Schneetourismus in OberbergTränen an der Straßensperre

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Da lang geht’s zurück: Dirk Barth vom Ordnungsamt weist in Hespert Ausflügler ab.

Da lang geht’s zurück: Dirk Barth vom Ordnungsamt weist in Hespert Ausflügler ab.

Oberberg – Das Gebiet rund um Reichhofs Hausberg, das Blockhaus, ist am vergangenen Wochenende in einen tiefen Winterschlaf gefallen. Offenbar hatte schon die Sperrung der Zufahrtsstraßen am Wochenende zuvor und nun auch als Teil der 15-Kilometer-Regel ihre Wirkung nicht verfehlt.

„Kein Vergleich zur vergangenen Woche“, sagte Dirk Barth vom Reichshofer Ordnungsamt. Er hatte an der Hauptsperre in Hespert, ganz in der Nähe an der Autobahn 4, Posten bezogen. Am gesamten Samstagvormittag seien weniger als zehn Auswärtige da aufgetaucht. Alle hätten glaubhaft versichert, von der seit dem 12. Januar gültigen Regionalverordnung nichts gewusst zu haben. „Nach einer Belehrung machten sie kehrt und fuhren zurück auf die A4. Auch ein Mann aus Wiesbaden, den allerdings das Navi falsch geleitet hatte, drehte sofort um.

Am Nachmittag war der Andrang etwas stärker. Barth bezeichnete die Neuankömmlinge als meist verständnisvoll: Sie hätten das sogenannte Betretungsverbot ohne lange Diskussion akzeptiert. Aber es habe auch Ausnahmen gegeben: So habe ihm ein Niederländer im Vorbeifahren den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt. Doch sei ihm dieser Stinkefinger bereits bekannt gewesen, sagte Barth. Er habe ihn in der Vorwoche schon zu sehen bekommen.

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Drei Anzeigen im gesamten Kreisgebiet

Drei Anzeigen allein in Hückeswagen hat die Polizei nach Angaben ihres Sprechers Michael Tietze am Wochenende geschrieben, weil die Bewegungsbeschränkung auf 15 Kilometer verletzt worden war.

„Aufgefallen sind die Betroffenen bei Verkehrskontrollen“, berichtet Tietze. In Reichshof waren es am Ende keine 30 Auswärtige, die von der Autobahn abgefahren waren, um dann von Ordnungsamt und Polizei an den gesperrten Zufahrten zum Skigebiet Blockhaus gestoppt und zurückgeschickt wurden. „Wer glaubwürdig versichern konnte, von den Regelungen nichts gewusst zu haben, wurde nicht zur Kasse gebeten“, sagt Tietze.

Am Sonntag dann freute sich Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies, nicht nur über das entspannte Wochenende, er sagte den Anwohnern Dank für ihre Geduld – „sowie für die Erbsen- und Gulaschsuppe, die für unsere Kollegen gekocht wurden.“ Ähnlich entspannt war es etwa auch in den „Grenz-Kommunen“ Waldbröl und Engelskirchen – keine Verstöße.

Übrigens: Auch die Kölner Polizei sieht derzeit genauer hin: „Wer kontrolliert wird und ein GM-Kennzeichen hat, der muss sich fragen lassen, was er in Köln macht“, betont Polizeisprecher Christoph Gilles. Gebe es dafür keinen triftigen Grund, werde dies angezeigt. (kup, höh, sül)

Eine Kölnerin aus Poll war dagegen ganz erschrocken, als ihr auf dem Weg zu einer Freundin in Drolshagen-Husten mitgeteilt wurde, sie habe gegen die Einreiseregel verstoßen: „Ich bin so geschockt – davon wusste ich nichts“, erklärte die Frau völlig atemlos. Der Mitarbeiter des Ordnungsamtes winkte sie an den Straßenrand, damit sie sich beruhigen konnte und wies ihr dann den richtigen Weg.

Barth schilderte zudem, dass es bei der Kontrolle sehr schwierig sei, einheimische von auswärtigen Fahrern an den Kennzeichen zu unterscheiden, seit die Möglichkeit bestehe, diese mitzunehmen. So könne durchaus ein Eckenhagener aus München zugezogen sein und sein altes Kennzeichen behalten haben. Ein weiteres Problem seien Firmenwagen, da diese häufig an den Stammsitzen der Unternehmen angemeldet seien.

Schwer enttäuscht war eine fünfköpfige Familie aus Köln, die zu einer Schneewanderung in den Puhlbruch aufgebrochen war. Den Kindern gefällt es dort so gut, dass sie unbedingt wieder dorthin wollten – von der 15-Kilometer-Regel hatten auch diese Kölner nichts gewusst. Dennoch wurden sie ebenso abgewiesen wie eine Frau aus Leverkusen, die mit ihren Kindern Schlitten fahren wollte. „Sie war vollkommen überrascht und hat sogar geweint“, schilderte der Polizeibezirksbeamte Roger Fischer. An der Absperrung bei Tillkausen schickten er und sein Waldbröler Kollege Carsten Eckey einen Kölner zurück, der zum Blockhaus wollte. „Er war gerade mal 300 Meter auf oberbergischem Gebiet. Kehrt er sofort um, bestrafen wir das nicht.“ Sollte sich ein Autofahrer jedoch widerspenstig zeigen, gebe es sofort eine Anzeige.

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Insgesamt war es sehr ruhig rund um Reichshofs Hausberg. Nur ein paar Wanderer aus der Gegend suchten Erholung in der Winterlandschaft, meist vom Wanderparkplatz bei Hecke aus. Auch der Rodelhang am Belmicker Petersberg war kaum besucht. Allerdings standen dort einige Fahrzeuge mit Kölner und Dortmunder Kennzeichen.

Auch der Sonntag verlief rund ums Blockhaus ähnlich ruhig, auch wenn der frische Schnee einige Ausflügler mehr ins Oberbergische gelockt hatte. Fachbereichsleiterin Sarah Schmidt schätzte, dass etwa 30 bis 40 Fahrzeuge zurück auf die Autobahn geschickt worden seien.

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