Omikron-WelleDas Corona-Chaos in den oberbergischen Kitas hält an

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Vanessa Dehler ärgert sich über das Kita-Chaos. 

Oberberg – Noch ist die Omikron-Welle nicht vorbei – und sie zeigt weiter Wirkung. Beim Verband für Kitafachkräfte NRW, der Anfang Februar zu einer Protestaktion in den sozialen Medien aufgerufen hatte, haben Fachkräfte und ganze Teams hunderte von Fotos gepostet, um zu zeigen, dass sie am Limit sind. Unter der Rubrik „Backstage Corona #schlussmitdemchaos“ geben sie Einblick in einen stressigen Alltag, in dem die Einhaltung von Abstandsregeln nicht möglich ist.

„Die Zahlen explodieren, wie kann man da von Lockerungen sprechen?“, sagt auch Vanessa Dehler, Abteilungsleiterin der Tageseinrichtungen für Kinder des Vereins für Soziale Dienste. In einer Bergneustädter Kita, einer von acht Einrichtungen im Kreis, deren Träger der Verein ist, gab es zeitweise nur noch Notbetreuung. „Mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden ist coronabedingt ausgefallen, sehr viele Eltern und Kinder waren betroffen“, sagt sie auf Anfrage.

In den 19 Einrichtungen der Diakonie seien zurzeit 16 Mitarbeitende erkrankt, informiert Fachberaterin Lina Spitzer, in zwei Einrichtungen seien Gruppen geschlossen, zum Teil auch Öffnungszeiten reduziert.

Fachverband sitzt in Wiehl

Der Verband der Kitafachkräfte mit Sitz in Wiehl prangert in einer Mitteilung an, dass seitens der Politik das gesundheitliche Risiko der Mitarbeitenden mit Verweis auf milde Krankheitsverläufe bei Infektion mit der Omikron-Variante in unverantwortlicher Weise in Kauf genommen werde. „Kontaktpersonen gehen nicht in Quarantäne, verlässliche PCR-Tests werden nicht angeboten, stattdessen werden verpflichtende Testungen bei positiv auftretenden Fällen sogar noch reduziert. Infektionsketten werden scheinbar bewusst nicht unterbrochen, obwohl sich Kinder und geboosterte Fachkräfte nachweislich vermehrt infizieren“, schreibt die Vorsitzende des Verbands, Maren Kremer, die eine Kita in Ründeroth leitet. „Unter den Fahnen der Eigenverantwortung wird eine massive und scheinbar gewollte Durchseuchung voran getrieben.“ Ein Eindruck, den auch Dehler teilt: „Rund um die Mitarbeiter tobt die Krankheit. Sie wissen, dass sie täglich gefährdet sind. Das Ganze fühlt sich an wie eine Durchseuchung. Nur spricht es niemand aus.“ Auch Lina Spitzer hört aus den Einrichtungen der Diakonie: „Die Situation zehrt an den Kräften.“

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Laut Kitafachkräfteverband sind im Januar insgesamt 22 151 Kinder und 12 733 Beschäftigte bei den Landesjugendämtern gemeldet worden. Schließen dürfe man die Kitas trotz allem nicht. „Damit kämen wir unserem Betreuungsauftrag nicht nach“, stellt Vanessa Dehler fest. In einer anderen Kita habe man eine ähnliche Situation wie in Bergneustadt. Hier behielten viele Eltern ihre Kinder vorsorglich zu Hause, auch in den anderen Einrichtungen verzeichne man zahlreiche Fälle.

Erkranktes Personal könne aufgrund des fortwährenden Fachkräftemangels nicht ersetzt werden, schreibt der Kitafachkräfteverband. Vanessa Dehler bestätigt: „Hier auf dem Land macht sich der Mangel immer mehr bemerkbar. Die Mitarbeitenden, die noch da sind, gehen am Stock.“ Immerhin: Lina Spitzer von der Diakonie verzeichnet einen leichten Rückgang der Infektionen und hofft auf einen normalen Betrieb in der kommenden Woche.

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