Ein Osterfest ohne GemeinschaftDie Corona-Pandemie setzt enge Grenzen

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Ein bemaltes Osterei

Ein bemaltes Osterei

  • Das Osterfest ist der höchste Festtag im christlichen Kalender.
  • Die Corona-Pandemie setzt dem Ganzen enge Grenzen: Die Gemeinschaft mit anderen ist aktuell nicht möglich.
  • Zwischen Online-Predigten und guten Worten versuchen Pfarrer auch, die Situation als Aufbruchschance zu sehen.

Oberberg – Es sei doch schon recht eigenartig, in eine leere Kirche hinein zu predigen, sagt Kreisdechant Christoph Bersch und beschreibt damit auch jenes, das die Gläubigen am höchsten Festtag im christlichen Kalender wohl am meisten vermissen werden: die Gemeinschaft mit anderen.

„Es ist und bleibt eben ein großer Unterschied, ob man in der Kirche beisammen ist oder zu Hause die Gottesdienste am Computerbildschirm oder vor dem Fernseher erlebt“, schildert Bersch, der am Ostersonntag erneut online predigt, stets beäugt also von einem Kameraobjektiv. „In jeder Krise steckt aber stets auch eine Chance“, urteilt Oberbergs Kreisdechant: Zum einen erreiche nun auch die Kirche das Internet, zum anderen gebe es das „Geschenk der Ökumene“.

Damit meint Bersch die Osterbroschüre, die das Katholische Kreisdekanat Oberberg und der Evangelische Kirchenkreis An der Agger gemeinsam geschrieben, dann in einer Auflage von fast 80 000 Exemplaren gedruckt und zuletzt zu Fuß an Oberbergs Haushalte verteilt haben. Auch Michael Braun, neuer Superintendent des Kirchenkreises, findet es faszinierend, wie rege die Gemeinden derzeit seien. „Da entsteht gerade trotz aller Schreckensnachrichten eine vielfältige Palette an Aktivitäten“, hat er beobachtet, zumal die Corona-Krise einen „gewaltigen Einschnitt auch in das christliche Leben bedeutet“.

Erkennen eines Aufbruchs

Ganz wie Christoph Bersch, so erkennt auch Michael Braun darin einen Aufbruch: „Denn sonst fließt das Vertraute immer von einem Jahr ins nächste“, sagt er und freut sich, dass die Gläubigen die Online-Gottesdienste inzwischen gern besuchen, entweder live oder später als Stream.

„Die Klickzahlen liegen pro Gottesdienst zwischen 300 und 2000“, sagt er. Einige Klicks kommen am Osterwochenende vom Gummersbacher Hepel und da aus dem Haus der Familie Braun: Dort verbringt der Superintendent die Feiertage mit Ehefrau Claudia und Tochter Frederike, die am Sonntag zudem ihren 16. Geburtstag feiert. Braun ruft dazu auf, in der Familie das Abendmahl zu feiern, mit Wein oder Traubensaft und natürlich Brot. „Dafür ist jede Art von Brot, jedes Fladenbrot und jedes Brötchen geeignet, solange man es in der Gemeinschaft teilt.“

„Oberbergische Ostern“ zum Ausdrucken

Das Heft „Oberbergische Ostern 2020“, 16 Seiten stark und in einer Auflage von fast 80 000 gedruckt, steht auch als Download im Internet bereit. Herausgeber sind der Evangelische Kirchenkreis An der Agger und das Katholische Kreisdekanat Oberberg. Gedacht ist das Heft als Stütze für ökumenische Hausandachten, es enthält eine Vielzahl österlicher Liedvorschläge ebenso wie Impulse, Meditationen und Anregungen zu Gesprächen in der Familie. Natürlich geht es auch um die Bedeutung der Tage von Gründonnerstag bis Ostermontag. Die Lieder sind über QR-Codes abrufbar, die mit dem Smartphone gescannt werden und dann zu Texten und Noten ins Internet führen.

Auf ihren Internetseiten weisen die beiden Kirchen zudem auf ihre Internetgottesdienste ebenso hin wie auf Angebote der Nachbarschaftshilfe und auf Andachten. (höh)

www.ekagger.de

www.katholisch-in-oberberg.de

Christoph Bersch wird nach seiner Predigt ebenfalls den Weg zur Familie finden – genauer gesagt zu Patenkind Benedikt (11) und dessen Mutter Theresia. „Da gibt es dann die geliebte Osterwiese“, verrät der Kreisdechant. „Das ist ein flacher, grüner Wackelpudding mit Waldmeistergeschmack und mit Maulwurfshügeln aus Vanille- und Schokoladenpudding darauf – „sowie natürlich Sahne“. Diesen Gaumenschmaus habe ihm seine Mutter seit dem zweiten Lebensjahr zu jedem Osterfest zubereitet. Und nach deren Tod habe Theresia das übernommen.

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Trotz familiärer Vertrautheit raten Christoph Bersch und Michael Braun auch zu Abstand – „als Zeichen des Respekts und der Liebe“, wie Bersch es formuliert. Leitmotiv seiner Predigt wird am Sonntag die Nacht sein, „sowohl die seelische aufgrund all der Sorgen als auch die Nacht der Freude im Zeichen der Auferstehung Jesu Christi“.

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