Neun FälleSuche nach Virus-Mutationen in Oberberg gestaltet sich schwierig

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Bei Laborunion wird nicht auf Mutationen getestet. Dafür arbeiten die Wehnrather mit anderen Laboren zusammen.

Bei Laborunion wird nicht auf Mutationen getestet. Dafür arbeiten die Wehnrather mit anderen Laboren zusammen.

Gummersbach/Wehnrath – Es gibt einfachere Entscheidungen als die, die der Krisenstab des Oberbergischen Kreises am Montagnachmittag treffen musste: Was passiert mit den verschärften Maßnahmen wie Gottesdienstverbot oder nächtlicher Ausgangssperre? Enden sie am Montag oder können sie mit Blick auf die Gefahr durch die ersten Nachweise eines mutierten Virus in Oberberg noch einmal verlängert werden?

Die besondere Schwierigkeit: Die Maßnahmen, mit denen Landrat Jochen Hagt am Sonntag vor zwei Wochen auf den Höchstwert von 292,2 bei der Sieben-Tage-Inzidenz reagiert hatte, liefen just an einem Tag aus, an dem der Kreis, damals noch NRW-Hotspot, gerade einmal acht neue laborbestätigte Fälle an das Landeszentrum Gesundheit gemeldet hatte. Und die Fallzahlen nicht nur nach dem Wochenende, sondern über die gesamte vergangene Woche hatten zuletzt deutlich unter denen zuvor gelegen. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser Ausgabe war diese Entscheidung noch nicht gefallen.

Nur kleiner Teil positiver Proben wird auf Virus-Mutation getestet

Die große Unbekannte beim Blick auf die Infektionslage bleiben dabei die Virusmutationen. Am Freitag waren erstmals neun Fälle einer Untergruppe der britischen Mutation in Oberberg nachgewiesen worden. Die Suche nach dem mutierten Virus ist gar nicht so einfach. Ein schneller Test am besten noch vor Ort, wie ihn sich das Gesundheitsamt und seine Leiterin Kaija Elvermann in der aktuellen Lage wünschen würden, scheint dabei vorerst ausgeschlossen.

Es gibt zwar Labors wie das der Wehnrather Firma Laborunion, die daran beteiligt sind. Hier werden Proben aus Arztpraxen untersucht, auch das Gesundheitsamt kooperiert mit dem Labor. „Die Tests auf Virusmutationen finden allerdings nicht hier statt, wir arbeiten in einem Verbund mit anderen, spezialisierten Laboren zusammen“, erklärt Alexander Keil, Geschäftsführer der Laborunion.

Noch sei die Zahl der Tests ohnehin überschaubar. „Fünf Prozent der Proben von positiv auf das Coronavirus getesteten Oberbergern werden auf Virusmutationen getestet, auch noch rückwirkend für den Monat Januar“, sagt Keil. Denn die Technik dafür ist sehr aufwendig, die notwendige Ausrüstung hoch spezialisiert, und auch das Personal muss dafür besonders qualifiziert sein. „Vor allem Universitätskliniken und Großlabore bieten dafür die Voraussetzungen“, sagt Keil.

Spezielle Testverfahren bisher nicht geplant

Per Kurier werden die Proben auf die Reise geschickt, dabei wird Wert auf möglichst kurze Wege gelegt, denn das Testverfahren ist ohnehin zeitintensiv. Dabei wird unterschieden: Zum einen gibt es die ein bis zwei Tage dauernde Typisierung. Das, so Keil, sei eine Untersuchung auf Marker einer bereits bekannten Virusvariante, etwa der in England verbreiteten. Und dann gebe es da noch die Sequenzierung. Dabei werde das komplette Virusgenom gentechnisch auch auf unbekannte Varianten untersucht. „Das kann ein bis zwei Wochen dauern“, so der Laborunion-Chef.

Das heißt, ein positiv Getesteter könne schon wieder genesen sein, wenn er von „seiner“ Virusvariante erfährt. „Es geht dann vor allem um die Nachverfolgung“, erklärt Alexander Keil. „Bei besonderen Ausbrüchen bieten wir dem öffentlichen Gesundheitsdienst an, nach Möglichkeit schnellere Wege zu organisieren. Allerdings stoßen die spezialisierten Labore an ihre Kapazitätsgrenzen, da mussten wir in der vergangenen Woche sehr viel organisieren.“ Im Labor in Wehnrath habe man in den vergangenen Monaten die Kapazitäten für PCR-Tests ausgebaut, um möglichst schnelle Ergebnisse – in unter 24 Stunden – zu liefern. „Wichtig ist ja, dass die Betroffenen möglichst schnell in Quarantäne geschickt werden.“

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Dabei sei die Zahl der täglichen Tests seit Dezember um 50 Prozent auf rund 1000 bis 1500 täglich zurückgegangen. „Inzwischen haben sich die Vorgaben der Politik geändert, man setzt zum Beispiel bei der Testung von Lehrern auf Schnelltests“, erklärt der Geschäftsführer der Laborunion.

Ob angesichts der Verbreitung von Virusmutationen in absehbarer Zukunft auch in Wehnrath spezielle Testverfahren denkbar seien? „Wenn, dann wäre die Typisierung denkbar, aber auf keinen Fall die Sequenzierung. Konkret ist aber in diese Richtung bisher nichts geplant“, sagt Keil.

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