Probe nur bei SonnenscheinFeuerwehrmusikzug kämpft sich durch die Corona-Krise

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Openair-Probe des Musikzuges der Feuerwehr Gummersbach im Garten in Lobscheid.

Gummersbach – „Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit!“ schallt es vielstimmig mit Trompeten, Tuba, Schlagzeug und Klarinette aus dem Garten von Wolfgang Rauch in Lobscheid. Einige Nachbarn zücken an den Fenstern gleich ihr Handy, um zu filmen, wie rund ein Dutzend Aktive des Musikzugs der Freiwilligen Feuerwehr Gummersbach das Ständchen für Geburtstagskind Uli Barth mit einer Probe unter freiem Himmel verbindet.

Vier lange Monate durften sie nicht zusammen musizieren. „Da fehlte das Zusammenspiel, und auf die Dauer geht auch das Zusammengehörigkeitsgefühl verloren“, sorgt sich Dirigent Götz Lang. „Viele Vereine sind deshalb ja schon den Bach runter gegangen“, ergänzt Musikzugführer Jürgen Rathmer. „Das soll uns nicht passieren. Aber auch für uns sind die Corona-Vorschriften für Proben in unseren eigenen Räumen nicht einzuhalten.“ Da muss seitlich ein Abstand von drei Metern zwischen den Musikern eingehalten werden, nach vorn und hinten müssen es sogar vier Meter sein, für je zwei Musiker brauchen sie also 20 Quadratmeter Platz, rechnet Rathmer vor. „Im Feuerwehrhaus ist das unmöglich!“

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Auch und besonders unter freiem Himmel hat Saxophonistin Heike Becker Spaß an der Blasmusik.

Die Alternative wäre, Trennwände aus Plexiglas zu kaufen. „Die kosten aber um die 100 Euro pro Stück, das können wir uns für 24 Musiker nicht leisten.“ Nach den Ferien möchten wieder alle zusammen proben. Nur wo? „Wir haben es per Videokonferenz versucht“, erzählt Klarinettistin Jutta Weuste. „Das hat aber nicht so richtig geklappt, so hat dann jeder zu Hause geübt, so gut es ging.“ Ein Glück, dass ihr Mann Saxophon spielt und die beiden Söhne am Schlagzeug mitmachen, fügt sie hinzu. „Wir haben uns wochenlang mit Hausmusik fit gehalten.“ Da gab’s dann das Bier auf Hawaii in der Gummersbacher Etagenwohnung, und das Münchner Hofbräuhaus schallte durchs Einfamilienhaus – auf die Dauer auch keine Lösung.

„Das Wichtigste ist die Kameradschaft“

Es sei wie beim Sport, sagt Dirigent Lang. Auch im Musikzug müsse regelmäßig trainiert werden. „Aber das Wichtigste ist für uns die Kameradschaft, die muss einfach sein.“ Jetzt wird deshalb draußen geprobt, reihum bei den Mitgliedern, deren Gärten groß genug sind, um die nötigen Abstände zu gewährleisten. Märsche, Polka, Schlager, Stimmungsmusik. „Da darf dann auch meine kleine Shih-Tsu-Hündin Gina mit dabei sein“, freut sich Altsaxophonistin Heike Becker über einen willkommenen Nebeneffekt.

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Auch die kleine Hündin Gina darf dabei sein.

Ganz neu im Programm: Becker singt kölsche Lieder. Wie alle anderen hofft sie darauf, endlich wieder vor Publikum auftreten zu können. „Alle Feste und Veranstaltungen sind ja weggebrochen“, bedauert Musikzugführer Rathmer. „Das sind natürlich auch erhebliche finanzielle Verluste, während die Kosten weiter laufen.“

Die Hygieneauflagen gelten vorerst bis zum 31. Oktober. „Vielleicht können danach wenigstens die Martinszüge stattfinden“, hofft Rathmer. Fünfzehn Züge sollen die Feuerwehrmusiker und -musikerinnen begleiten – falls, ja falls es dann möglich ist.

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Bis dahin will der Musikzug die Open-Air-Proben fortsetzen. Neue Musiker sind willkommen. „Bei schönem Wetter ist das kein Problem, und wir haben eine Menge Spaß“, sagt Dirigent Lang. Was aber, wenn es regnet? Dann ist der Spaß ganz schnell vorbei. Götz Lang bittet darum: „Vielleicht kann uns jemand helfen mit einem Raum, der groß genug ist, etwa eine leere Halle, eine Turnhalle, eine Kirche? Wir freuen uns über alle hilfreichen Angebote.“

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