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Interreligiöses ProjektGläubige entdecken in Bergneustadt das Gemeinsame

Lesezeit 3 Minuten
Im „Kulturmixx“ ist die Religionen-Ausstellung einen Monat lang zu sehen. Dazu gibt es drei Vorträge.

Im „Kulturmixx“ ist die Religionen-Ausstellung einen Monat lang zu sehen. Dazu gibt es drei Vorträge.

Bergneustadt – Der Glaube ist für viele Menschen eine höchstpersönliche Angelegenheit. In Bergneustadt soll er das nicht bleiben, sondern im Zentrum eines großangelegten Dialogs stehen. Am Donnerstag ist der Auftakt gemacht worden zum Projekt „Weißt Du, wer ich bin?“, eine Mitmach-Ausstellung über die drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Für das Projekt haben sich Islamische Gemeinde, Christusforum, Sozialstiftung Oberberg und Caritasverband zusammengetan. Einen Monat lang, bis zum 16. Oktober, sollen die Bewohner der multikulturellen Feste miteinander ins Gespräch kommen, sich besser kennenlernen und im besten Sinne Mit-Bürger werden.

Viele Gäste vor Ort

Im „Kulturmixx“-Raum an der Kölner Straße begrüßte Hausherr Reinhard Lorenz von der Sozialstiftung eine Vielzahl von Gästen, unter ihnen Vertreter christlicher Gemeinden und der örtlichen Moschee. Versuche, auch Juden mit einzubinden, seien leider nicht erfolgreich gewesen, sagte Lorenz. Die Schirmherrschaft hat Bürgermeister Matthias Thul übernommen, der zur Eröffnung der Ausstellung Einblicke in seine Glaubensgeschichte gab: Sein Großvater sei „erzkatholisch“ gewesen, seine Großmutter habe zur Alten Versammlung gehört, einer Art evangelischer Freikirche.

Nach der Heirat durfte sein Großvater seinen Glauben nicht mehr ausleben. Der Sohn der Großeltern, Thuls Vater, heiratetet wiederum eine Freikirchlerin. Thul selbst ist aber landeskirchlich getauft. In seinem Dorf habe ihn ein Nachbar auf den Glauben angesprochen: „Was bist Du für einer?“ Und das war gut so, sagte Thul: „Wir haben herausgefunden, dass wir viel gemeinsam haben.“ Zu reden, sei der Schlüssel zu einem besseren Miteinander.

Zuhören

Das interreligiöse Projekt „Weißt Du, wer ich bin?“ wird in Bergneustadt von Vorträgen begleitet, die an drei Tagen jeweils ab 19 Uhr im Krawinkelsaal stattfinden.

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland steht am kommenden Dienstag, 21. September, im Zentrum.

Das Christentum kennenlernen können Zuhörer am Mittwoch, 29. September.

Der Islam stellt sich am Dienstag, 12. Oktober, in einem Vortrag vor.

Die Ausstellung ist montags bis samstags jeweils zwischen 9 und 18 Uhr im „Kulturmixx“ an der Kölner Straße 259 zu sehen. Es gilt die 3G-Regel. Wer für einen Sonntag einen Besuchstermin vereinbaren will, kann sich bei Reinhard Lorenz melden, unter 0173/2 05 76 87. (ag)

Erst recht, wenn es um das mit vielen Vorurteilen behaftete Thema Religion geht, wie Lorenz erklärte: „Die drei abrahamitischen Religionen in unserer Ausstellung – Judentum, Christentum und Islam – haben jede Menge Gemeinsamkeiten.“ Alle glauben an einen einzigen Gott, alle stellen ein Buch ins Zentrum des Glaubens und alle gehen auf eine Person zurück, nämlich auf Abraham. „Und der war keineswegs fehlerlos, er war ein Mensch wie wir“, erklärte Lorenz: „Das Entscheidende seiner Person ist seine Begegnung mit Gott.“ Deswegen sollen sich die Bergneustädter verschiedener Religionen umso offener begegnen und zudem bei der Ausstellung mitmachen. Jede und jeder ist eingeladen, Alltagsdinge mitzubringen, die sie oder er mit dem eigenen Glauben verbindet. Recep Özgül zeigte sich erfreut, dass seine Moscheegemeinde beim Projekt mit dabei ist: „Wir wollen, dass Ängste und Sorgen abgebaut werden. Und wir wollen zeigen, dass wir friedlich miteinander leben können.“ Özgül lud zugleich zum Tag der offenen Moschee ein, der am 3. Oktober gefeiert wird.

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Musikalisch begleitet wurde die Ausstellungseröffnung von vier Musikern aus Köln-Mülheim, die unter anderem auch ein syrisches und kurdisches Lied spielten. Gitarrist Nick Klapproth, ein früherer Bergneustädter, berichtete, dass die Gruppe im Lockdown zusammengefunden habe und die Musik nun Nachbarn aus unterschiedlichen Herkunftsländern verbindet.

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