Bibel und KoranWiehler Schüler diskutieren mit Islamwissenschaftler Khorchide

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OB Islamvortrag

Über Gemeinsamkeiten zwischen Bibel und Koran sprach Mouhanad Khorchide (r.) auf Einladung des  Kirchenkreises.  

Oberbantenberg – Luthers Bibelübersetzung war eine Zeitenwende. Tom (16) bringt es auf den Punkt: „Könnt ihr euch vorstellen, dass die Leute vorher gar nicht verstanden haben, was vor sich geht?“ Der Elftklässler gehört zu einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern des Wiehler Bonhoeffer-Gymnasiums, die sich mit Luther und seiner im September 1522 veröffentlichten Übersetzung des Neuen Testaments beschäftigt haben. Sie haben sich aber auch über den Koran informiert. Und über den prominenten Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide.

Prominenter Wissenschaftler

Seit er 2010 die Professur für Islamische Religionspädagogik in Münster übernommen und 2012 das Buch „Islam ist Barmherzigkeit“ veröffentlicht hat, ist Khorchide das Gesicht einer liberalen Variante seiner Religion. In diesem Sinne trat der österreichische Theologe nun auch auf Einladung des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger und der Evangelischen Akademie im Rheinland im Oberbantenberger Gemeindehaus auf.

Der 500. Jahrestag der Bibelübersetzung gab Anlass für ein interreligiöses Gespräch über die Bergpredigt, den zentralen Text des Neuen Testaments. Hans-Georg Pflümer ist Vorsitzender des Theologischen Ausschusses des Kirchenkreises, Schulpfarrer und hat mit seinen Kursen den Abend vorbereitet. „Zumutungen“ nennt Pflümer Gebote wie die Feindesliebe, die Jesus seinen Anhängern predigte. Schüler Pascal (18) stellt in seinem Beitrag die Frage, welche Bedeutung dieses Gebot in der aktuellen Kriegszeit noch hat.

Prof. Khorchide hatte darauf auch keine einfache Antwort, betone aber, dass Liebe und Barmherzigkeit in allen drei abrahamitischen Religionen und ihren Offenbarungstexten die wesentlichen Inhalte sind. Diese Schriften müsse man aus ihrer Zeit heraus deuten. Und mit Blick über den Tellerrand: „Ich kann als Muslim die Bibel lesen, als wollte sie mir etwas sagen.“

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Der Religionspädagoge weist nach, dass sich zentrale Sätze der Bergpredigt im Koran widerspiegeln. So wie Jesus die Friedensstifter zu Gottes Kindern erhöht, rufe der Koran den Menschen dazu auf, sich als Hand der Barmherzigkeit Gottes zu beweisen. Gott begebe sich geradezu in eine Abhängigkeit vom freien Menschen. Das Mensch-Gott-Verhältnis sei jedenfalls auch im Koran keine Unterwerfung, sondern eine „Liebesbeziehung“. Und diese werde in Sure 10 ausgerechnet an der Mutterliebe zwischen Maria und Jesus veranschaulicht. Hier sieht Khourchide den „gemeinsamen Nenner der Religionen“.

Matthias Weichert, Schulreferent des Kirchenkreises, freute sich in der abschließenden Diskussion, dass Khorchides Vortrag ein Beitrag zu einer „öffentlichen Theologie“ sei, wie sie Luther mit seiner Bibelübersetzung begründet habe.

Anlässlich des Bibel-Jubiläums spricht Prof. Dr. Andreas Mühling am Donnerstag, 8. September, um 19 Uhr, im Engelskirchener Gemeindehaus. Anmeldung unter Telefon (02261)7009-42

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