Nach der EuropawahlHohe Wahlbeteiligung und Erfolge für Grüne und AfD

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Oberberg_nach_der_Europawahl

Im Gummersbacher Kreishaus

Oberberg – Das überraschende Ergebnis der Europawahl am Sonntag im Oberbergischen hat gewohnte Stimmenanteile deutlich verschoben. Einige Zahlen sind besonders bemerkenswert – und deshalb einen zweiten Blick wert. 

60,9 Prozent betrug die Wahlbeteiligung am Sonntag im Oberbergischen Kreis. Sie lag damit deutlich über der bei der Europawahl 2014 (54,3), obwohl diese parallel zur Kommunalwahl ausgetragen wurde. 2009 hatten bei der Europawahl sogar nur 41,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Die höchste Wahlbeteiligung im Vergleich der Kommunen gab es mit 68,3 Prozent in Lindlar, die niedrigste mit 51,0 Prozent in der Stadt Waldbröl.

23 erste Plätze holten die Grünen in den insgesamt 289 Wahlbezirken. Erstmals im Oberbergischen: Sowohl bei der Europawahl 2014 als auch noch bei der Bundestagswahl 2017 war das in keinem einzigen Bezirk der Fall. Gleich fünfmal siegten die Grünen in Engelskirchen, viermal in Radevormwald, dreimal in Hückeswagen und Nümbrecht. Die weiteren Wahlsiege feierten sie in Gummersbach, Waldbröl und Wiehl (je 2) sowie in Lindlar und Reichshof (je 1). Den größten Stimmenanteil sicherten sich die Grünen in Lindlar mit 24,3 Prozent. Nur in Bergneustadt und Morsbach, wo sie auch hinter der SPD auf Rang drei blieben, holten sie weniger als 17 Prozent.

42,6 Prozent der Stimmen holte die AfD im Waldbröler Wahlbezirk Maibuche – wie schon bei der Bundestagswahl das stärkste Ergebnis der Partei im Oberbergischen. Gegenüber der Bundestagswahl sank der Stimmenanteil allerdings bei den Zweitstimmen (damals 50,4) um 7,8 Prozentpunkte – aber bei einer mit 23,7 Prozent deutlich geringeren Wahlbeteiligung (2017: 44,6).

Zwei Wahlbezirke konnte die AfD auf dem Bernberg in Gummersbach gewinnen – zwei von insgesamt vier Bezirken in dem Stadtteil und einer mehr als noch bei der Bundestagswahl. In beiden legte die AfD noch einmal mehrere Prozentpunkte zu. Nur in einem der beiden war die Wahlbeteiligung dabei aber, wie in Maibuche, mit gut 27 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Ihre stärksten Ergebnisse in einer Kommune holte die AfD mit 12,6 Prozent in Waldbröl – gefolgt von Bergneustadt mit 11,4 Prozent.

10,2 Prozent der Stimmen entfielen am Sonntag auf die „Sonstigen“ – Kleinparteien, die sonst nicht gesondert aufgeführt werden. Damit stieg der Anteil dieser Parteien, die bei der Europawahl seit jeher durch die fehlende Sperrklausel bessere Chancen auf ein Mandat im Parlament haben, im Oberbergischen gegenüber der Wahl im Jahr 2014 um mehr als 6,7 Prozent an.

2302 Oberberger gaben so ihre Stimme an „Die Partei“ des Satirikers und früheren „Titanic“-Chefredakteurs Martin Sonneborn (1,8 Prozent). Im Jahr 2014, als Sonneborn erstmals ins Europaparlament eingezogen war, waren es nur 454 gewesen. Ebenfalls deutlich hinzugewinnen konnte die Partei „Familie“, der dieses Mal 1143 Wähler ihre Stimme gaben (2014: 581). Mehr Menschen, genauer gesagt 1994 wählten am Sonntag auch die Tierschutzpartei (2014: 1263).

1246 ungültige Stimmen sind bei der Wahl abgegeben worden. „Leere Zettel ohne Kreuz, einige mit mehreren, aber auch solche mit Kommentaren darauf – da ist alles dabei“, erklärte ein Kreissprecher. Einen besonderen Fall, den so vielleicht nur bei dieser Europawahl mit ihrem 96 Zentimeter langen Wahlzettel geben konnte, habe es in diesem Jahr bei der Briefwahl gegeben: Ein Wähler habe zwar ordnungsgemäß sein Kreuz gemacht, dann aber mit einer Schere den restlichen Wahlzettel abgeschnitten. Damit war auch seine Stimme ungültig.

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