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Minister Laumann in OberbergWie die Regierung Ärzte aufs Land bringen will

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Die Diskussion mit dem Minister (Mitte) moderierte Prof. Dr. Wolfgang Goetzke vom Verein Gesundheitsregion Köln/Bonn.

Die Diskussion mit dem Minister (Mitte) moderierte Prof. Dr. Wolfgang Goetzke vom Verein Gesundheitsregion Köln/Bonn.

Morsbach – Wie die medizinische Versorgung auf dem Land zu retten ist, hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Mittwoch mit Morsbachern diskutiert. Bürgermeister Jörg Bukowski begrüßte den Minister im Ratssaal, wo er sich ins Goldene Buch eintrug – und dann drängende Fragen beantwortete.

An wie vielen Stellen Handlungsbedarf besteht, berichteten drei Diskutanten aus der medizinischen Praxis. Hausarzt Dr. Johannes Schlechtingen skizzierte die dramatische Situation seiner Kollegen in Oberberg, von denen 38 Prozent kurz vor der Rente stünden. Schon jetzt seien allein im Bezirk Morsbach/Nümbrecht/ Waldbröl viereinhalb Hausarztstellen unbesetzt. Die Folgen seien Unmengen an Überstunden. „Das ist keine attraktive Region für den ärztlichen Nachwuchs.“ Seine Ehefrau Birgit Klein-Schlechtingen berichtete aus ihrer Krankenpflegepraxis ebenfalls über Nachwuchssorgen. Pflegefachkräfte seien rar, und die vorhandenen gingen lieber in Großstädte als aufs Land. Schon jetzt müsse sie Pflegeanfragen abweisen. Auch Physiotherapeutin Daniela Dahlenkamp berichtete von viel Arbeit: „In den nächsten drei Wochen sind alle Termine in meiner Praxis voll.“ Hohe Kosten schreckten viele Jugendliche vor einer Ausbildung zum Physiotherapeuten ab.

Der Minister versicherte, dass all diese Themen bereits mitten in der Landesregierung angekommen seien. Tatsächlich wurde er bei den Lösungsansätzen konkret: Allen medizinischen Fakultäten in NRW habe er gesagt, dass sie eine Professur für Allgemeinmedizin einrichten sollen. In Bielefeld entstünde eine solche Fakultät mit 300 Plätzen neu, um Hausärzte auszubilden. Die Ausbildung in der Altenpflege sei bereits von seiner Vorgängerin im Amt um 70 Prozent erhöht worden, dies wolle er nun bei der Krankenpflege nachholen. Pfleger und Mediziner aus dem Ausland müsse es schneller ermöglicht werden, hier zu praktizieren, das Schulgeld für Physiotherapeuten solle gestrichen werden. „Das alles ist keine Frage des Geldes, davon gibt’s im Gesundheitssystem genug“, sagte der Minister. Falls es partout nicht gelingen sollte, Ärzte aufs Land zu bringen, kündigte Laumann an, werde er die Krankenhäuser für die hausärztliche Versorgung öffnen.

Er lobte die Möglichkeiten der Telemedizin, die eingesetzt werden müssten. Auch darauf ging Kreisgesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach ein. Der Kreis wolle bald einen Förderantrag für das Projekt „fairsorgt“ stellen.

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