Tourbus als TestzentrumUnternehmer entwickeln in Corona-Zeiten neues Geschäftsmodell

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Tourbus als Testzentrum

Der Gummersbacher Michael Fender (r.) berichtet von einer  großen Nachfrage auf die Corona-Schnelltests.

Gummersbach – Wo in „normalen“ Zeiten Herbert Grönemeyer, Campino oder die Band Rammstein auf ihren großen Tourneen entspannen, können Oberberger sich auf Corona testen lassen. 20 Minuten und 39 Euro später bekommen sie ihr Ergebnis – zum Mitnehmen oder aufs Handy.

Seit einigen Tagen steht vor der Schwalbe-Arena ein Luxusbus, der zum privaten Antigen-Schnelltestzentrum umfunktioniert wurde. Noch kommen Testwillige ohne Termin an die Reihe, aber „der Bedarf lässt sich schon nach ein paar Stunden erkennen“, resümiert der Gummersbacher Unternehmer Michael Fender, der die Idee entwickelte. Schon hätten sich Firmen gemeldet, die ihre Mitarbeiter komplett und vor allem schnell testen lassen wollten. „In der Familie habe ich selbst gerade erst die Erfahrung gemacht, dass es mehrere Tage gedauert hat, bis getestet wurde“, sagt er. „Da habe ich gedacht, das kann es doch nicht sein!“

Stadtverwaltung Gummersbach unterstützt den Unternehmer

Auch beruflich brannte ihm das Problem auf den Nägeln, denn der Unternehmer betreibt eine Fluglinie, deren Maschinen vor allem Lappland ansteuern, wo Automobilfirmen ihre Modelle unter extremen Bedingungen testen lassen. Die Teams aus der Autoindustrie werden vor dem Abflug getestet, „ damit sie eine 97-prozentige Sicherheit haben, sich nicht im Flugzeug anzustecken“, sagt Fender.

Ein mobiles Testzentrum, so seine Überlegung, müsste sich doch auch anderswo verwirklichen lassen. Eine große Menge Tests konnte er einkaufen, die Stadtverwaltung Gummersbach signalisierte gleich ihre Unterstützung. Aber der Plan, im Forum eine Teststation einzurichten, scheiterte.

Da kommt Clemens Behle , geschäftsführender Gesellschafter des Busunternehmens Coach Service mit Sitz in Reichshof, ins Spiel. Dessen Luxusbusse, die sonst für zwei Jahre im Voraus von Event-Großveranstaltern ausgebucht sind, stehen seit vielen Monaten still. „Die Branche ist am Boden, vor 2022 wird für uns nicht viel passieren“, fürchtet er und hatte selbst schon eine ganz ähnliche Idee wie Fender, die rund 100 Busse anders als bisher einzusetzen. „Zwei Doofe, ein Gedanke!“, scherzt er. Denn nicht nur für die Ansprüche der Promis lassen sich die Busse relativ schnell umbauen, mal zur rollenden Wohnung, aber auch zur Krankenstation oder eben zum Testzentrum.

Auch Einsätze in anderen Städten geplant

„Wir können auch zu Firmen hinfahren“, schwärmt Fender und berichtet von Anfragen aus anderen Städten „bis runter nach Bayern“. Denn Gummersbach soll nur der Anfang sein, das Pilotprojekt. Relativ kurzfristig könnten die vorhandenen Busse einsatzbereit sein, dazu rund 100 Mitarbeiter, die zur Zeit um ihren Job bangen, versichert Behle. Weil sie aber auch selbst Fahrzeuge baue, könnte seine Firma innerhalb von fünf bis sechs Monaten ihre Kapazität verdoppeln, mehrere hundert neue Arbeitsplätze schaffen und dabei etwas Sinnvolles für die Allgemeinheit tun.

Auch Touristikunternehmen zeigten sich interessiert: Reisen mit einer frisch getesteten Gruppe wären in absehbarer Zeit vorstellbar. Fender kann sich sogar den Einsatz als rollende Impfzentren vorstellen. Große Pläne. Falls die Gummersbacher Buspremiere gelingt.

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Noch wird dort nur vier Stunden täglich getestet, montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr. „Im Moment machen wir noch Erfahrungen und arbeiten an der Digitalisierung“, sagt Fender. Flexiblere Zeiten seien vorstellbar, auch eine Ausweitung am Morgen oder in den Abendstunden.

Einen Erfolg gab es schon: Unter den 100 ersten getesteten Personen waren sechs positiv. „In dem Fall machen wir einen zweiten Test, und wenn der auch positiv ist, wird – das Einverständnis der Person vorausgesetzt – das Gesundheitsamt informiert. Datenschutz nehmen wir sehr ernst.“ Wie lange der Bus vor der Schwalbe Arena steht, hängt vom Interesse der Oberberger. Sechs Monate sind vorerst geplant.

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