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14 Lieder gegen den KriegKlavierfestival Lindlar beginnt mit deutscher Uraufführung

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Deutsche Uraufführung: Falko Steinbach (Klavier) und Ingela Onstad (Sopran) führen Steinbachs Komposition „Kriegslieder seit nine/eleven“ und Lieder von Robert Schumann auf.

Deutsche Uraufführung: Falko Steinbach (Klavier) und Ingela Onstad (Sopran) führen Steinbachs Komposition „Kriegslieder seit nine/eleven“ und Lieder von Robert Schumann auf.

Lindlar – „Von gottimitierenden Schergen gelenkt / cocacolaschlürfend / auf sicherem Sitz / flugs! auf den Knopf gedrückt/ha! getroffen“.

„Todesengel“ heißt das Gedicht von Peter Pabisch, dass Falko Steinbach vertont hat. Insgesamt vierzehn Lieder umfasst der Zyklus „Kriegslieder seit nine/eleven“. Am morgigen Sonntag, zum Auftakt des Lindlarer Klavierfestivals, wird der Zyklus erstmals in Deutschland aufgeführt, mit Falko Steinbach am Klavier und der Sopranistin Ingela Onstad.

„Ich möchte das Genre Klavierlied wieder beleben, aber mit zeitgenössischen Mitteln“, erklärt Steinbach. Gleichzeitig verstehe er sein Werk als Würdigung des Komponisten Hanns Eisler, der Kriegsgedichte von Bertolt Brecht vertont hat. „Nur dass ich natürlich nicht Eisler kopiere, sondern eine heutige Tonsprache wähle.“

Radiergummis und Nägel im Klavier

Dazu hat der Komponist Steinbach sein Instrument, den Konzertflügel, präpariert, indem er Keile aus Papier und Klebeband zwischen einige Saiten schiebt. Der Effekt: Der Ton wird gedämpft, eine Verkürzung der schwingenden Saite verstärkt bestimmte Obertöne.

Erste Konzerte

Sonntag, 14. Juli

Lindlar. 17 Uhr, Eröffnungskonzert im Kulturzentrum, Wilhelm-Breidenbach-Weg, mit Falko Steinbach (Klavier) und Ingela Onstad (Sopran) mit Werken von Steinbach und Schumann (gleiches Programm am Montag, 15. Juli, in Kürten-Dürscheid und Dienstag, 23. Juli, in Wipperfürth).

Montag, 15. Juli

Lindlar. 19 Uhr, Kulturzentrum, Wilhelm-Breidenbach-Weg, Andreas Landstedt, Hsiu-Ting Chen, Evan Aguilar, Lydia Martha Lauer, Esther Han und Shu-Yu Shen spielen Bach, Mozart, Liszt, Schubert, Brahms, Schumann, Grieg und Chopin.

John Cage, Pionier der Musikavantgarde, war einer der ersten, der um 1940 Gegenstände wie Radiergummis und Nägel in das Klavier einsetzte, um so den Klang zu manipulieren. Vorläufer gab es allerdings schon im 18. Jahrhundert.

Lieder seien sängerisch „eine große Herausforderung“

Doch nicht nur die Musik, auch die Texte sind dem Komponisten wichtig. Autor Peter Pabisch ist ein österreichisch-amerikanischer Autor, Literaturwissenschaftler und langjähriger Freund Steinbachs. „Was bedeutet Krieg“, fragt Steinbach. Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, gehe der Krieg mit den Drohnen weiter, abgefeuert von Soldaten in tausenden von Kilometern Entfernung. „Wir sind Teil dieser Maschinerie“, so seine Schlussfolgerung. Gleichwohl müsse man dem Terror irgendwie begegnen, das sei ein Dilemma. Der Titel „Nine/elven“ bezieht sich auf das Datum der Terroranschläge vom 11. September 2001.

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„Sängerisch sind die Lieder eine große Herausforderung“, sagt Ingela Onstad, eine Spezialistin für Neue Musik. Die „Kriegslieder“ seien sehr vielfältig, mit ganz unterschiedlichen Farben. „Ich muss zum Teil sehr hoch und sehr tief singen, an einigen Stellen singe ich wie ein Kind, und an anderen Stellen schreie ich laut.“

Im zweiten Teil des Konzertprogramms, das in Kürten (Montag, 15. Juli) und Wipperfürth (Dienstag, 23. Juli) wiederholt wird, erklingt Robert Schumanns romantischer Liedzyklus „Frauenliebe und Leben“ als Kontrast. „Diese Lieder sind gut für die Seele“, freut sich Onstad.

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