Fußballkreis BergTrainer Horst Semrau hört nach 20 Jahren auf – ein Interview

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Der Spaß am Fußball und an der Arbeit mit den Jugendlichen  sind und waren die Triebfeder für Horst Semrau. 

Oberberg – 2002 startete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bundesweit mit seinen Fußballstützpunkten. Im Fußballkreis Berg gehörte Horst Semrau (74) zum ersten Trainerteam. Mit dem Turnier am kommenden Montag beendet er seine Trainertätigkeit. Über die vergangenen 20 Jahre sprach Andrea Knitter mit ihm. Mehr über den DFB-Stützpunkt im Fußballkreis Berg und dessen Entstehung lesen Sie hier Sie haben die Stützpunktarbeit mit den Nachwuchsfußballern mit viel Herzblut gemacht. Wie blicken Sie  auf die vergangenen 20 Jahre zurück? Horst Semrau: Mit viel Dankbarkeit. 20 Jahre Stützpunktarbeit wären nie möglich gewesen ohne die vielen guten  Kollegen und die  Familie. Ich bin 52 Jahre mit meiner Frau verheiratet und sie hat es immer mitgetragen und mich unterstützt. Dabei hat sie sich nie für Fußball interessiert. Dann kam ich, und  auch unsere  beiden  Söhne haben Fußball gespielt. Ich habe es all die Jahre genossen, am Stützpunkt zu arbeiten, möchte die Arbeit jetzt aber in jüngere Hände geben.

Wie sind die Stützpunkte eigentlich entstanden?

Der DFB hat damals deutschlandweit 390 Stützpunkte geschaffen. Wir Trainer haben im Vorfeld jeweils zwölf Spieler pro Jahrgang ausgesucht, die  in zwei Trainingseinheiten in den Altersklassen U12/13 und U14/15  trainiert haben. Verbandssportlehrer Markus Schenk hat  das fünfköpfige Trainerteam für den Fußballkreis Berg zusammengestellt. Ich bin noch der einzige, der bis jetzt dabei war.

Was war die Idee hinter den Stützpunkten?

Für die begabten jungen Fußballer sollte eine Trainingsmöglichkeit mehr geschaffen werden, bei der individuell auf sie eingegangen wird. Die Stützpunkte bieten zudem  Jugendtrainern die Möglichkeit, sich fortzubilden. Eigentlich müssten alle Vereine die besten Trainer in der Jugend engagieren, was in meinen Augen noch viel zu wenig getan wird. Viele Vereine setzen noch zu sehr auf den Seniorenbereich.

Wie war Markus Schenk auf Sie gekommen?

Wir kannten uns über die Auswahlmannschaft und   über die Ausbildung zum Trainerschein. Der Stützpunkt war zunächst als Pilotprojekt in Overath-Eulenthal angesiedelt, ehe wir nach Bergneustadt umgezogen sind. Als langjähriger Bergneustädter Spieler und Trainer hatte ich eine gute Verbindung zum damaligen Vorsitzenden Dieter Müllenschläder.

Wie wurden die Kinder fürs Training ausgewählt?

Wir haben uns die Aufgabe geteilt. Damals gab es ja noch deutlich mehr Jugendmannschaften als heute. Jeder von uns fünf Trainern musste zwölf Jugendteams, wie man heute sagt, scouten. Wir haben den Kontakt zu den Vereinstrainern gepflegt.

Liefen Sie mit  der Idee  einer weiteren Trainingseinheit für die Besten nicht offene Türen ein?

Im Gegenteil, es gab viele Vereine, die Angst hatten, ihre Spieler an andere Mannschaften zu verlieren, wenn diese sie beim Stützpunkttraining sahen. Einige haben versucht zu  verhindern, dass ihre Spieler  teilnehmen.  Bei kleinen Vereinen sind es oft wenige Spieler, die eine Jugendmannschaft zusammen halten, gehen sie, bricht die Mannschaft auseinander. Es hat bestimmt vier oder fünf Jahre gedauert, bis die Vereine ihr Misstrauen abgelegt hatten und sie gemerkt haben, dass sie vom Stützpunkttraining profitieren. Dafür haben wir aber auch die ganze Zeit Kontakt gehalten. Insgesamt hat sich aber leider im  Laufe der  vergangenen Jahre einiges geändert.

