QuarantäneVor 70 Jahren überlebte er in Wipperfürth eine gefährliche Epidemie

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Wie sich Quarantäne anfühlt, daran kann sich Hans-Georg Wisocki (91) noch genau erinnern.

Wie sich Quarantäne anfühlt, daran kann sich Hans-Georg Wisocki (91) noch genau erinnern.

  • 1950 hat sich im Zuge seiner Arbeit, wie auch einige seiner Arbeitskollegen mit Typhus angesteckt.
  • Wegen der Ansteckungsgefahr wurden sie in Qurantäne genommen.
  • Im Gespräch erzählte er uns von seinen Erinnerung an die Zeit auf der Isolierstation.

Wipperfürth/Kreuzberg – Eine Epidemie, die sich in Wipperfürth ausbreitet, bei der Menschen in Quarantäne isoliert werden und schwer erkranken. „Das gab es vor 70 Jahren schon einmal“, erinnert sich Hans-Georg Wisotzki. „Ich hatte damals Typhus“. Der 91-Jährige wohnt in Egerpohl. Die Zeitungsberichte über den Coronavirus rufen Erinnerungen wach.

„Es war im Jahr 1950. Ich habe als junger Mann bei der Firma Korth und Rosch gearbeitet, dort wurden Mahlkörbe für die Zementherstellung produziert. Wir konnten nach der Arbeit duschen, das Wasser für die Duschen wurde direkt aus der Wupper entnommen. Dabei habe ich mich mit Typhus angesteckt, und ich war nicht der Einzige.“

Geheilt wenn Testergebnisse dreimal negativ waren

Weil Typhus ansteckend ist, wurden die Erkrankten im alten Wipperfürther St.-Josef-Krankenhaus, das neben dem heutigen Franziskusheim stand, in Quarantäne genommen. „Dort gab es eine eigene Isolierstation. Wir wurden regelmäßig untersucht, erst wenn das Ergebnis dreimal nacheinander negativ ausfiel, galt man als geheilt.“

Das alte St.-Josef-Krankenhaus am Konrad-Martin-Weg 1 wurde 1968 durch einen Neubau ersetzt.

Das alte St.-Josef-Krankenhaus am Konrad-Martin-Weg 1 wurde 1968 durch einen Neubau ersetzt.

Der Senior erinnert sich daran, dass die Typhuserkrankung mit furchtbaren Bauchschmerzen einher ging. „Wenn einer vom Essen nur redete, drehte sich mir schon der Magen um.“ Doch schließlich war Hans-Georg Wisocki geheilt, auch der Appetit kam wieder. „Ich hatte einen Hunger wie ein Wolf“ , erinnert er sich.

Krankheit über verunreinigtes Wasser übertragbar

In den Jahren 1947 bis 1951 war das Dorf Kreuzberg von Typhus betroffen – ob es einen Zusammenhang mit den Erkrankungen in Wipperfürth gibt, ist unklar. Ulrich Bürger, der im Bürgerverein Kreuzberg und im Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth aktiv ist, hat die Geschichte recherchiert. Mindestens vier Personen aus Kreuzberg starben zwischen den Jahren 1947 und 1951 an Typhus.

Die Krankheit wird vor allem durch verunreinigtes Wasser übertragen. „Das Problem in Kreuzberg ging vom damaligen Liebfrauenkloster aus“, so Bürger. Die Abwasserleitung des Klosters lief nach Hackenberg und dort in Richtung des heutigen Schevelinger Weges. Von da floss das Wasser in einen Bach, der in die Silbertalsperre mündete. Diese hat einen Abfluss zur Hönnige, die wiederum in die Wupper mündet. Ob die Typhuserreger auf diesem Weg bis nach Wipperfürth transportiert wurden, ist nicht klar.

Mehrere Tote durch verseuchtes Wasser

Wie Ulrich Bürger erforscht hat, war die Abwasserleitung des Klosters undicht, sodass dadurch die Brunnen am Hackenberg verseucht wurden. „Man hat damals Farbstoffe oder Ähnliches in die Abflüsse des Klosters geschüttet und dadurch festgestellt, dass diese in Brunnen am Hackenberg ankamen“, schildert Bürger.

Im Jahr 1951 starben innerhalb eines Vierteljahres Katharina Felder und ihre Tochter Erika an Typhus, die Familie hatte in Hackenberg einen Hof gepachtet. Die Großmutter Maria Panske war bereits im November 1949 an Typhus gestorben. Mehrere Angehörige wurden auf einer Isolierstation des St.-Josef-Krankenhauses behandelt. Auch auf dem Nachbarhof erkrankten Bewohner an Typhus. Zudem gab es auch im Dorf Kreuzberg mehrere Typhusfälle.

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