Mein Ort, meine HeimatNach 40 Jahren in Köln zog Heidrun Vogel zurück nach Wiehl

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Heidrun Vogel + Mann

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Werner Voss ist Heidrun Vogel in ihre Heimatstadt Wiehl zurückgekehrt.

Wiehl – Wenn man plötzlich realisiert, dass das Heimatdorf der Kindheit weniger Einwohner zählte als der Häuserblock, in dem man jetzt wohnt, dann gewinnen Erinnerungen eine neue Schärfe und Tiefe. Post von zu Hause, so heißt es, bekommt man nur, wenn man weg ist. Viele Menschen gehen durch solche Phasen, studieren, arbeiten, leben eine Zeit lang in anderen Städten. Bis heute scheint es gerade Landbewohner oft eine Weile hinaus in die Metropolen der weiten Welt zu ziehen. Nicht selten jedoch kehren sie dann irgendwann zurück in die alte Heimat.

Als Kind der späten 50er und frühen 60er Jahre, war auch für Heidrun Vogel das Leben in dem kleinen Wiehler Bergdorf Morkepütz durchaus herausfordernd. Selbstversorgung über den kleinen Hof der Großeltern und der unternehmerische Mut der Eltern hinterließen bei dem jungen Mädchen tiefe Eindrücke. Eingebettet in eine Familie und eine enge Dorfgemeinschaft, in der man zusammenhält, erklärt sie heute, konnten ihr starke Wurzeln für „Lebensmut, Zuversicht und Vertrauen“ wachsen. In die wilde 68er-Generation geboren, brachten die politischen Wirren jener Zeit Unsicherheiten bezüglich der eigenen Verbundenheit auf.

Heidrun Vogel

Heidrun Vogel

„Internationalismus, der Einsatz für politisch Benachteiligte und die Ausrichtung auf Umwälzungen und Veränderungen“ wurden auch für Heidrun Vogel in dieser Zeit durch schulische und universitäre Einflüsse wichtig. „Ich verabschiedete mich innerlich und auch räumlich von Wiehl und dem Oberbergischen.“ Der Fleiß der Eltern hatte ihr und ihren beiden Geschwistern ein Studium ermöglicht. Das Elternhaus mit 18 Jahren verlassen, verbrachte die spätere Förderschullehrerin satte 40 Jahre in Köln.

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Vor zehn Jahren dann, fassten sie und ihr Mann Werner Voss den Entschluss, in ihre Heimat, nach Wiehl und dort in die Stadtmitte umzuziehen. Eine Entscheidung, die sie bis heute spürbar begeistert. Sie schwärmt von der alten und neuen Nachbarschaft, die sofort vertraut gewirkt habe, von der „liebenswerten Verbundenheit der Frauensportgruppe des TuS Wiehl“ und der Infrastruktur, die gefühlt mit der einer Großstadt mithalten könne.

Heidrun Vogel II (1)

Heidrun Vogel am Klavier

Kultur ist ihr ein wichtiges Anliegen, beherbergt Vogel in ihrem Haus doch die Requisiten des Schauspielstudios Oberberg. Auch im Rentenalter agil, genießt sie die Klavierstunden bei einer Nachbarin und unternimmt mit ihrem Mann ausgedehnte Radtouren und Wanderungen durch die Umgebung. Flora, Fauna – wie elektrisiert scheint sie von der Vielfalt der heimischen Natur, obwohl sie schon als Kind ihren Wirkungskreis bis hin an die Agger- und an die Bruchertalsperre und bis zum Biggesee ausgedehnt hatte. Zu Hause angekommen, ist Heidrun Vogel ihre Heimat wichtig.

Seit zwei Jahren setzt sie als Mitglied der Solidarischen Landwirtschaft, einem genossenschaftlichen Landwirtschaftsverbund, auf regionale, saisonale und biologisch wertvolle Lebensmittel und ist in ihrem Heimatort auch politisch aktiv. Als Kandidatin für den Stadtrat will sie Wiehls Zukunft mitgestalten und denkt dabei an ihre eigenen Erfahrungen mit direkter Demokratie. „In der Schweiz sind mir die wirklich wichtigen Grundlagen menschlichen Zusammenlebens deutlich geworden“, schildert Heidrun Vogel. Aber es zieht sie nicht dorthin. Die Wiehlerin erlebt, dass sie ihre Überzeugungen „ganz besonders in ihrer Heimat Wiehl und im Oberbergischen finden und leben kann“. Sie ist also zurück in ihrem Element – räumlich und auch innnerlich.

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