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IrrfahrtSenior aus England will nach Rom – und landet im Bergischen

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Der 81-Jährige gab die Zieladresse in sein Navigationssystem ein und los ging die Fahrt. Sie endete dann jedoch nicht in Italien.

Morsbach – Eigentlich wollte er in die italienische Hauptstadt. In der Millionenmetropole aber ist ein 81 Jahre alter Italiener nicht angekommen: Auf den Weg gemacht hatte er sich in Newcastle upon Tyne, gelegen im Nordosten Englands und in Sichtweite der Grenze zu Schottland, am frühen Freitagmorgen landete er mit seinem Jaguar in Oberberg – und zwar vor den Toren der kleinen Morsbacher Ortschaft, die ebenfalls den großen Namen Rom trägt. Nach Angaben der Polizei hat das Navigationsgerät den Mann dorthin geführt. Damit hat der Senior sein Ziel um nahezu 1500 Kilometer verfehlt.

Hatte er seine lange Reise bis dahin offenbar gut überstanden, so wurde ihm ein Zwischenstopp an einem Senioren- und Pflegezentrum in Morsbach-Lichtenberg zum Verhängnis. Kaum hatte das Navi an der Bergstraße verkündet, der Mann erreiche in Kürze sein Ziel, stieg der Italiener aus dem Auto. In seiner Verwirrung, teilt Polizeisprecherin Monika Treutler mit, habe er wohl vergessen, die Handbremse zu ziehen: Der schwere Jaguar geriet in Bewegung und rollte los. Der 81-Jährige habe sofort versucht, sein Auto zu stoppen, sei dabei jedoch von der geöffneten Fahrzeugtür erfasst und dann einige Meter mitgeschleift, aber nicht überrollt worden.

Pflegekraft eilt Verletztem zu Hilfe

Das beobachtete eine 63 Jahre alte Pflegekraft und eilte zu Hilfe: „Als ich am Unfallort ankam, war er bereits unter dem Auto hervorgekrabbelt“, berichtet die Frau auf Anfrage dieser Zeitung. Er habe bei dem Sturz etliche Schürfwunden an den Händen, den Armen und den Beinen davongetragen. „Wir haben natürlich sofort einen Krankenwagen gerufen“, schildert die Pflegekraft. Der Italiener wurde zur stationären Behandlung ins Kreisklinikum nach Waldbröl gebracht. Wie schwer er bei dem Unfall verletzt wurde und ob der Italiener bereits auf dem Heimweg ist, war am Sonntag nicht zu erfahren.

„Er hat in jedem Fall großen Glück gehabt“, sagt die Ersthelferin. Sie glaubt: „Der arme Kerl hat vergessen, das richtige Land in sein Navi einzugeben.“ Er habe seinen Wagen vor dem Unfall, wie in Großbritannien üblich, am linken Rand der abschüssigen Straße geparkt, erinnert sich die Altenpflegerin. Die Verständigung mit dem Verletzten sei sehr schwierig gewesen, „denn er sprach nur Italienisch und Englisch“, ergänzt die 63-Jährige. „Auch eine Kollegin konnte ihn leider nicht besser verstehen.“ Erfahren habe sie jedoch, dass der Mann am Wohnheim gehalten habe, um sich zu erkundigen, wo er gelandet sei: Offenbar hatte er den weißen Wegweiser nach Morsbach-Rom gesehen und sich gewundert.

Der Jaguar des Italieners war bei der Schussfahrt gegen eine Bank in der Nähe des Seniorenwohnheims gekracht und knickte schließlich das gelbe Ortsschild „Lichtenberg“ und den weißen Wegweiser in den einen Kilometer entfernten Ort Rom um. An dieser Stelle kam das Fahrzeug dann zum Stehen. In Morsbach-Rom Dorf leben etwas mehr als 60 Einwohner. Die Irrfahrt des 81-Jährigen war das gesamte Wochenende über das Gesprächsthema Nummer 1 im Dorf, erzählen Anwohner.  

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