Interview der WocheTennislehrer richtet 24-Stunden-Tennis-Marathon in Ründeroth aus

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Tennis

In seiner Tennishalle in Ründeroth richtet Marc Kellershohn den Tennis-Marathon aus.

  • Marc Kellershohn (30) richtet am kommenden Wochenende in seiner Tennishalle in Ründeroth ein 24-Stunden-Tennisturnier für den guten Zweck aus.
  • Andrea Knitter hat er erklärt, wie er auf die Idee kam.
  • Außerdem haben sie darüber geredet, wie es um den Nachwuchs im Tennisport bestellt ist.

Ründeroth – Was ist die Idee hinter dem 24-Stunden-Event?

Ich wollte etwas Gutes für Kinder tun. Ich trainiere so viele gesunde und finanziell gut gestellte Kinder und Jugendliche, deshalb möchte ich etwas für die tun, die diese Möglichkeiten nicht haben. Ich habe mich im Internet schlau gemacht, was man so machen kann. Da mir die Tennishalle in Ründeroth gehört, habe ich auch die Möglichkeit ein Programm zusammenstellen, mit dem Spaß und Sport verbunden werden können.

Wie ist die Resonanz bisher?

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Das Turnier wird gut angenommen, es gibt unterschiedliche Angebote und nebenher auch Essen und Trinken. Bis dahin bin ich auch mit dem Umbau der Bar soweit, die eine Woche später eröffnet werden soll, da wo früher das Restaurant Merlot war.

Der Zeitplan

24-Stunden-Tennis-Marathon 

von Samstag, 7. März, bis Sonntag, 8. März. 10 bis 12.30 Uhr: Kinderdoppelturnier 12.30 bis 15 Uhr:  Eltern-Kind-Turnier 15 bis 18 Uhr: Jahrhundertdoppelturnier 18 bis 21 Uhr: Mixedturnier 21 bis 3 Uhr: Beerpong XXL Turnier 3 bis 10 Uhr: Book & Play www.th-oberberg.de

Sie sind erst  30 Jahre alt  und die großen Jahre des Tennissports scheinen vorbei. Wie kam es zu dem Berufswunsch Tennislehrer?

Ich habe nach dem Fachabitur ein Freiwilliges Soziales Jahr im Tennisclub Rot-Weiss Overath und der Tennisschule Veit Heller in Overath gemacht. Da habe ich hinter die Kulissen geschaut, wie eine Tennisschule aufgebaut ist und wusste: Das ist mein Beruf. Meine Eltern haben mich für verrückt erklärt, als ich mich mit 22 Jahren als Tennislehrer selbstständig gemacht habe.

Konnten Sie denn davon leben?

Die ersten zwei, drei Jahre waren finanziell hart. Ich habe zu der Zeit ausschließlich im TC Lindlar Training gegeben, bin so auf 15 bis 20 Stunden pro Woche gekommen. Um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, habe ich von 15 bis 20 Uhr Training gegeben und von 22 bis 6 Uhr morgens im Steinbruch in Lindlar gearbeitet. Mittlerweile habe ich 80 Stunden in der Woche Training, die ich nicht alleine bestreiten kann. Dafür arbeite ich mit einem Trainerteam.

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Haben Sie selber von klein an Tennis gespielt?

Nein, ich habe mit vier Jahren mit Fußball begonnen, und erst mit zwölf Jahren mit Tennis. Tennis habe ich – und tue es auch noch – im TC 80 Gummersbach leistungsbezogen gespielt.

Wann haben Sie die Tennishalle gekauft?

Das war vor drei Jahren gemeinsam mit meinem Vater.

Spüren Sie denn gar nicht den Nachwuchsmangel, über den viele Tennisvereine klagen?

Es gibt Nachwuchs, der muss nur betreut werden. Wir trainieren rund 120 Kinder und Jugendliche in vier Vereinen, wobei ich selber im TC Lindlar und im TSV Ründeroth die Stunden gebe.

Was ist Ihr Rezept, die Kinder und Jugendlichen für den Tennissport zu gewinnen?

