Schulgeschichte wird lebendigNRW-Stiftung übergibt 30.000 Euro an Freilichtmuseum

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Noch ist die Schule eine Baustelle. Jutta Krumm (2.v.r) übergibt die Förderzusage an Werner Hütt (r.) , den Geschäftsführer des Museums-Fördervereins. Das freut auch Museumsleiter Michael Kamp, Projektleiterin Anka Dawid-Töns und Volontär Stephan Hahn (v.l.) .

Noch ist die Schule eine Baustelle. Jutta Krumm (2.v.r) übergibt die Förderzusage an Werner Hütt (r.) , den Geschäftsführer des Museums-Fördervereins. Das freut auch Museumsleiter Michael Kamp, Projektleiterin Anka Dawid-Töns und Volontär Stephan Hahn (v.l.) .

Lindlar – Wie sah die Schule aus, als unsere Groß- und Urgroßeltern noch Kinder waren? Was wurde gelehrt, wie wurde gelernt? Und wie hat vor 100 Jahren ein Volksschullehrer gelebt?

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Neue Dauerausstellung „Die Schule des Lebens“

All das sind Fragen, auf die Besucher im Freilichtmuseum künftig Antworten finden werden. Die neue Dauerausstellung „Die Schule des Lebens“ soll 2021 eröffnet werden. Und zwar im Gebäude der Volksschule Waldbröl-Hermesdorf, die vom Originalstandort ins Museum transloziert wurde und dort wieder aufgebaut wird.

Der „Verein der Freunde und Förderer des Bergischen Freilichtmuseums“, der das Projekt realisiert, hat bis jetzt schon 200.000 Euro hineingesteckt, wie Werner Hütt, Geschäftsführer des Vereins, erklärt. „Ohne den Förderverein könnten wir nicht so viel machen“, sagt Museumsleiter Michael Kamp.

Ein Projekt des Fördervereins

Weiteres Geld gibt es über „Leader“, ein Förderprogramm der EU für den ländlichen Raum. Die NRW-Stiftung hat zudem 30.000 Euro für die geplante Dauerausstellung bewilligt. Am Donnerstag überreichte Jutta Krumm, ehrenamtliche Regionalbotschafterin der NRW-Stiftung, die schriftliche Förderzusage. Die NRW-Stiftung erhält ihr Geld für Natur- und Kulturförderung vor allem aus Erträgen von Westlotto.

Die Hermesdorfer Schulchronik und Lehrer Friedrich Bals (1886 bis 1960)

Friedrich Bals war von 1911 bis 1948 Lehrer an der Volksschule Hermesdorf. Über einen Enkel von Bals kam das Freilichtmuseum an seinen Nachlass, zu dem auch die Schulchronik Hermesdorf gehört .

Die 254 Seiten starke Chronik umfasst die Jahre 1861 bis 1966. Festgehalten sind nicht nur Schulbelange wie neue Lehrer, Platzmangel, Ausflüge, Feste, Epidemien und Verordnungen, sondern auch viele Einzelheiten zur Ortsgeschichte von Hermesdorf. Auch politische Themen wie Kriege und Wahlen kommen in der Chronik vor.

Die Volksschule Hermesdorf, die in den kommenden Monaten im Museum wieder aufgebaut werden soll, wurde 1861 errichtet, auf eine Initiative von Landrat Karl Maurer und Pastor Wilhelm Hollenberg. „Der Kreis Waldbröl war damals der ärmste der Rheinprovinz und einer der ärmsten Landkreise in ganz Deutschland“, erklärt Kamp.

Rund die Hälfte der Bevölkerung konnte nicht lesen und schreiben. Das Gebäude hatte anfangs nur ein Klassenzimmer von 54 Quadratmetern, in dem die Schüler der Klassen 1 bis 8 unterrichtet wurden. Bis zu 118 Schüler besuchten die Schule, allerdings war die Versäumnisquote viel höher als heute - die Kinder wurden als Arbeitskräfte auf den Höfen gebraucht. 1913 wurde ein Neubau der Volksschule beschlossen, doch erst 1937 wurde dieser eingeweiht. Der alte Schulbau blieb über die Jahrzehnte praktisch unverändert, ein Glücksfall für das Museum.

So soll es im Museum aussehen

Fotos gesucht

Besitzen Sie alte Fotos der Volksschule Hermesdorf (Innen- und Außenaufnahmen), die vor 1937 aufgenommen wurden? Das Freilichtmuseum sucht solche Fotos.

Kontakt: ankadawid@t-online.de, 02 11/96 66 51 12.

Die Besucher der Ausstellung sollen im Museum auf 130 Quadratmetern vieles über den Schulalltag und die Bildungsgeschichte der Region erfahren können. Im Gegensatz zum Schulmuseum in Bergisch Gladbach ist jedoch keinen „Unterricht anno 1900“ vorgesehen. „Wir werden die Museumsbesucher aber in vieler Hinsicht mit einbeziehen“, sagt Projektleiterin Anka Dawid-Töns. Unter anderem können Besucher testen, ob sie den Volksschulabschluss von 1893 geschafft hätten. Im Obergeschoss soll in drei Räumen die alte Lehrerwohnung eingerichtet werden.

Auch einen Schulgarten, der sowohl der Versorgung der Lehrerfamilie diente, aber auch im praktischen Unterricht eingesetzt wurde, wird die neue alte Schule erhalten. Anders als im Original-Schulgarten werde man dabei auch auf barrierefreie Hochbeete setzen, erklärt Stephan Hahn, Volontär des Museums.

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