Stau in Ohl-GrünscheidAgger fließt vorerst weiter frei

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Seit September 2019 wird in Ohl-Grünscheid (im Hintergund) die Agger nicht mehr angestaut. (Archivfoto)

Seit September 2019 wird in Ohl-Grünscheid (im Hintergund) die Agger nicht mehr angestaut. (Archivfoto)

Oberberg – In Ohl-Grünscheid wird die Agger in diesem Jahr nicht mehr gestaut. Das geht aus der Antwort des NRW-Umweltministeriums auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Norwich Rüße (Grüne) hervor.

Der Stau ist seit gut anderthalb Jahren nach Beschluss des Verwaltungsgerichts Köln außer Betrieb – aus Sicherheitsgründen, wie die Bezirksregierung damals mitteilte. Gestaut werden, schreibt jetzt das Ministerium, dürfe dort erst wieder, wenn „die Anforderungen nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik erfüllt“ sind und wenn die – eigentlich seit 2016 fällige – „vertiefte Überprüfung“ über die Bühne gegangen ist.

„Klaren Plan entwickeln“

Diese Überprüfung werde aber erst abgeschlossen, wenn der Aggerverband sein Niederschlag-Abfluss-Modell der Agger (NA-Modell) vorgelegt hat. Darauf, so das Ministerium, hätten sich Bezirksregierung, Aggerverband und die Aggerkraftwerke GmbH & Co. KG als Betreiber verständigt. Auf die Frage, wann dieses Modell denn vorliegt, antwortete der Aggerverband am Dienstag: „Stand heute geht der Aggerverband davon aus, im Laufe des Jahres 2022 erste Abfluss-Prognosen aus dem Gesamtmodell bereitstellen zu können.“

Auch für die Anlagen Wiehlmünden, Haus Ley sowie Ehreshoven I und II gelte, dass die (auch dort überfälligen) vertieften Überprüfungen erst nach Vorlage des NA-Modells abgeschlossen werden sollen. Das reiche, denn „bei den Regelüberwachungen der Anlagen, an denen bisher keine vertiefte Überprüfung stattgefunden hat, werden die Anlagen optisch geprüft“. Dabei seien aber keine schwerwiegenden Mängel, die zum sofortigen Handelns verpflichten würden, festgestellt worden.

Rolle der Bezirksregierung

Friedrich Meyer, Flussgebietskoordinator des Wassernetzes NRW für die Agger, sieht das anders. Er findet vielmehr, die Bezirksregierung müsse sich fragen lassen, „warum sie die seit 2006 bestehende Vorschrift, nach der Talsperren etwa alle zehn Jahre vertieft zu überprüfen sind, an den Anlagen in der Agger nicht durchgesetzt hat“.

Am Stau Ohl-Grünscheid kann der Fluss nun jedenfalls vorerst weiter frei fließen wie er das seit September 2019 dort kann. Seither habe sich die Agger dort praktisch „selbst renaturiert“, wird Meyer nicht müde zu betonen. Die gewonnene Zeit will er nutzen: „Damit ist zunächst das drohende Absaufen der sich nach Niederlegung des Staus gebildeten natürlichen Flussstrecke und Aue verhindert“, sagt er. Nun bleibe Zeit, gegen einen Wiederaufstau vorzugehen, schreibt er unter Verweis auf das „Verschlechterungsverbots gemäß des Wasserhaushaltsgesetzes“.

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Ganz ähnlich äußerte sich der Engelskirchener Ortsverband der Grünen: Es sei Zeit gewonnen, „dass die Landesregierung endgültig zu der Entscheidung kommt“, die entstandene natürliche Flusslandschaft zu erhalten, wird die Sprecherin des Ortsverbandes, Lisa Maaßen, in einer Mitteilung ihrer Partei zitiert.

Maaßen und Meyer fordern nun unisono, die aktuelle und die nächste Landesregierung müssten „einen klaren Plan entwickeln, ob sie weiterhin die kostenaufwendige und für die Energiewende untaugliche kleine Wasserkraft fördern“ wollen oder nicht.

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