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Prozessstart in WipperfürthOberberger soll im Norden Indiens Kinder missbraucht haben

Lesezeit 3 Minuten
Eine Mitarbeiterindes Landeskriminalamts NRW sichtet Hinweise auf Kindesmissbrauch. (Symbolfoto)

Eine Mitarbeiterindes Landeskriminalamts NRW sichtet Hinweise auf Kindesmissbrauch. (Symbolfoto)

Wipperfürth – Einem Familienvater aus dem Oberbergischen Kreis wird vorgeworfen, im Norden Indiens Kinder sexuell missbraucht, die Taten fotografiert und die Bilder per Internet veröffentlicht zu haben.

In dieser Woche startete der Strafprozess vor dem Schöffengericht in Wipperfürth. Zum Auftakt nannte die Staatsanwaltschaft Details zu den Vorwürfen.

Angeklagter kündigt Aussage an

Danach benennen die Ermittler die Jahre 2010 bis 2018 als mutmaßlichen Tatzeitraum. Zu jener Zeit lebte der Oberberger laut Anklage in Indien, anfangs finanziell unterstützt von einer internationalen Organisation.

Ermittlungen

Die Polizei ist bei Ermittlungen im Internet auf Fotos gestoßen, die die Ermittler schließlich auf die Spur des Anklagten gebracht haben. Die Beamten fanden Bildmaterial im Netz, das 2015 hochgeladen wurde. Weitere Bilder konnten die Ermittler dadurch zuordnen, dass bei einigen Szenen identische Gegenstände im Hintergrund zu sehen waren, berichtete die Staatsanwaltschaft beim Prozessauftakt. (sfl)

Vor Ort habe er sich mit vier Jungen im Alter zwischen zehn und 13 Jahren angefreundet.

Spätestens 2014 habe der Missbrauch dieser Jungen im Privathaus des Mannes begonnen, davon ist die Staatsanwaltschaft überzeugt. Der Oberberger habe die Jungen mehrfach dazu aufgefordert, nackt zu posieren. Vom Angeklagten gefertigte Bilder zeigten außerdem, wie die Kinder an ihren eigenen oder den Geschlechtsteilen der anderen manipulierten. „Die Aufnahmen sollten später einem interessierten Publikum zur Verfügung gestellt werden“, heißt es in der Anklageschrift.

Fotos von 2015 bis 2018 im Fokus der Ermittler

Tatsächlich stießen Polizisten in sozialen Netzwerken auf Fotos, die 2015 hochgeladen wurden und die sie dem Oberberger zurechnen. Auffällig sei bei einigen Szenen der Hintergrund, der die immer gleiche Tür, dieselbe Wandgestaltung und eine bestimmte Zimmerpflanze zeige, so die Staatsanwältin.

In den Jahren 2016, 2017 und 2018 soll der Mann laut Anklage zudem Fotos über mehrere Internetplattformen verbreitet haben, die den sexuellen Missbrauch von Kindern ab etwa acht Jahren durch unbekannte erwachsene Männer zeigen. Dabei sei der Oberberger unter dem Pseudonym „tropical-ocean-boys“ aufgetreten, um das Interesse von Pädophilen zu wecken.

Prozess zunächst ausgesetzt

In einer zweiten Anklageschrift geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Mann auch nach seiner Rückkehr nach Oberberg straffällig wurde. Im Sommer 2020 soll er einschlägige Dateien über den Kurznachrichtendienst Twitter hochgeladen haben. Kurz darauf stellten die Ermittler auf seinen Computern insgesamt 22 kinderpornografische Bilder sicher, sowie 81 Bilder, die Jugendliche über 14 Jahren zeigen.

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Nach der Verlesung der Anklageschriften zog sich das Schöffengericht zurück, um mit Staatsanwaltschaft und Verteidigung ein sogenanntes Rechtsgespräch zu führen. Dabei solle vor allem erörtert werden, wie umfangreich die Beweisaufnahme gestaltet werden müsse, kündigte der Vorsitzende an. Nach diesem Gespräch wurde der Prozess auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Der Angeklagte hatte zuvor erklärt, dass er aussagen wolle.

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