Tanzschule BöhlefeldLetzter Ball in Wipperfürther Tanzschule

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Zum letzten Mal auf der Tanzfläche: Die Besucher der Tanzschule von Dorothee und Bernd Böhlefeld. In der ersten Reihe die Paare, die vor 33 Jahren zur Eröffnung als erste auf die Tanzfläche gingen.

Zum letzten Mal auf der Tanzfläche: Die Besucher der Tanzschule von Dorothee und Bernd Böhlefeld. In der ersten Reihe die Paare, die vor 33 Jahren zur Eröffnung als erste auf die Tanzfläche gingen.

Wipperfürth – Es scheint eine ganz normale Tanzparty am Abend des zweiten Weihnachtstages zu werden. Bernd Böhlefeld greift kurz nach 20.30 Uhr zum Mikrofon. Seine Stimme klingt routiniert und ruhig. Wie seit Jahrzehnten. Doch das erste Lied, mit dem er die Paare auf die Tanzfläche lockt, der Song „Last Christmas“, ist nicht irgendein Discofox. Der Hit aus dem Jahr 1984 wird gesungen von George Michael, und der ist mit nur 53 Jahren verstorben, ausgerechnet an Weihnachten.

Manche Paare lernten sich hier kennen

Doch nicht nur der Tod des einstigen Teenie-Idols und Soul-Sängers schmerzt. Sondern vor allem die Nachricht, dass die Tanzschule Böhlefeld an der Ringstraße Ende des Jahres schließen wird. Der Weihnachtsball ist die letzte Veranstaltung.

Die ersten, die an diesem Abend auf die Tanzfläche streben sind Elke Voßwinkel und Norbert Koppelberg. Hier, in der Tanzschule Böhlefeld, haben sie sich vor 30 Jahren kennen gelernt. Später am Abend gestehen auch sie mit feuchten Augen: „Mit der Schließung dieser Tanzschule geht ein Stück Lebensqualität verloren.“ Alle Umstehenden nicken bestätigend.

Seit gerade mal 15 Jahren gehören für Christian Schütte aus Hückeswagen und seine Freunde die Sonntagabende bei Dorothee und Bernd Böhlefeld zum festen Jahresrhythmus. „Zu Weihnachten hatte ich den Tanzkurs in diesen Räumen geschenkt bekommen“, erinnert sich Christian Schütte. Und an Weihnachten nehmen wir davon Abschied.“ Das, so fügt er hinzu, tue ihm in der Seele weh.

„Tanzen mit Herz“

Astrid und Wilfried Heisinger aus Kürten-Bechen geht es genau so. Für sie war die Tanzschule an der Ringstraße wie ein zweites Zuhause. Die lange An- und Rückfahrt nahmen sie dafür gern in Kauf. Lebensfreude und Herzlichkeit hätten sie hier erfahren, nachdem sie zwölf andere Tanzschulen in der Region durchlaufen hätten. „Tanzen mit Herz“, bringt es Astrid Heisinger auf den Punkt. „Andere lehren Schritte, Bernd Böhlefeld lehrt das Tanzen.“ Und ihr Mann fügt hinzu: „Er ist der perfekte Dienstleister, der es verstand, jedem Kunden individuell die Freude am Tanzen zu vermitteln.“

Am Nachmittag der Eröffnung vor 32 Jahren kehrte Anneliese Breidenbach noch den Baustaub zusammen. Später schlüpfte sie in ihr Ballkleid und stand abends zusammen mit Ehemann Günther auf der nagelneuen Tanzfläche. Gemeinsam mit den Paaren Elga und Manfred Sünger und Hannelore und Klaus Mosebach. Inzwischen sind alle zwischen 70 und 80 Jahre alt, sie sind die längsten Mitglieder und ältesten Freunde der Böhlefelds. Kennen- und schätzen gelernt haben sie sich bereits in der Tanzschule im Schützenhof und in Meinerzhagen. An diesem letzen Abend lassen sie noch einmal die Finger andächtig über die Messingplatte gleiten, die ihr Goldstar-Abzeichen des Deutschen Tanzlehrerverbandes dokumentiert. Die Erinnerung an diesem Triumph nimmt ihnen niemand.

Es gibt keinen Besucher der Tanzschule, der nicht hofft, das die Böhlefelds auf die eine oder andere Weise weiter machen mögen. Und Dorothee Böhlefeld macht ihnen Hoffnung: „Wir haben Pläne; ziemlich konkrete“, beteuert sie mehrfach. Und alle, die es hören, lächeln beglückt. Weihnachten ist eben das Fest der Freude.

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