Gummersbach„Die Räuber“ geben erstes Konzert seit Corona

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In der evangelischen Kirche von Dieringhausen stillte der Gummersbacher Quartettverein „Die Räuber“ die Sehnsucht seiner Zuhörer.

In der evangelischen Kirche von Dieringhausen stillte der Gummersbacher Quartettverein „Die Räuber“ die Sehnsucht seiner Zuhörer.

Dieringhausen – Die Räuber sind wieder da! Nach 623 konzertlosen Tagen hatten sie zu einem privaten Dankeschön-Konzert in die evangelische Kirche eingeladen: Dank an Abonnenten, Freunde und Förderer des Quartettvereins. Diese kamen in Scharen und harrten geduldig und maskiert vor der Kirche aus, bis der Einlass abgewickelt war. Es war für alle ungewohnt.

Den Sängern war die Anspannung beim ersten Auftritt anzumerken. Und auch die Gäste in der vollen Kirche mussten sich zunächst akklimatisieren. Räuberhauptmann Jürgen Trautner dankte ihnen: „Sie haben wesentlich zum Erhalt des Chores beigetragen.“ Das Konzert sei „ein Aufbruch in die gute alte Zeit – und hoffentlich zur Normalität“. Und als die eleganten Herren Position bezogen hatten, als ihre treue Begleiterin am Flügel, Sigrid Althoff, in roter, schulterfreier Robe auftrat und ein lächelnder Maurizio Quaremba sich verbeugte, war alles wieder gut. Der Reigen der 17 Stücke begann mit den ruhigen und beruhigenden Liedern „Abendruhe“ von Mozart und „Abendfrieden“ von Schubert.

Ein fast inniges Verhältnis zwischen Dirigent und Sängern

Schon da wurde klar, dass zwischen Dirigent und Sängern ein fast inniges Verhältnis gewachsen ist, seit Quaremba 2019 die musikalische Leitung übernommen hat. Der gebürtige Neapolitaner dirigierte äußerst differenziert und notenlos. Die Klänge, die der Chor erarbeitet hatte, legten ihm die Sänger, so schien es, zu Füßen.

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Das Konzert bot vorwiegend geistliche Lieder und verzichtete auf alle Wander- und Weinseligkeit. Stattdessen wurden etwa mit Schuberts „Sanctus“ Gefühle wie Hingabe und Dankbarkeit zum Klingen gebracht. Hier zeigte sich auch die unglaubliche Dynamik dieses Chores, die Quaremba aus den nicht jugendfrischen Stimmen zauberte – wie in alten Tagen. Den größten Beifall fanden die solistisch pointierten Stücke wie Caccinis „Ave Maria“, von Tenor Klaus Reif zunächst als zarte Annäherung, dann als stürmischer Gruß gestaltet – stürmisch auch der Applaus.

Bravo und Jubel auch für Bariton Hans-Josef Klee, der unter anderem mit Adams „Jerusalem“ glänzte, einem großen Traum vom Frieden. Leonard Cohens „Hallelujah“ erklang in einem Arrangement für das Trio Bernd Tokarski-Himmel, Hans-Josef Klee und Jürgen Trautner – ein starker Vortrag mit glänzendem Forte und strahlenden Gesichtern bei Musikern und Gästen.

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Die Räuber können auch leise: Hörbar etwa im Pojems „O Herr, gib Frieden“ mit seinen verschwebenden Schlusstakten, die bis zum Verstummen ausgehalten werden müssen.

Sigrid Althoff setzte mehr als Akzente. Mit Schuberts „Impromptus“ bot sie den Hörenden Atempausen und führte durch die Gefühlswelten. Besonderen Dank erntete sie für die Musik aus „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ – die Sehnsucht nach einer heil(er)en Welt ist groß.

Das Publikum dankte mit Beifall im Stehen und bekam seine Zugabe. Die Ausgangsspende ist für bedrängte Chöre im Ahrtal bestimmt. Das nächste Konzert ist für den vierten Advent – Sonntag, 19. Dezember – in der Katholischen Kirche in Marienhagen geplant.

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