Füttern verschärft ProblemNutria-Plage Oberberg – fressen sich durch Dämme und Kabel

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Das Anfüttern hat die Tiere, wie hier im Wiehlpark, vielerorts seht zutraulich gemacht.

Das Anfüttern hat die Tiere, wie hier im Wiehlpark, vielerorts seht zutraulich gemacht.

Oberberg – In Sachsen sollen Nutrias schon häufiger zum gefundenen Fressen für den Wolf geworden sein. Dass es zu solch einer natürlichen Regulierung des Bestandes kommt, ist im Oberbergischen nicht absehbar.

Nutrias werden im Oberbergischen zur Plage 

Leider, meinen viele Naturfreunde. Denn die Biberratten sind hier zur Plage geworden. Eigentlich sind die bis zu zehn Kilo schweren Nagetiere in Südamerika zu Hause. Dass sich die Nutria (man sagt „die“, nicht „das“) nicht rasanter verbreitet, liegt an der hiesigen Witterung. Manche Populationen überstehen einen kalten Winter nicht.

In Europa eingeführt wurden die Tiere Ende des 19. Jahrhunderts, zunächst in Frankreich. In Deutschland gab es von 1926 an erste Farmen, die die Tiere wegen ihres Pelzes züchteten. Verwilderte Exemplare gibt es heute überall in Europa. Auch an Agger und Wiehl.

Nutria-Plage im Oberbergischen: Tiere buddeln Dämme kaputt

Im Oberbergischen Kreis sind Mitte der 1980er Jahre zum ersten Mal Nutrias beobachtet worden. Die ersten Hinweise stammen von der Agger bei Engelskirchen. Von dort wanderten die Tiere flussaufwärts.

In Oberwiehl müssen derzeit wieder einmal die Löcher geflickt werden, die im Damm des Hans-Teiches gegraben worden sind. Seit einigen Jahren beobachtet der Aggerverband an den oberbergischen Teichen und Fließgewässern eine zunehmende Verbreitung der Nutrias, berichtet Verbandssprecherin Alexandra Lichtenstein.

Bieberstein und Osbergshausen: Nutria fressen sich in Staudämme

Wie auch die Bisamratten stellten Nutrias in den Stauanlagen des Verbandsgebietes wie Bieberstein oder Osberghausen ein Problem dar, da die Tiere in den aus Erdreich bestehenden Stauhaltungsdämmen und Absperrbauwerken ihre Löcher bohren und Gräben ziehen und somit die Standsicherheit der Anlagen gefährden.

„Bevor dieser Umstand zu einem Versagen der Bauwerke führt, gilt es vorzubeugen.“ Mit Genehmigung der Naturschutzbehörde stellen Schädlingsbekämpfer Fallen auf.

Sollten Nutrias bejagt werden?

Der Nabu NRW hält eine Bejagung der Nutria nicht für sinnvoll. Zwar zähle die Art zu den Neozoon, also nicht-heimischen Arten. Sie können Lebensräume wie Uferröhrichte und die dort beheimateten Arten schädigen und tragen damit „am Unteren Niederrhein mit zum Rückgang der streng geschützten Schneide, einer extrem seltenen Röhrichtart bei“, so der Nabu NRW.

Eine reguläre Bejagung der Nutrias würde aber weder die aktuelle Ausbreitung noch die bisher erreichte Populationsdichte verringern. Nur, wo es aus Artenschutzgründen notwendig erscheint, sollte es  lokale Ausnahmegenehmigungen der Unteren Landschaftsbehörden für die Bejagung geben. (tie)

Lichtenstein kritisiert: „Die Population ist an den Standorten besonders groß, wo Spaziergänger und Erholungssuchende die Tiere anfüttern.“ Daher bittet der Aggerverband, die wildlebenden Tiere keinesfalls mit Nahrung zu versorgen.

Durch das überreichliche Futter würden sich die Tiere überproportional vermehren. Die Verbandssprecherin warnt, dass die Tiere schnell zutraulich werden und „durchaus aufdringlich Nahrung einfordern können, was gerade im Umgang mit Kindern durch die großen Nagezähne gefährlich enden kann“.

Passanten füttern im Wiehlpark Nutrias und verschärfen Problem

Auch Felix Buchen wäre es lieber, die Besucher des Wiehlparks würden die Nutrias nicht füttern. Der Gärtnermeister der Stadt Wiehl hat beobachtet, dass die Tiere sich aus dem Park zurückzogen, als er vor einem Jahr wegen Corona für Menschen vorübergehend gesperrt war.

Derzeit laufen dort die Bauarbeiten zur Neugestaltung, was den Tieren auch nicht gefallen wird. Aber vorher hätten sie an der Teichanlage immer wieder Schäden verursacht, klagt Buchen: „Sie knabbern die Lüftungsleitungen und Kabel durch und lassen sich selbst von Stahlummantelungen nicht abhalten.“

Nutrias nicht füttern!: Viele Besucher vom Wiehlpark uneinsichtig

Dazu komme der Kot in den Beeten und auf den Wegen, den die Nutrias zum ebenso vermeidbaren Gänse- und Entendreck beitragen und der eine Gesundheitsgefahr für Kinder und Gärtnereimitarbeiter darstellt. Buchen ist aktiv im Naturschutzbund und sagt: „Diese Tiere gehören nicht zur hiesigen Natur.“ Wenn sie Uferstreifen abweiden, schädigten die Nutrias auch wertvolle Wildpflanzen (siehe Kasten).

Um die Fütterung einzudämmen, habe er auch schon Leute angesprochen, sagt Buchen. „Aber viele Nutriafreunde sind leider völlig uneinsichtig. 

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