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FC-Stadionsprecher Trippel im Interview„Lukas Podolski ist ein Phänomen”

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Nebenberuflich ist Michael Trippel Stadionsprecher  beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln. Morgen moderiert er in der Schwalbe-Arena erneut den Schauinsland-Reisen-Cup.

Gummersbach – Am Sonntag findet zum siebten Mal der Podolski-Cup in der Schwalbe-Arena statt. Björn Lange sprach mit Hallensprecher Michael Trippel, der bereits von Beginn an dabei ist über Lukas Podolski und vieles mehr.

Wie kam Ihr Engagement bei diesem Turnier zustande?

Das ist recht einfach. Lukas Podolski hat mich gefragt, da er mich als Person und bekannte Stimme gerne dabeihaben wollte. Da konnte und wollte ich gar nicht nein sagen. Zudem macht es Spaß und ist für einen guten Zweck. Schließlich kommen hier Jahr für Jahr hohe Summen für seine Stiftung zusammen.

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Was zeichnet den Sportler und vor allem die Persönlichkeit Lukas Podolski aus?

Zunächst einmal kommt er überall gut an, da er offen und authentisch ist. Er war und ist in jedem Land, in dem er gerade spielt, ein Sympathieträger. Was ich an ihm besonders schätze, ist seine Nachhaltigkeit. Wenn er etwas macht und unterstützt, dann ist er auch präsent und gibt nicht nur seinen Namen. Ich erinnere mich an einen Cup in Gummersbach, wo er mittags in Italien gespielt hat und anschließend zum Promispiel eingeflogen ist. In Köln hat er mehrfach Fußballturniere für Jugendliche organisiert, und da war er auch den ganzen Tag vor Ort und hat sich mit den Kids beschäftigt. Er ist schon ein Phänomen.

Man kennt Sie vor allem als Stadionsprecher des 1. FC Köln. Was ist bei diesem Hallenevent anders?

Es dauert insgesamt länger und natürlich muss ich mich auch akribisch vorbereiten. Ich begleite das Turnier und das Promispiel und führe auch das eine oder andere Interview. Ein paar flotte Sprüche gehören natürlich auch dazu, und ich hoffe, die Zuschauer finden diese auch amüsant (lacht). Am Ende eines solchen Tages weiß man auf jeden Fall, was man getan hat. Viele fragen sich. Was macht ein Stadionsprecher nach den Spielen? Arbeiten (lacht). Ich bin seit 38 Jahren hauptberuflich in der Pharmaindustrie tätig. Das wissen viele gar nicht. Sie denken, dass ich beim 1. FC Köln das große Geld verdiene. Das ist aber Nebenjob, ein Hobby, das auf 450-Euro-Basis abgerechnet wird. Aber darum ging es nie. Ich trage den 1. FC Köln im Herzen, und die Arbeit dort macht mir unglaublich viel Spaß.

Das merkt man an Ihren Emotionen. Im November haben Sie im Spiel gegen Hoffenheim nach einer Entscheidung des Videoassistenten lauthals „Es ist zum Kotzen“ ins Stadionmikrofon geschimpft. Bedauern Sie das?

In diesem Moment sind die Emotionen etwas mit mir durchgegangen. Aber das gehört eben auch zu dem Sport, den wir alle so sehr lieben. Und eben diese Emotionen nimmt uns der Videobeweis und insbesondere die aktuelle Anwendung. Ich bin ein klarer Gegner dieser Technik, weil sie nichts besser macht. Warum lassen wir es nicht bei den Tatsachenentscheidungen? Millimeter-Abseits. Das ist doch kein Sport, das ist Mathematik. Und dann dieses Handspielthema, das keiner versteht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es eine Beschäftigungstherapie für Schiedsrichter ist.

Und es erschwert auch ganz konkret Ihre Arbeit als Stadionsprecher.

Natürlich. Die Szenarien wiederholen sich. Wenn ein Treffer fällt, spiele ich im Normalfall die Tor-Musik ein und nehme das Mikro zur Hand. Dann beobachte ich, wie sich der Schiedsrichter ans Ohr fasst und alles wird wieder infrage gestellt. Minuten später wissen wir dann, ob wir uns freuen dürfen oder nicht. Das macht den Fußball kaputt und nimmt uns jede Spontanität und Emotionalität.

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Kann man das Rad denn wieder zurückdrehen?

Das sicherlich nicht, aber man muss etwas ändern. Warum greift der VAR nicht nur bei klaren Fehlentscheidungen ein? Beim Abseits galt früher: Im Zweifel für den Angreifer. Jetzt gibt es eine kalibrierte Linie. Im Hockey zum Beispiel können auch die Mannschaften den Videobeweis einfordern. Aber sie tun es mit Bedacht und nur bei klaren Fehlentscheidungen, da ihr Veto ansonsten verfällt. Alles ist besser als die aktuelle Handhabung im Fußball.

Zurück zu Ihren Tätigkeiten. Sie sind auch noch auf anderen Ebenen als Moderator unterwegs.

Das ist richtig. Ich moderiere zum Beispiel auch mit großer Freude Karnevalssitzungen. In einigen Monaten gehe ich in den Ruhestand, und dann habe ich auch mehr Zeit für andere Moderationsaufträge. Alles hat aber immer mit Köln zu tun. Es hat schließlich seinen Grund, warum ich die FC-Fans seit 20 Jahren zu den Spielen etwas schelmisch, aber ehrlich in der „schönsten Stadt Deutschlands“ begrüße.

Ihre FC-Geschichte hat ebenfalls eine längere Vergangenheit?

Das ist korrekt. Ich war unter anderem in den Jahren 1984 bis 1994 Fanbeauftragter beim FC und habe das Fanprojekt ins Leben gerufen. Auch diese Tätigkeit war damals ehrenamtlich, und ich habe die Auswärtsfahrten ganz alleine organisiert. Nach fünf Jahren hat mich Rainer Mendel unterstützt, der das heute hauptberuflich macht. Das ist aber auch gut so, da das Thema ganz andere Formen angenommen hat. Ich kann mich noch gut an ein Auswärtsspiel gegen Mannheim in Ludwigshafen erinnern, wo sie damals gespielt haben. Da waren 32 FC-Fans dabei. Das wäre heute undenkbar.

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