Artgerechter HühnerhofReichshoferin kümmert sich um Hennen aus Legebatterien

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Bei ihr hat’s nicht nur Hündin Aisha gut, sondern auch Huhn Schatzi: Hanne Mattersberger mit ihren beiden Lieblingen.

Reichshof-Schneppenhurth – Schatzi läuft Hanne Mattersberger unermüdlich hinterher, freut sich über Haferflocken und kleine Käsebrocken. Die hübsche braune Hühnerdame ist so zutraulich, dass sie sich auch von Besuchern streicheln lässt, während Labrador-Mix Aisha eher ein bisschen bedröppelt zuschaut.

Doch natürlich bekommt auch der Vierbeiner Streicheleinheiten, während Hanne Mattersberger davon erzählt, wie es dazu kam, dass sie mit Hund, Katze und 26 Hühnern zusammenlebt: „Ich hatte vor etwa sechs Jahren vier Hühner vom Markt geholt, dann schenkte mir ein Freund einen Hahn dazu.“ Der Hahn stolziert noch heute durch das große Gehege und wurde, weil er so hübsch ist, von seiner Besitzerin „George“ getauft – nach George Clooney, dem Schauspieler.

Mattersberger engagiert sich in der Hühnerrettung

Von einer Freundin hörte sie dann vom Verein „Rettet das Huhn“, bewarb sich mit Bildern vom Stall und den anderen Hühnern und engagiert sich heute mit Hilfe des im Frühjahr 2020 gegründeten Reichshofer Vereins „Hühnerrettung NRW“.

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26 Hühner picken und scharren heute in Schneppenhurth. Viele von ihnen wurden aus dem Martyrium „Legebatterie“ gerettet.

Seitdem hat die Tierfreundin in den vergangenen fünf Jahren mehr als 30 Hühnern ein gutes Leben nach dem Martyrium in den Legebatterien geschenkt. Sie hat die Dorfbewohner eingeladen, sich die geschundenen Kreaturen anzuschauen, wenn sie frisch in Schneppenhurth angekommen waren, um ein Bewusstsein für das Elend dieser gequälten Tiere zu schaffen.

Der Reichshofer Verein Hühnerrettung NRW wird am kommenden Samstag, 6. Februar, und dann wieder Mitte März coronakonform mit weniger Helfern als üblich die nächsten Ausstallungen vornehmen.

Ansprechpartner für Oberberg ist Robert Becker. Er sagt, dass die Hühner, die Anfang Februar ausgestallt werden, schon vermittelt seien. Doch erfreut berichtet er auch: „Die Zahl der Menschen, die sich um das Tierwohl sorgen, wächst kontinuierlich.“

Keiner der Abnehmer sei während der vergangenen Monate abgesprungen, weil er sich Sorgen wegen der Pandemie gemacht habe, so der Reichshofer. Zumal die Mitglieder des Vereins die Tiere im Freien an die neuen Besitzer abgeben, darauf achten, dass Abstände gewahrt werden, Maske tragen und die Abnehmer bitten, ihre eigenen Kugelschreiber für die Unterschrift mitzubringen.

„Weil wir die Hygieneregeln sehr genau beachten, sollten die Abnehmer etwas Geduld mitbringen. Denn solche Abläufe brauchen etwas mehr Zeit“, sagt Robert Becker. (kpo)

Sie selbst isst schon lange kein Hühnerfleisch mehr. „Das Essen von Hühnchen ist mir sehr schnell vergangen. Und eine Hühnerrettung geht selten ganz ohne Tränen bei den Beteiligten ab“, erzählt die 67-jährige und ergänzt nachdrücklich: „Die Konsumenten von Eiern oder Produkten mit Eiern sollten viel achtsamer sein.“

Oft kommen die Hühner spindeldürr, ohne Federn und hysterisch vom Stress, mit so vielen Artgenossen eingepfercht gewesen zu sein, bei ihren neuen Besitzern an. Wenn sie sich dann zum ersten Mal ins Sonnenlicht trauen, ist das auch für Hanne Mattersberger ein großer Moment.

Denn: „Man sieht ihnen an, dass sie ihr Leben zum ersten Mal genießen.“ Ihre Schar von 26 Tieren stürmt morgens schon voller Freude in den Garten. Nachbarn bringen George sowie den weißen und braunen Hennen Nudeln und Reis und erfreuen sich am Gewusel.

Schatzi schaut dann allerdings von außen zu, denn sie ist halb blind und wird gerne mal untergebuttert. „Darum hat sie ihren eigenen kleinen Stall.“ Schatzi hatte einen so verwachsenen Schnabel, dass sie fast verhungert in Schneppenhurth angekommen ist.

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Der Tierarzt schliff den Schnabel ab, und nun knabbert Schatzi mit Vorliebe Haferflocken. „Die Tierarztkosten summieren sich natürlich. Und es ist zum Beispiel auch gar nicht so leicht, überhaupt einen Veterinär zu finden, der sich mit Hühnern auskennt“, berichtet Hanne Mattersberger.

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