Mehrwertsteuer-SenkungVor welcher Herausforderung Wipperfürther Läden stehen

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  • Ab heute gelten die neuen Mehrwertsteuersätze.
  • Wir haben uns in Wipperfürth umgehört, wie die Geschäfte damit umgehen.

Wipperfürth – „Also ich fand das war erstmal eine Katastrophe“, sagt Juliane Bedorf. Die Inhaberin des Reformhauses an der Unteren Straße erinnert sich gut an die Ankündigung des beschlossenen Konjunkturpakets der Bundesregierung. Ab dem heutigen 1. Juli wird die Mehrwertsteuersätze für sechs Monate von 19 auf 16 beziehungsweise von 7 auf 5 Prozentpunkte gesenkt.

Unterschiede in den Branchen

Bedorf hätte folglich alle Preisschilder ihrer Produkte vom 31. Juni bis zum 1. Juli umstecken müssen. „Das hätte einen extremen personellen Aufwand bedeutet“, erklärt die Geschäftsfrau. Doch das ist nicht nötig, mittlerweile ist bekannt, dass es ausreicht, die Waren an der Kasse zu rabattieren. „Das ist eine extreme Erleichterung für uns“, meint Bedorf und hat bereits Rücksprache mit einer Computerfirma gehalten, die sich um das Kassenprogramm kümmert.

Senkung weitergeben?

Die Mehrwertsteuer sinkt im zweiten Halbjahr 2020. Der allgemeiner Satz wird von 19 auf 16 Prozent gesenkt, der ermäßigte Satz von 7 auf 5 Prozent. Davon profitieren Verbraucher, wenn sie in der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember Waren geliefert und Leistungen erbracht bekommen. Dass aber Händler, Friseure, Handwerker oder Gastronomen die Mehrwertsteuersenkungen an die Kunden weitergeben, ist kein Muss. „Im Rahmen der üblichen Preisgestaltung steht es Unternehmen, Dienstleistern und Geschäftstreibenden frei, ihre Preise beizubehalten und dadurch ihre Gewinnspanne zu erhöhen“, sagt dazu die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. (r)

Sie will die Prozente an ihre Kunden weitergeben, aber sie glaube nicht, dass deswegen mehr gekauft wird. „Ich hätte es besser gefunden, wenn dieses Geld direkt bedürftigeren Menschen zugekommen wäre“, sagt sie. „Ich muss nichts umstellen“, sagt Simone Blumberg. Die Inhaberin des Bekleidungsgeschäftes Momentos Trends ist zuversichtlich. „Ich mache da meinen Kunden gegenüber kein großes Thema draus“, erklärt sie. Sie schreibe sowieso alle Rechnungen per Hand und müsse nur drei Prozent mehr abziehen. „Den Rest kann mein Steuerberater machen“, sagt sie und lacht.

Das Problem mit den Kassen

„Ich kriege das überhaupt nicht eingestellt in der Kasse“, berichtet Margret Wittfeld. Die Inhaberin des Geschenkhauses Waldmann hat sich schon viele Gedanken zur Mehrwertsteuerumstellung gemacht. Erst vor wenigen Jahren habe sie eine neue Kasse gekauft und kenne sich nicht mit dem Programm aus. Für sie sei grundsätzlich klar, die Preissenkung an ihre Kunden weiterzugeben, nur fehle ihr bisher das Wissen zur Umstellung. „Es muss eine Möglichkeit geben“, fasst sie zusammen, „ich möchte ja auch meine Steuern in Ordnung haben, wenn ich die abgebe“, so Wittfeld. „Bei mir macht das die Kasse automatisch“, sagt Michael Flossbach vom Schuhhaus an der Hochstraße, „aber bei Schuhen sind das auch relativ kleine Beträge“.

Interessant wird es bei größeren Käufen

Anders sieht es in der KFZ-Branche aus.„Bei einem teuren Auto ist das durchaus interessant“, sagt Gebrauchtwagenhändler Markus Stolz. Bei ihm seien bereits Wagen bis zum 1. Juli reserviert, um ein paar hundert Euro zu sparen. „Das betrifft allerdings nur Neuwagen und dienstlich genutzte Fahrzeuge“, fasst Stolz zusammen.

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Bei Gebrauchtwagen aus dem privaten Gebrauch fiele ohnehin keine Mehrwertsteuer an. Bei rund 40 Fahrzeugen müsse er allerdings die Preisschilder händisch wechseln und individuell anpassen. „Viel spannender ist, ob das unsere Kassensoftware hinkriegt“, sagt Stolz, „denn da habe ich keinen Einfluss drauf“. Er warte noch auf das Update für das Rechnungsprogramm. Beispielhaft rechnet er die Steuer bei einem Modell runter und druckt ein neues Preisschild aus. Dabei würde sich das Fahrzeug um 140 Euro vergünstigen. „Das ist ja auch nicht die Welt“, findet Stolz, „das hätte ich auch mit mir aushandeln lassen“.

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