Speichelproben bestätigen VerdachtWölfin hat in Lindlar Schafe gerissen

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Im Oktober fotografierte eine Wildkamera in Engelskirchen einen Wolf, vermutlich das Tier mit der Kennung GW 1433f.

Im Oktober fotografierte eine Wildkamera in Engelskirchen einen Wolf, vermutlich das Tier mit der Kennung GW 1433f.

Lindlar – Am 19. November wurden auf einer Weide in Quabach drei Schafe getötet und drei weitere Tiere verletzt. Jetzt steht fest: Der Angreifer war ein Wolf. Das hat das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv) am Donnerstag mitgeteilt.

Wie die genetische Untersuchung der Speichelproben zeigen, handelt es sich bei dem Tier um eine Wölfin mit der Kennung GW 1433f, die in den vergangenen Monaten mehrfach Tiere in Oberberg und Rhein-Sieg gerissen hat. Auch in Rheinland-Pfalz wurde das Tier bereits nachgewiesen. Nur einen Tag nach dem Schafsriss in Quabach tötete die gleiche Wölfin ein Schaf in Hückeswagen. Wölfe können an einem Tag Entfernungen von bis zu 80 Kilometern zurücklegen.

Halter von Schafen können Elektrozäune einreichen

Mit Wirkung zum kommenden Montag, 13. Januar, wird das „Wolfverdachtsgebiet Oberbergisches Land“ ausgewiesen. Das hat das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz am 6. Dezember per Erlass festgesetzt. Zu dem 902 Quadratkilometer großen Gebiet zählen die Kommunen Lindlar, Engelskirchen, Gummersbach, Wiehl und Nüm-brecht, Overath und Teile von Rösrath sowie Teile des Rhein-Sieg-Kreises – nicht jedoch Hückeswagen und Wipperfürth.

In dem Wolfverdachtsgebiet können Halter von Schafen und Ziegen sowie Wildgehege Förderanträge auf wolfsabweisende Elektrozäune einreichen. Die Materialkosten werden zu 100 Prozent gefördert, die Arbeitskosten müssen die Halter selbst tragen.

Dietmar Birkhahn spricht sich gegen Tötung aus

Dietmar Birkhahn aus Lindlar ist im Auftrag des Landesamtes als ehrenamtlicher Wolfsberater tätig. Forderungen, die Wölfin, die nun mehrfach in der Region Nutztiere gerissen hat, aus dem Verkehr zu ziehen, tritt er entgegen. „Davon sind wir noch lange entfernt.“ Zum einen gilt derzeit eine sechsmonatige Übergangsfrist. Nur, wenn in dieser Zeit weitere Wolfsnachweise gelingen, wird das Verdachtsgebiet in ein Wolfsterritorium umgewandelt. Und erst, wenn dort alle Herden eingezäunt seien und es dann immer noch Risse gebe, könne man über weitere Maßnahmen nachdenken. „Wir sprechen hier von einem Zeitraum von rund fünf Jahren“, so Birkhahn.

Informationen für Weidetierhalter

Eine Informationsveranstaltung „Herdenschutz im Wolfsverdachtsgebiet Bergisches Land“ findet am Samstag, 18. Januar, ab 9 Uhr in Much statt. Der Schafzuchtverband NRW und die Landwirtschaftskammer NRW berichten über Förderrichtlinien und die Antragsberatung, Zaunhersteller zeigen verschiedene Modelle , zudem gibt es praktische Demonstrationen.

Anmeldung bis zum heutigen Freitag, 10. Januar, per E-Mail an schafzuchtverband@lwk.nrw.de oder unter 02945/98 94 50.

Es sei aber auch durchaus denkbar, dass die Wölfin aus Oberberg mittlerweile weitergezogen sei. „Wir sind gerade erste dabei, das Tier kennenzulernen“, so Birkhahn. In der freien Natur würden Wölfe üblicherweise ein Alter von rund acht Jahren erreichen.

Landwirte fürchten um ihre Nutztiere

Viele Landwirte im Bergischen lehnen die Rückkehr des Wolfs aus Furcht um ihre Nutztiere kategorisch ab. Birkhahn hat dafür wenig Verständnis. „Der Preis für ein Kalb liegt heute bei vielleicht zehn Euro.“ Die Verluste, die ein Landwirt durch einen Wolfsriss erleiden könne, hielten sich also sehr in Grenzen. Die Probleme der Landwirtschaft seien in der Gesellschaft zu suchen. „Es ist nicht der Wolf, der schief läuft, unsere Gesellschaft läuft schief.“

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Unter den den Jägern seien die Reaktionen sehr gemischt, so Birkhahn. „Die vernünftigen Jäger freuen sich über die Rückkehr eines sehr interessanten Wildtieres. Aber es gibt leider auch Jäger, die von der Materie keine Ahnung haben und wilde Spekulationen weiter tragen.“

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