InterviewBrauerei, Kletterhalle, Eisbahn – so geht es bei 2T Event in Lindlar weiter

Lesezeit 7 Minuten
Die Friedrich-Brück-Halle ist 750 Quadratmeter groß. Im Bild Stefan Bosbach, Manager bei 2T Events, die das Gelände an der Bismarckstraße vermarktet.

Die Friedrich-Brück-Halle ist 750 Quadratmeter groß. Im Bild Stefan Bosbach, Manager bei 2T Events, die das Gelände an der Bismarckstraße vermarktet.

Lindlar – 2013 wurde praktisch über Nacht ein  113.900 Quadratmeter großes Grundstück mitten im Ort frei, seit 2014 wird dort gebaut. Was kommt und wann es kommt, darüber sprach Lutz Blumberg mit Stefan Bosbach, Manager von 2T Event.

Herr Bosbach, es ist ruhig geworden, um die Braustube bei 2T, wann wird eröffnet?

Wir sind mitten im Testbetrieb, vor drei Wochen hatten wir abends rund 100 Leute hier um unsere Abläufe zu testen, und es wurde hier in der Braustube auch schon gefeiert.

Dann nennen Sie doch mal ein Eröffnungsdatum.

Es wird hier keinen Schankbetrieb geben, bei dem man sich an den Tresen stellt und ein Bier bestellt. Wir haben eine Event-Location in Verbindung mit der Veranstaltungshalle, mit der Kletterhalle, mit der Brauerei. Das muss man alles als Zusammenspiel sehen.

Die Braustube ist komplett ausgestattet. In Zukunft soll es hier auch Veranstaltungen wie Brauhausabende, Bierverkostungen oder Konzerte geben.

Die Braustube ist komplett ausgestattet. In Zukunft soll es hier auch Veranstaltungen wie Brauhausabende, Bierverkostungen oder Konzerte geben.

Also wird das Brauhaus nicht öffentlich und für jedermann zugänglich sein?

Doch, es ist ein Angebot für die Lindlarer und soll auch von den Lindlarern besucht und vor allem für private Feiern gebucht werden. Wir wollen in Zukunft zum Beispiel Brauhaus-Abende anbieten, sicher auch mal ein Livekonzert mit Band. Aber es wird keine Öffnungszeiten wie bei einem normalen Restaurant oder einer Kneipe geben.

Aber Sie verstehen, dass das die Frage ist, die sich viele Lindlarer stellen: Wann geht’s los?

Natürlich, das werde ich ja praktisch jeden Tag schon morgens beim Brötchenholen gefragt. Aber der Betrieb muss sich wirtschaftlich darstellen lassen. Wir wollen hier kein Strohfeuer entfachen, das drei Wochen hell brennt und dann einfach ausgeht. Jeder Gastronom wird wissen, wovon ich spreche: Wir wollen hier etwas langfristiges für Lindlar schaffen. Und wenn das bedeutet, dass wir eben seltener geöffnet haben, dafür dann aber etwas Tolles anbieten können, dann ist das eben so.

Der Investor schaut also aufs Geld?

Selbstverständlich! Um ein solches Projekt dauerhaft instand zu halten und um weiterhin investieren zu können, müssen wir natürlich Geld verdienen. Aber es ist eben kein typisches Investitionsmodell, sondern hier geht es um mehr: Zum einen geht es um den Erhalt eines historischen Baudenkmals und zum anderen um eine Vision, nämlich einen besonderen Ort zu schaffen für Lindlar und die gesamte Region. Ein Ort der für Sport, Genuss und Kommunikation beziehungsweise Geselligkeit steht.

Das sind die Pläne für die Eisbahn

Die Galerie ist 200 Quadratmeter groß, hier ein Bild vom Unternehmerfrühstück.

Die Galerie ist 200 Quadratmeter groß, hier ein Bild vom Unternehmerfrühstück.

Stichwort Eisbahn: Die stand Ende des Jahres plötzlich im Innenhof. Wann wird es da Betrieb geben?

Auch hier haben wir einfach mal getestet: Wie kann man so ein Projekt überhaupt realisieren, wie sind die Abläufe. Es funktioniert und die Eisbahn wird über unseren Eis-Energiespeicher betrieben. Die Zahlen müssen noch einmal genau überprüft werden, aber es sieht alles vielversprechend aus: Der Eisspeicher der Heizung sorgt für die Eisfläche im Hof, ohne das wir unnötig Energie verschwenden.

Wird die Eisbahn also nächsten Winter wieder aufgebaut?

Ja, definitiv. Das kann ich schon versprechen. Wir haben sogar schon eine Buchung. Ein Unternehmen aus der Region will seine Weihnachtsfeier hier ausrichten und da gibt es noch weitere Anfragen.

Also kein Betrieb für Laufkundschaft, wenn man mit der Familie etwas erleben will?

Doch, das wollen wir ausprobieren. Dafür haben wir bereits Schlittschuhe angeschafft, zum Ausleihen. Dazu muss es Personal geben, die Schuhe müssen desinfiziert werden. Da hängt jeweils eine ganze Menge dran. Eislaufen werden wir im Winter als erweitertes Sport-Event der Kletterhalle der Öffentlichkeit anbieten. Freitags und samstags als Unternehmens-Event mit ein paar kulinarisch ausgestatteten Weihnachtsständen im weihnachtlichen Innenhof, die wir sonntags, so der Plan, Familien zugänglich machen werden.

Sie konzentrieren sich also vor allem auf Events?

