Sturmtief Sabine im Oberbergischen KreisEine lange Nacht für die Feuerwehr

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Oberberg Sturm Gummersbach

Viele umgeknickte Bäume - dafür aber keine Personen schäden. So die Bilanz der stürmischen Nacht im Oberbergischen Kreis.

Oberberg – Zwar hat das Sturmtief Sabine das Oberbergische am Sonntagabend und im Verlauf des Montags nicht so schwer getroffen wie befürchtet. Doch Entwarnung wollten die Verantwortlichen bei der Kreisverwaltung noch nicht geben: Denn mit weiteren Sturmböen sei noch bis Dienstagabend zu rechnen. Nach wie vor sollten sich Oberberger möglichst nicht im Freien aufhalten und vor allem Wälder meiden. Trotzdem fragen sich viele sogar in Feuerwehrkreisen: War dieser Sturm die ganze Aufregung wert? Nach den Warnungen der Meteorologen hatten etliche Menschen Schlimmeres erwartet.

Wenngleich die ersten Sturmausläufer weitaus weniger Schäden anrichteten als etwa die Orkantiefs Kyrill im Jahr 2007 oder Friederike 2018, hatten die Feuerwehren im Kreis reichlich zu tun. Allein bis Montagabend summierte sich die Zahl der Einsätze auf rund 180, wie die Kreisverwaltung mitteilte. In allen Fällen mussten von den Böen umgeknickte Bäume beseitigt werden. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Noch in den Morgenstunden waren 750 Feuerwehrkräfte im Einsatz.

Sabine Gummersbach

Auch in einem Waldstück bei Karlskamp sind durch den Sturm Bäume umgeknickt.

Nachdem der Deutsche Wetterdienst frühzeitig eine Reihe von Unwetterwarnungen herausgegeben hatte, hatten sich Feuerwehren und Leitstelle auf den Orkan vorbereitet. Wie bereits am Freitag geplant, wurden am Sonntag das Personal in der Kreisleitstelle aufgestockt und die Meldeköpfe der Feuerwehren und der Meldekopf des Deutschen Roten Kreuzes besetzt. Die Ortsverbände des Technischen Hilfswerks waren in Alarmbereitschaft.

Stromausfälle und ein getroffener Bus

Doch am Sonntagnachmittag hatten die Feuerwehren wider Erwarten zunächst wenig tun. Anders als von den Meteorologen für den Kreis angekündigt, zog das Unwetter ab 17 Uhr nur langsam auf. Bis zirka 23 Uhr am Sonntag wurden kreisweit nur 25 Einsätze gezählt. Erst dann wurde der Sturm intensiver, gegen 1 Uhr in der Nacht zum Montag erreichten die Böen ihren Höhepunkt. Vermehrt stürzten Bäume um. In mehreren Ortschaften fiel – meist nur kurze Zeit – der Strom aus, so in den Gemeinden Marienheide, Gummersbach, Reichshof und Morsbach. Bis 3 Uhr war die Zahl der Einsätze sprunghaft angestiegen: Rund hundert Mal mussten Feuerwehreinheiten ausrücken. Danach beruhigte sich die Lage wieder etwas, bevor in den Morgenstunden die nächsten Sturmböen das Oberbergische erreichten. Diesmal war besonders die Kreismitte betroffen: Vor allem die Feuerwehren in Engelskirchen, Gummersbach, Bergneustadt und Wiehl waren laut Kreisverwaltung gefordert.

In einigen Gerätehäusern harrten die Feuerwehrleute beinahe die ganze Nacht aus, um schnellstmöglich in den Einsatz gehen zu können. Allein in der Kreisstadt waren bis Sonntagabend 286 Kräfte in Alarmbereitschaft, berichtet Gummersbachs Stadtbrandmeister Detlef Hayer. Nach dem sachten Sturmbeginn sei ihnen um 21 Uhr freigestellt worden, ob sie bleiben wollen. Wer nicht den Heimweg antrat, traf die bessere Wahl – denn zum Höhepunkt des Sturms wenige Stunden später mussten viele Kräfte wieder in den Gerätehäusern anrücken.

Bergneustadts Feuerwehrchef Michael Stricker zeigte sich gestern froh, dass seine Leute nicht in den Gerätehäusern auf Einsätze gewartet hatten. „In der Nacht hatten wir gerade mal zwei Einsätze. Richtig los ging es erst am Morgen.“ Da habe der Wetterdienst die Lage offenbar falsch eingeschätzt.

Bäume auf den Straßen

Noch am Montagvormittag mussten vielerorts Bäume von den Straßen geholt werden. In mehreren Orten waren Straßen zeitweise gesperrt. So war auf Gummersbacher Stadtgebiet die Weststraße in Richtung Strombach blockiert sowie in Becke die Straße „Am Sonnenberg“. Die Ortschaft Erlenhagen war zeitweise nur noch aus Richtung Lantenbach erreichbar, weil die Zufahrtswege von Bernberg und Hesselbach unpassierbar waren. Die Aufräumarbeiten dauern an.

Orkan-Sabine1

Den Linienbusverkehr der Ovag vermochte der Sturm nicht durcheinanderzuwirbeln. Betriebsleiter Manuel Kippelt berichtet von einem einzigen Zwischenfall: Gegen 7 Uhr am Montag wurde ein Bus bei Lieberhausen von einem umfallenden Baum am Heck getroffen, die hintere Scheibe dabei beschädigt. Fahrgäste befanden sich nicht im Bus, das Fahrzeug konnte auf eigenen Achsen zum Betriebshof in Niederseßmar zurückkehren. Eine größere Herausforderung war es laut Manuel Kippelt, die Schulfahrten zu planen. Weil es unüberschaubar war, an welchen Schulen der Unterricht ausfällt, habe es wohl einige Fahrten ohne Schüler an Bord gegeben.

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