Neues Lied „Dä leeve Jott“The Höösch stimmen nachdenkliche Töne an

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Die Engelskirchener Band The Höösch hat das Video für ihr neues Lied „Dä leeve Jott“ mit einigen Gästen in der katholischen Kirche von Loope gedreht. In Szene gesetzt hat es der Höösch-Schlagzeuger und gelernte Mediengestalter Stefan Frösler.

Die Engelskirchener Band The Höösch hat das Video für ihr neues Lied „Dä leeve Jott“ mit einigen Gästen in der katholischen Kirche von Loope gedreht. In Szene gesetzt hat es der Höösch-Schlagzeuger und gelernte Mediengestalter Stefan Frösler.

  • Die Engelskirchener Band schlägt in ihrem neuen Lied ziemlich nachdenkliche Töne an.
  • Torsten Sülzer sprach mit Sänger Dirk Meierlücke.

Engelskirchen – Der Liebe Gott, Nietzsche, die brennende Kathedrale von Notre Dame – all das kommt im neuen Lied „Dä leeve Jott“ vor. Was hat es damit auf sich? Am Ende des Videoclips kommt die Einblendung „Für Hildegard“. Hintergrund ist, dass meine Oma Hildegard mir in meiner Kindheit beigebracht hat, an Werte und an eine höhere Instanz zu glauben. Ich kann da nur für mich sprechen, nicht für die ganze Band. Aber ich habe mich oft gefragt, ob Glauben etwas mit dem lieben Gott zu tun hat. Als Kind fand ich die Vorstellung schön, dass da etwas Übergeordnetes ist, was liebenswürdig ist. Das war als Kind für mich der liebe Gott mit einem langen Bart. Und auch heute ertappe ich mich dabei, wie ich mit dieser höheren Instanz in einen Dialog trete. Die eigentliche Message ist, dass wir uns wieder auf Werte besinnen sollten. Und ich bin eben mit christlichen Werten groß geworden.

Den Leuten falle Gott erst ein, wenn es ihnen schlecht geht, singen Sie. Deutet das Lied missionarischen Eifer an?

Nein, das nicht. Aber ich glaube, wie gesagt, dass Werte wichtig sind und dass die Kirchen bei aller Kritik, die man vielleicht an ihnen äußern kann, solche Werte vermitteln. Mir geht es darum, dass wir alle mal über den Tellerrand schauen sollten, um uns klar zu machen, wie gut es uns heute hier in Mitteleuropa geht und über was wir uns eigentlich aufregen.

Das Video haben Sie in der katholischen Kirche in Loope aufgenommen. Das war sicher kein Zufall, oder?

Wir leben in Mitteleuropa, das Lied hat also schon einen christlichen Gedankenkern. Wir haben aber versucht, das Thema weiter zu spannen, deswegen sprechen wir im Text auch ausdrücklich „Christen, Moslems, Atheisten“ an.

Wie kam es denn zu dem Dreh in der Kirche?

Wir haben bei Kreisdechant Christoph Bersch angefragt. Er hat sich das Lied angehört und den Videodreh sofort ermöglicht. Dafür sind wir ihm von Herzen dankbar.

Im Video gibt es einen harten Kontrast zur friedlichen Ruhe in der Kirche – es sind Bilder vom Krieg und von Soldatenfriedhöfen gegengeschnitten.

Ich habe mal in einem Buch gelesen, dass sterbende Soldaten auf den Schlachtfeldern oft entweder nach ihrer Mutter oder nach dem lieben Gott gerufen haben. Wir haben in der Band lange darüber diskutiert, ob wir das wirklich so drastisch zeigen wollen. Aber wenn du einen Song schreibst, brauchst du starke Bilder, und diese Bilder habe ich im Kopf gehabt, als ich den Song geschrieben habe.

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Also hat das Lied gar keinen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, wie man im ersten Augenblick vielleicht annehmen könnte?

Nein, aber das Lied passt natürlich sehr gut in die Zeit. Wir haben alle in den vergangenen Wochen gelernt, wie schnell sich das gewohnte Leben verändern kann. Auch in dieser Situation haben schon viele nach einer höheren Instanz gerufen, in diesem Fall nach dem Staat. Aber vielleicht nehmen wir ja alle etwas mit aus der Situation. Wenn wir Corona mal hinter uns haben, erinnern wir uns vielleicht daran und fangen nicht wieder direkt an, uns an der Fleischtheke vorzudrängeln. Das zum Beispiel ist mit dem Besinnen auf Werte gemeint.

Wann haben Sie das Lied denn geschrieben?

Vor mehr als einem Jahr, nämlich im Frühjahr 2019, als in Paris die Kathedrale Notre Dame in Flammen stand. Im Text heißt es in dem Zusammenhang, dass manche Menschen glauben, mit Geld und guten Worten ließe sich etwas korrigieren. Damals kamen sofort Zusagen über Spenden in Höhe von zig Millionen für die Renovierung. Das hatte für mich erst mal etwas von Ablasshandel, dass Menschen glauben, sie könnten sich mit Geld reinwaschen.

Wie kam es dazu, dass diesmal Ilja Engel das Schlagzeug eingespielt hat?

Ilja macht momentan aus privaten Gründen eine längere Pause, aber die Verbundenheit mit der Band war und ist immer noch da. Er ist mit ins Studio gekommen und wollte einfach mal gucken, was wir so machen, hat sich spontan ans Schlagzeug gesetzt und getrommelt. Grandios! Stefan Frösler, der sonst am Schlagzeug sitzt und gelernter Mediengestalter ist, hat das neue Video in Szene gesetzt.

„Dä leeve Jott“ ist ab sofort auf allen Streamingdiensten wie Spotify oder Apple Music zu hören. Das sehenswerte Video ist kostenlos auf YouTube zu sehen, dazu am besten im Suchfeld einfach „The Höösch“ eingeben.

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