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Originelle ArchitekturfotografienThomas Kellner präsentiert im „Haus der Kunst“

Lesezeit 2 Minuten
Der Reichstag aus den Fugen: Kellners fotografisches Verfahren erzeugt einen besonderen Schaueffekt.

Der Reichstag aus den Fugen: Kellners fotografisches Verfahren erzeugt einen besonderen Schaueffekt.

Nümbrecht – Das Brandenburger Tor und Schloss Neuschwanenstein, der Eiffelturm in Paris und das Opernhaus in Sydney. Thomas Kellners Motive sind von ungezählten Touristen zu Tode fotografiert worden. Gerade deshalb widmet Siegener Künstler diesen Sehenswürdigkeiten eine eigene Reihe. Er setzt dem kollektiven Idealbild, das sich aus Postkarten und Erinnerungsschnappschüssen zusammensetzt, einen individuellen, ziemlich schrägen Blick entgegen.

Für die Aufnahmen einmal um die ganze Welt

Der Kunstverein Nümbrecht eröffnet die Saison im „Haus der Kunst“ mit einer Ausstellung unter den Titel „Tango Metropolis“. Bis 22. März sind Architekturfotografien zu sehen, für die Kellner um die ganze Welt gefahren ist. Der Ausstellungsname deutet an, dass der Fotograf die Gebäude zum Tanzen bringen möchte. Dafür setzt er sein in Jahrzehnten perfektioniertes analoges Verfahren ein. Vor drei Jahren präsentierte er auf Einladung des Kunstforums im Gummersbacher Theater bereits eine Serie von Bildern, die in ähnlicher Weise historische und moderne Bauten im Ural und im Siegerland porträtieren. Zur Nümbrechter Ausstellung erscheint in der Publikationsreihe der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler ein Katalog, in dem Kellners Verfahren der „visuellen analytischen Synthese“ erläutert wird.

Eröffnung

Der Kunstverein eröffnet die Ausstellung am Sonntag, 1. März, 11.30 Uhr, im „Haus der Kunst“, Jakob-Engels-Straße 2. Zur Einführung spricht Chiara Bohn. Die Ausstellung ist mittwochs bis freitags, 15 bis 17 Uhr, sowie samstags und sonntags ,14 bis 17 Uhr, geöffnet. (tie)

Die ikonische Motive, Kellner spricht von den „neuen Weltwundern“, werden de- und rekonstruiert. Nach einem jeweils individuellen, genau skizzierten Plan macht er reihenweise Einzelaufnahmen. Dabei steht die Kamera auf einem Stativ, verändert aber von Bild zu Bild den Blickwinkel, so dass alle Linien des jeweiligen Gebäudes gebrochen werden. Am Ende sieht jedes Haus ein wenig aus wie ein Entwurf des amerikanischen Architekten Frank Gehry.

Größtes Bild ist fünf Meter lang und zeigt Grand Canyon

Die Aufnahmen lässt Kellner auf Kontaktbogen entwickeln, um die 24 mal 32 Milimeter Einzelbilder in langen Reihen aneinanderzufügen. Bis zu 36 Aufnahmen einer analogen Films arrangiert Kellner in verschiedenen Formaten. Sein größtes Werk ist ein fünf Meter langes Bild vom Grand Canyon (das er aber nicht mit nach Nümbrecht gebracht hat). Die Größe des Ausschnitts bestimmt die Wirkung. Die Londoner Tower Bridge zerschlägt Kellner, als wäre er ein kubistischer Maler, das Colosseum in Rom bringt er zum Flirren wie ein Impressionist.

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Mehrere Stunden dauert es stets, bis Kellner seine Bilder im Kasten hat. Häufig muss er sich mit dem Ansturm von anderen Fotografen arrangieren: „Vor Neuschwanenstein musste ich immer lange warten, bis die nächste asiatische Touristengruppe wieder im Bus war.“

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