Ja, das ist unser Kerngeschäft. Aber wir sind offen für alles. Das ist ja das Besondere an diesem Ort, wir können viel ausprobieren und schauen, was für Lindlar passt. Aber dabei sind wir eben keine Traumtänzer, sondern rechnen nach, was darstellbar ist. Das ist für mich solide und nachhaltig.

2017 wurde die Friedrich-Brück-Halle eingeweiht, da passen 600 Besucher rein . . .

Stehend ist die Halle für sogar 1500 Personen zugelassen.

. . . Das ist die Größenordnung des Kulturzentrums. Verträgt eine Gemeinde wie Lindlar überhaupt zwei so große Veranstaltungshallen?

Aber versuchen Sie mal, ein Auto auf die Bühne des Kulturzentrums zu heben. Nein, das war ein Scherz, aber wir richten uns hier natürlich auf ein Publikum ein, das tatsächlich mal ein Auto in einer Halle zeigen will. Ansonsten ist die Halle so konzipiert, dass sie multifunktional ist: Messen sind hier möglich, Ausstellungen, große Tagungen und Versammlungen. Kultur genau so: Musik, Tanz, Theater, Comedy.

Gehen Sie damit in direkte Konkurrenz zur Alten Drahtzieherei in Wipperfürth?

Nein, es wäre vermessen, wenn wir sagen: Nächstes Jahr ziehen wir mit der Alten Drahtzieherei gleich. Es gibt einen Bedarf an repräsentativen Veranstaltungsorten in der Region. Da suchen wir eher den Schulterschluss sowie terminliche und inhaltliche Abstimmung

Was kommt als nächstes?

Man kann bei uns heiraten. Ab dem 1. Mai ist das buchbar, wir haben hier dann eine offizielle Außenstelle des Standesamts und dafür einen repräsentativen Raum. Außerdem sind wir das erste Open-Air-Standesamt in Lindlar.

Hintergrund: Von der Club Lounge bis zum Standesamt

Geheiratet werden kann hierunter freiem Himmel, im Gebäude ist ein Trauzimmer.

Geheiratet werden kann hierunter freiem Himmel, im Gebäude ist ein Trauzimmer.

An der Bismarckstraße ist Lindlarer Industriegeschichte geschrieben worden: Bis 1927 waren hier Fahrradwerke, in den 1930er Jahren baute Karl Götze hier mit den Nord-West-Papierwerken ein Firmenimperium auf. 2014 kaufte Unternehmer Dietmar Brück das Areal der abgewickelten Mondi Lindlar. Vier Jahre wird das Gelände seitdem entwickelt.

Der Name „2T“ findet sich als verbindendes Element bei der Brauerei, der Kletterhalle und der neuen Veranstaltungshalle. Der Name 2T ist ein Verweis auf die Bronzeskulptur „zwei Tiger“ am Eingang des Areals. Götze hatte für die Produkte der Nord-West-Papierwerke mit dem Slogan „Tigerkraft“ geworben und 1957 den Bildhauer Erdmann Scholz mit der Skulptur beauftragt. Unter dem Namen „2T Events“ wird das Areal als Ort für Veranstaltungen vermarktet.

Das Brauhaus hat eine komplett ausgestattete Brauerei und einen Schankraum als Braustube. Die Braustube kann für Feiern gebucht werden. Einzelne Veranstaltungen wie Maibock-Anstich, Brauhausführungen und Bierverkostungen sind für die Öffentlichkeit geplant (siehe Interview).

Die Galerie. Rund 200 Quadratmeter groß ist der Empfangsbereich des Hauptgebäudes. Hier standen früher die Produktionsmaschinen, jetzt spannt sich eine Spitzgaube über den neuen Eingangsbereich. Die Galerie ist Empfangsbereich zur großen Veranstaltungshalle und dem Konferenzraum, kann aber auch separat genutzt werden. Geplant sind zum Beispiel Kunstausstellungen.

Die Veranstaltungshalle ist 750 Quadratmeter groß und hat Platz für bis zu 600 Sitzplätze oder 1500 Stehplätze. Die Halle ist so konstruiert, dass einzelne Teile abgetrennt werden können. Vom Innenhof aus ist sie zum Beispiel auch befahrbar. Vermietet wird die Halle für Tagungen, Seminare, Messen und Ausstellungen.

Der Konferenzraum ist 200 Quadratmeter groß und hat Platz für 140 Personen. Der Raum liegt neben der Veranstaltungshalle. Der Trakt ist so konzipiert, dass Halle und Raum zusammen genutzt werden können.

Die Club Lounge ist für bis zu 140 Personen ausgelegt, liegt hinter dem früheren Verwaltungsgebäude von Nord-West und schließt an den großen Park an. Eine Veranda geht in den Innenhof hinaus.

Standesamt. Ab dem 1. Mai nimmt die Außenstelle des Standesamts hier die Arbeit auf. Und dabei ist auch eine Neuerung für Lindlar: Im großen Park kann erstmals in der Gemeinde unter freiem Himmel geheiratet werden. Drinnen kann im historischen Empfangsraum von Nord-West geheiratet werden.

Der Innenhof wird „2T Atrium“ genannt und soll auch für Ausstellungen, Messen und Märkte genutzt werden. Ebenso für die Eisbahn im Winter. Für den Winter 2018/2019 ist eine „Winterzeit mit Eisbahn und Budenzauber“ geplant.

Die Kletter- und Boulderhalle ist seit einem Jahr in Betrieb und zählt zu den größten Kletterhallen im Rheinland. 1500 Quadratmeter ist die Kletterfläche groß. Nach zwei Landesmeisterschaften wird die Fläche um 300 Quadratmeter erweitert. In der Halle gibt es ein Café und einen Außenbereich.

www.2t-events.de

KStA abonnieren