Wir gehen in die Schulen. So biete ich in Lindlar und Ründeroth für die Klassen eins bis vier an den Grundschulen eine Tennisschule an. Man braucht natürlich schon das gewisse Know-How um die Rahmenbedingungen zu schaffen und muss mit Menschen umgehen können.

Wie sieht das denn praktisch aus?

In den Schulen sprechen wir alle Kinder an und geben ihnen eine Einführung in den Tennissport. Das ist im März und April, im Sommer können die Kinder dann an einem Schnuppertraining teilnehmen und bis zu dreimal testen, ob ihnen der Sport zusagt. Dann treten die, die Spaß haben, in den Verein ein und bekommen den ganzen Sommer über kostenfreies Training. Ich denke, dass viele Clubs, die über Nachwuchsmangel klagen, den Fokus viel stärker auf Kinder und Jugendliche legen sollten. Es wird trotzdem immer mehr Spielgemeinschaften geben, denn im ländlichen Bereich haben alle Vereine zu kämpfen, um ihren Meisterschaftsbetrieb aufrecht zu halten.

Ist es auch ein Problem, dass es im Tennis nur vier oder fünf Spieltage  im Sommer gibt und dann eine lange Winterpause folgt?

Ja, ich bin der Meinung, dass es wie beim Fußball und anderen Sportarten im Sommer Hin- und Rückspiele geben sollte. Im Winter gibt es zwar im Tennis auch Mannschaftsspiele, allerdings in den meisten Fällen nur vier bis fünf Spiele. Außerdem gibt es Alternativen wie Beachtennis oder Padel, eine Trendsportart, die eine Mischung aus Tennis und Squash ist. So überlege ich, dafür zwei Courts zu bauen. Man muss einfach immer sehen, wie halte ich meinen Sport attraktiv. Das gilt auch für die Vereine, man muss ständig etwas machen, sonst schläft alles Erreichte schnell wieder ein.

Was meinen Sie damit?

Zum Beispiel Turniere, um sich zu messen, aber auch wie bei den Eltern-Kind-Turnieren, um Spaß zu haben. Man darf nie vergessen, dass 80 bis 90 Prozent Breitensportler sind. Ich glaube, dass viele Trainer zu wenig spaßorientiert arbeiten. Natürlich darf darunter nicht die Technik leiden. Die Mischung macht es aus. Ich arbeite vom vierjährigen Kind bis zum 75-jährigen Senior mit allen Altersklassen und muss die Trainingsmethoden dementsprechend anpassen.

Sie sind mit 30 Jahren noch jung. Glauben Sie, dass das gerade in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ein Vorteil ist?

Ich denke schon.

Die Hochzeiten hatte Tennis mit Boris Becker und Steffi Graf. Warum sorgen heute nicht Alexander Zverev oder Angelique Kerber dafür, dass wieder mehr Menschen Tennis spielen möchten?

Ich kann nicht sagen, warum es mit den heutigen Tennisspielern nicht so geht. Es liegt vielleicht an den geänderten Regeln und Vorschriften. Es gibt weniger Emotionen und damit auch weniger echte Typen. Ich finde, die Spieler sind athletischer, das Material ist immer besser geworden und damit fehlen je nach Bodenbelag die langen und spannenden Ballwechsel.

Kommen Sie selber noch zum Spielen? Ich trete mit den Herren des TC 80 Gummersbach in der 1. Verbandsliga an und würde gerne noch einmal in die Oberliga aufsteigen. Dafür bleibt mir nicht so viel Zeit, denn ich habe einen Fulltime-Job mit allem was dahinter steckt und arbeite jeden Tag von 7 bis 22 Uhr.

Was macht für Sie die Faszination am Tennis aus?

Ich war immer sehr ballsportaffin und immer draußen. Ich bin mit einem Freund zum Schnuppertraining und habe direkt meine Leidenschaft fürs Tennis entdeckt. Es ist der Ehrgeiz, den Ball perfekt zu treffen und den Punkt zu erkämpfen. Man hat sehr schnell Erfolgserlebnisse. Ich bin ein echter Wettkampftyp und das kann ich im Tennis ausleben.

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