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Proteste in OberbergInitiative kündigt Demo gegen AfD-Veranstaltung in Waldbröl an

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Ein Bild von einer Gegendemonstration im Mai 2020.

Ein Bild von einer Gegendemonstration im Mai 2020.

Waldbröl – „Hass ist krass. Liebe ist krasser“, „Say it loud, say it clear, Hass ist krass, doch #ichbinhier“: Das sind zwei der Botschaften, die am kommenden Samstag in Waldbröl zu lesen sein werden, wenn die AfD um 10.30 Uhr die Türen der Aula des Hollenberg-Gymnasiums für ihren „Bürgerdialog“ öffnet. Dort wird die Partei nicht alleine sein: Die Initiative „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ ruft zu einer Demonstration an der Goethestraße auf.

„Wir planen erst eine Kundgebung, danach soll es eine Menschenkette – mit Abständen von jeweils zwei Metern – bis hinunter an die Vennstraße geben“, kündigt Sprecher Gerhard Jenders an. Er rechne mit mindestens 100 Teilnehmenden. Auf Anfrage bestätigt Polizeisprecher Michael Tietze, dass die Aktion bereits ordnungsmäßig angemeldet worden sei.

AfD reagiert auf Nichtberücksichtigung

Seitdem die AfD für ihren Bürgerdialog Werbung macht, mehrt sich indes der Protest in der Marktstadt. „Waldbröl will nicht mehr den Ruf eines braunen Nestes, einer Nazi-Hochburg haben“, beruft sich Jenders auf Reaktionen. Der Gummersbacher hat in Waldbröl gearbeitet und da an der Städtischen Gesamtschule unterrichtet. „Tatsächlich ist es nur eine kleine Gruppe in der Stadt, die derart rechte Gedanken hat.“

Dort steht gerade das Rathaus in der Kritik, denn die Gebäude des Gymnasiums gehören der Stadt. Diese hat die Aula an die AfD vermietet. „Die AfD ist eine zugelassene Partei, damit sind wir verpflichtet, ihr eine solche Versammlungsstätte zur Verfügung zu stellen“, erklärt der zuständige Fachbereichsleiter Ulrich Domke – ebenso reagierte Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker, als die AfD im Oktober 2017 zu ihrem Landesparteitag ins Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium eingeladen hatte.

Ulrich Stücker distanzierte sich von der Partei

Stücker distanzierte sich damals später auf den Internetseiten der Stadt persönlich von der AfD, musste diese Erklärung aber nach einer Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichtes von den Stadtseiten löschen. Das Gericht hatte darin eine Verletzung des Neutralitätsgrundsatzes gesehen. Der Parteitag wurde dann schließlich von der AfD selbst abgesagt.

Frühere Proteste gegen die AfD

Gegenwind hat die „Alternative für Deutschland“ in Oberberg schon mehrfach zu spüren bekommen – so im Jahr 2017, als sie für ihren Landesparteitag nach Wiehl kommen wollte. Schauplatz solle das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium sein. Der Parteitag wurde dann noch abgesagt. Aber auch andere Veranstaltungen der AfD wurden von Protesten begleitet. Dazu gehören die Versammlungen in der Gummersbacher Halle 32 im Juni 2018 und danach im April 2017. (höh)

Der Schauplatz Waldbröl ist alles andere als zufällig gewählt: Die Schülervertretung an der Gesamtschule hatte im September entschieden, bei einer Podiumsdiskussion vor der Bundestagswahl auf die AfD zu verzichten. „Danach war viel Frust da, viele Eltern und Schüler fanden das nicht in Ordnung“, sagt Bernd Rummler, Sprecher des AfD-Kreisverbandes Oberberg und am Samstag Veranstaltungsleiter. „Sie haben uns angesprochen – nicht, weil sie uns unbedingt wählen wollten, sondern weil sie keine Möglichkeit bekamen, sich mit uns auseinanderzusetzen.“ Zudem habe die AfD in Waldbröl eine große, treue Stammwählerschaft. Dass Proteste den Dialog mit den beiden Landtagsabgeordneten Christian Loose (Bochum) und Helmut Seifen (Borken) begleiten könnten, ist für Rummler keine Überraschung: „Das sind wir längst gewohnt.“ Natürlich dürfe jeder seine Meinung kundtun und demonstrieren.

Seitenhieb gegen „Spaziergänger" im Oberbergischen

Einen Seitenhieb kann sich Rummler da nicht verkneifen: „Das gilt vor der Aula ebenso wie für andere bei den Spaziergängen.“ Den Angaben des Sprechers zufolge dürfen maximal 90 Personen am Bürgerdialog teilnehmen, seiner Partei lägen bisher etwa 25, 30 Anmeldungen vor. Es gelte 3G, Zugang ohne Anmeldung werde nur gegen Vorlage eines frischen und dann natürlich negativen Testergebnisses gewährt.

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Die Schülervertretungen der benachbarten Schulen – Hollenberg-Gymnasium und Gesamtschule – wollen bereits am Freitag kunterbunte Zeichen setzen. Unabhängig von der AfD-Versammlung, wie Andreas Dohm, Sprecher der Gesamtschule, betont: „Denn heute ist Welt-Kuscheltag.“ Farbenfrohe Plakate an allen Schulfenstern zur Goethestraße hin werben für Liebe, Toleranz und Diversität.

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