BahnhofBauarbeiten für neuen Bahnübergang

Lesezeit 3 Minuten

Wiehl – Eine scheinbar unendliche Geschichte ist nun doch in ihrem letzten Kapitel angekommen: Am Montag hat die Firma Otto Quast das erste Gleis aus dem Boden gerissen und damit begonnen, im Wiehler Zentrum einen neuen Bahnübergang herzustellen. Im November sollen hier die ersten Autos kreuzen.

Beim symbolischen Kraftakt zum Start der Baustelle arbeiteten einstige Gegner Hand in Hand: Aktivisten der Wiehltalbahn auf der einen Seite, Vertreter von Rat und Verwaltung auf der anderen. Darunter Politiker aus der CDU-Fraktion, deren früheres Mitglied Hubert Wild gern daran erinnert, dass er 1989 die Idee einer direkten Verbindung von der Bahnhofstraße zur Umgehung aufgebracht hat. Es dauert dann aber noch einmal fast zehn Jahre, bis die ersten Planungen erstellt wurden.

Und schließlich kam es zu dem denkwürdigen Auftritt des damaligen NRW-Verkehrsministers Oliver Wittke (CDU). Dieser hatte bei der Einweihung des Kreisverkehrs am Bahnhof (heute Jokneam-Platz) im September 2006 verkündet, es wäre „ein Treppenwitz der Stadtgeschichte“, wenn wegen der Wiehltalbahn noch viel Geld in Bahnübergänge investiert würde. Von diesem Rückenwind ermuntert, begab sich die Stadt in einen langwierigen Rechtsstreit und wurde am Ende doch dazu verurteilt, ihre städtebaulichen Pläne mit der Bahnstrecke zu vereinbaren.

Seit drei Jahren reden Wiehltalbahner und Stadt wieder ohne Anwälte miteinander. Dass es trotzdem noch so lange gedauert hat, bis der Übergang eingerichtet werden konnte, habe mit dem mühseligen Genehmigungsverfahren durch das Eisenbahnbundesamt zu tun, sagte gestern der neue Wiehler Baudezernent Maik Adomeit, ohne seine Verärgerung zu verbergen. Alle Beteiligten bedauerten, dass Adomeits Vorgänger Thomas Gaisbauer zwischenzeitlich verstorben ist und die Vollendung des von ihm federführend geplanten Übergangs nicht mehr erleben kann.

Aus dem „Treppenwitz“ wird nun Ernst, die Stadt investiert mit 60-prozentiger Unterstützung des Landes mehr als 800 000 Euro allein in den Bahnübergang. Darin eingeschlossen sind 298 000 Euro für die neuen Bahnsteige und allein 126 000 Euro für die Signaltechnik. Dazu kommen 237 000 Euro für die eigentliche Verbindungsstraße zwischen den Kreisverkehren am Bahnhof und auf der Umgehungsstraße.

Vizebürgermeisterin Bianka Bödecker (CDU) freute sich gestern, dass die Bauarbeiten ohne nennenswerte Verkehrsstörungen vonstatten gehen werden. Baudezernent Adomeit kündigte an, dass schon im Mai gleich nebenan mit dem Bau des neuen Busbahnhofs begonnen werden soll. Dieser sei der eigentliche Auftakt für das neue „Integrierte Handlungskonzept“, in dessen Zuge die Verkehrsführung im Ortszentrum neu geregelt wird.

Pächter und Betreiber der Wiehltalstrecke ist die Bonner Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH (RSE). Deren Geschäftsführer Daniel Preis freut sich, dass mit dem Übergang eine Voraussetzung dafür geschaffen wird, dass der touristische Zugverkehr über den 14-tägigen Betrieb hinaus ausgedehnt werden kann. Auch den Güterverkehr will er wieder intensivieren und dafür mehrere Transportaufträge bündeln.

KStA abonnieren