Wie meinen Sie das?

Heute werden schon  U11-Fußballer von den großen Vereinen gelockt. Ich sehe das als sehr problematisch an, da die Kinder, wenn sie es dann nicht schaffen, sei es aus sportlichen  oder schulischen Gründen, in ein tiefes Loch fallen. Und das schon in jungen Jahren. Anfangs strecken die großen Clubs  erst bei der U14 die Fühler aus, als die Jungs für die Mittelrheinauswahl gesichtet wurden.

Was würden Sie da anders machen?

Ich würde die Jugendlichen bis zur U14 in ihren Vereinen lassen, dann sind sie in einem Alter, in dem sie Schule und Fußball in Einklang bringen können.

Nach Bergneustadt sind Sie mit dem Stützpunkt nach Nümbrecht umgezogen und trainieren mittlerweile in Bielstein. Wie kam es zu den Umzügen?

Sowohl in Bergneustadt als auch in Nümbrecht wurde uns nach einigen Jahren gesagt, dass man die Trainingszeiten für die eigenen Mannschaften brauche. Wir sind jetzt sehr glücklich hier beim BSV Bielstein, wo wir uns sehr gut aufgehoben fühlen.

20 Jahre Stützpunkt: Was war über die langen Jahre Ihre Motivation?

Das Interesse, Jugendliche im Fußball ein bisschen besser zu machen, als Spieler und als Mannschaft. Ich weiß gar nicht, wie  viele Spieler es  über die ganzen Jahre waren.  Es ist einfach der Spaß und die Freude am Fußballspielen.  Wir haben  in all den  Jahren  immer eine große Unterstützung durch den  Vorstand des Fußballkreises Berg erfahren. Sei es durch Rolf Müller, Jürgen Liehn, Gerhard Dittich oder Schiedsrichteransetzer Rainer Richerzhagen. Wenn ich mit den Kollegen aus den Kreisen spreche, ist das etwas Einzigartiges. Vor allem weil die Stützpunkte eine Maßnahme  des DFB sind.

Sie sagen, Ihre Motivation ist die Liebe zum Fußball. Wann hat die begonnen?

Ich bin ein Spätstarter und habe erst mit 14 Jahren angefangen, Fußball zu spielen. Davor habe ich überlegt, ob ich Fußball oder Handball spielen sollte. Wir wohnten in Bergneustadt und da habe ich auch begonnen. Wir sind fast ausschließlich als Eigengewächse bis in die Senioren zusammengeblieben und haben mit 16:0-Punkten die Landesliga angeführt. Am Aufstieg sind wir aber knapp gescheitert. Ich habe den Trainer-B-Schein gemacht und schon als Jugendlicher Jugendteams trainiert. Als Spielertrainer und Trainer kamen Stationen in Drolshagen, Marienhagen oder Ründeroth dazu. Und eben die Kreisauswahl.

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Am Montag ist mit einem Turnier Ihrer U12 gegen die des Stützpunktes Rhein-Sieg und den 1. FC Köln  Ihr letzter Tag als Trainer. Was haben Sie sich für Ihre freie Zeit vorgenommen?

Ich habe genug zu tun, helfe meinen Söhnen, die beide ein Haus gekauft  haben. Und hoffe, dass eins meiner Enkelkinder, egal ob Mädchen oder Junge, Fußball spielen wird und ich sie unterstützen kann. Alles andere lasse ich erstmal auf mich zukommen. Ich habe mich aber auch schon mit Uwe Pack, der einige Jahre Stützpunkttrainer war, verabredet. Wir werden wieder gemeinsam zum Lehrgang fahren, um unseren Trainerschein  zu verlängern.

Um nochmal auf die Anfangsfrage zurückzukommen. An was denken Sie bei 20 Jahren Stützpunkt besonders gerne zurück?

Ich bin stolz darauf, dass ich einige junge Spieler auf ihrem Weg nach oben begleiten durfte. Sei es Kim Falkenberg, Assimiou Toure, Oliver Schnitzer, Frederic Löhe oder Daniel Mesenhöler. Oder ganz aktuell der Hoffnungsthaler Justin von der Hitz oder der Wiehler Benjamin Hemcke, die beide Jugendnationalspieler sind. Sie haben das Talent und sind auch charakterlich top, haben damit genau das, was man braucht, um nach oben zu kommen.

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