Digitalisierung ohne BildschirmFachleute referieren bei IT-Kongress in Gummersbach

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Mit den spielerischen Mitteln von Fischer-Technik, vor allem aber mit praxisnahen Maschinen demonstriert die Modellfabrik des Innovation Hubs die Möglichkeiten der industriellen Digitalisierung.

Mit den spielerischen Mitteln von Fischer-Technik, vor allem aber mit praxisnahen Maschinen demonstriert die Modellfabrik des Innovation Hubs die Möglichkeiten der industriellen Digitalisierung.

Gummersbach – Die Digitalisierung ist weniger digital, als man glaubt. Dass es am Ende mehr als 1000 Anmeldungen für den „DigitalXchange“ am Samstag in Gummersbach gab, wurde allenthalben als Beweis dafür gedeutet, dass es auch unter ITlern einen großen Bedarf an einem Austausch gibt, der eben nicht über den Bildschirm stattfindet. Diese Überzeugung ist in vielen Online-Konferenzen der Corona-Krise offenbar gewachsen.

In 82 Vorträgen referierten Fachleute in den Hörsälen der Technischen Hochschule über Themen wie „Datengetriebene Optimierung im Spritzgießen“ oder „Emotionen als Erfolgsfaktor der Führung und Mitarbeiterbindung“. Zudem gab es Gelegenheit, die neuen Räumlichkeiten des „Innovation Hub Bergisches Land“ in der benachbarten Halle 51 zu besichtigen. Geschäftsführer Torsten Winterberg verstand den Kongress als „Flaggschiff“ des „InnoHubs“, der ja als Tagungshaus und Versuchslabor selbst ein Ort der Begegnung ist. Die Führungen durch die von Christoph Berger geleitete Modellfabrik waren jedenfalls ein Höhepunkt fürs technisch interessierte Publikum.

Mehr als Wissensvermittlung

Dort begegnete man nicht nur anderen Menschen, sondern auch „Cobots“. Diese sensiblen und mobilen Arbeitshelfer stehen für die digitalen Möglichkeiten, welche die 35 Mitgliedsunternehmen des InnoHubs aus dem regionalen produzierenden Gewerbe in der Modellfabrik erproben können.

Bei der Eröffnungsveranstaltung im großen Ferchau-Hörsaal berichtete TH-Dekan Prof. Dr. Christian Kohls, dass die Prüfungsleistungen in der Corona-Zeit „gar nicht so viel schlechter“ ausgefallen sind. „Aber Wissensvermittlung ist nicht unser einziger Auftrag. Wir müssen auch zeigen, wie Zusammenarbeit funktioniert.“ Viele Unternehmen erlägen dem Trugschluss, dass Homeoffice ausreiche. „Die Arbeit wird vielleicht erledigt, aber es fehlt an Innovation durch informelle Gespräche.“ Digitalisierung dürfe kein Selbstzweck sein, manchmal sei es unkomplizierter, ein Formular mit der Hand auszufüllen. Er freue sich darauf, wenn die TH wieder ein „Präsenzcampus“ wird, mit neuen Formaten und neuen Lernräumen.

Zum ersten Mal im Hörsaal

InnoHub-Geschäftsführer Winterberg wusste von Drittsemestern zu berichten, die an diesem Tag zum ersten Mal einen Hörsaal von innen gesehen haben. Auch ihm geht es darum, die Menschen in Präsenz zusammenzubringen, und zwar nicht nur die Geschäftsführer. Erstmals wurde übrigens während der Tagung eine Kinderbetreuung angeboten.

Es ist alles eine Frage der Einstellung. Das war Thema der beiden Leitvorträge. Zum Abschluss des Vortragsprogramms am Nachmittag sprach die Kölner Bobsportlerin Leonie Fiebig über ihre Erfolgsmaximen. Zum Auftakt hatte der Nürnberger Marketing-Experte Robert Puchalla für eine moderne Unternehmenskultur geworben. Erfolgreich könne man heute nur noch sein, wenn man sich von überkommenden Strukturen löse und die Mitarbeitenden mit Teilhabe und Entwicklungsmöglichkeiten motiviere. „Es geht nicht nur um Zahlen, sondern um Menschen.“ Wer das verstehe, werde am Ende auch Umsatz und Gewinn machen.

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