch ganz ruhig. Doch als sie den Sack mit Plüschtieren aus ihrer Kindheit in den Container wirft, kommen ihr die Tränen. Nur der kleine Hund, den sie zu ihrer Geburt vor 40 Jahren bekommen hat, habe etwas abseits gelegen, erzählt sie: „Wenigstens ihn habe ich gerettet.“

Verzweiflung nach Stromausfall

Ihr Ehemann berichtet, dass sie ihr Haus erst vor einem Jahr gekauft haben: „Wir waren gerade fertig mit der Renovierung.“ Nach den heftigen Regenfällen vor bald zwei Wochen sei die Sülz über die Ufer getreten: „Die war wie ein reißender Fluss.“ Anfangs hätten sie das Wasser noch aus dem Keller pumpen können, doch dann sei das Wasser bis an den Elektrohauptverteiler gestiegen und der Strom ausgefallen. „Das war ein Albtraum“, sagt Nicole Schäfer. Vergeblich habe sie sich gewünscht, daraus endlich aufzuwachen.

Service-Zeiten

Vorerst bis Freitag, 30. Juli,kann Hochwasser-Sperrmüll und Hochwasser-Elektroschrott täglich außer sonntags von 10 bis 18 Uhr kostenlos an den Wertstoffhöfen in Leichlingen, Burscheid, Hückeswagen, Bergisch Gladbach-Bensberg und auf der Zentraldeponie Leppe in Lindlar abgegeben werden. Zur Entsorgung von Schlämmen und Schadstoffabfällen sollte vorher die kostenfreie Hotline (08 00) 6 00 20 03 angerufen werden. (kup)

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Dankbar sind sie ihrem Nachbarn, der ihnen sofort Strom zur Verfügung gestellt hat und der Feuerwehr fürs Weiterpumpen. Dennoch habe das Wasser einen guten Meter hoch im Keller gestanden und Waschmaschine, Möbel, Baumaterialien, Regale und zahlreiche Elektrogeräte zerstört. „Wir sind froh über das Angebot, unseren Müll hier entsorgen zu können. Wir hätten nicht gewusst, wohin damit.“

Renate Groneuer von Reloga, Leiterin der Wertstoffhöfe im Oberbergischen und im Rheinisch-Bergischen Kreis, schildert, dass seit dem Ende der Unglückswoche auf den Wertstoffhöfen des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands bei erweiterten Annahmezeiten bereits 90 Container mit einem Fassungsvermögen von 36 Kubikmetern Hochwasserabfall und zusätzlich 30 Kubikmeter Elektroschrott abgegeben worden seien. Groneuer betont, dass es besser sei, den Müll selbst anzuliefern statt ihn als Sperrmüll an die Straße zu stellen. Nur so könne eine Trennung von Elektroschrott, Sonder- und Schadstoffabfällen sowie Sperrmüll gewährleistet und der Abfall vorsortiert zur Zwischenlagerung an das Entsorgungsunternehmen Avea weitergeleitet werden.

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Während der verlängerten Annahmezeiten helfen Angestellte aus allen Abteilungen den Mitarbeitern auf den Wertstoffhöfen, die gigantischen Berge von Hochwassermüll zu bewältigen. „Gestern Computer und heute Wertstoffhof“, sagt die Vertriebsmitarbeiterin Esther Roth vom Kundenservice. Und ihre Kollegin Elke Biskupek vom Leverkusener Stoffstrommanagement ergänzt: „Im Moment werden die Kräfte gebündelt, wo es nur geht.“ Für beide ist es der erste „Außeneinsatz“ in der Katastrophensituation. „Man sieht die Schicksale, das geht ans Herz“, sagt Biskupek. „Wenn es geht, nehmen wir uns gerne die Zeit, mit den Menschen zu reden, die so viel verloren haben.“ Roth erzählt, dass am Telefon schon einige geweint hätten: „Das sind manchmal so rührende Gespräche, da bekomme ich eine Gänsehaut.“

Beeindruckender Zusammenhalt

Bei Frank Oerder aus Lindlar-Linde hat ein Bach, der in die Sülz mündet, seinen Lauf wegen eines verstopften Rohres verlagert. So stand sein Haus rund 70 Zentimeter unter Wasser. „Küche und Gästezimmer sind komplett abgesoffen.“ Die Maschinen und Geräte im Lagerraum daneben seien nur noch Schrott, schildert er. „Aber am meisten schmerzt mich der Verlust meines Motorrads.“ Oerder ist beeindruckt von der gegenseitigen Hilfe in der Nachbarschaft: „Es ist unglaublich, wie die Leute zusammenhalten.“ Allerdings nerve ihn das „Gejammere auf hohem Niveau“, wenn er daran denkt, wie hart es die Menschen an Ahr und Erft getroffen hat.

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