Treppe für Fische geplantStaustufe Osberghausen wird bis Ende des Jahres abgelassen

Lesezeit 3 Minuten
Wim Dissevelt (l.) und Axel Blüm vom Aggerverband mit dem Plan für die Arbeiten, die das Wehr für Fische durchgängig machen soll.

Wim Dissevelt (l.) und Axel Blüm vom Aggerverband mit dem Plan für die Arbeiten, die das Wehr für Fische durchgängig machen soll.

Osberghausen – Das Ablassen der Staustufe in Engelskirchen-Osberghausen im Laufe des kommenden Monats ist der Auftakt für umfangreiche Arbeiten. Dann wird nicht nur die Holzbeplankung des sogenannten Dachwehres erneuert, sondern es wird auch der Fischauf- und der Fischabstieg gebaut. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass in Osberghausen auch in Zukunft die Wasserkraft der Agger genutzt werden kann, um regenerative Energie zu produzieren.

Bereits seit 1956 werde in Osberghausen an der Agger grüner Strom gewonnen, berichtet Axel Blüm vom Aggerverband bei einem Ortstermin. „Heute versuchen wir mit großem Aufwand, dem Klima- und Artenschutz gerecht zu werden. Seit 2016 liegen explizit für Osberghausen die Wasserrechte vor, zunächst bis ins Jahr 2046 könne die Anlage laufen, erklärt Wim Dissevelt, beim Aggerverband Abteilungsleiter Talsperren und Fließgewässer.

„Zwist“ mit Naturschützern

Trotz aller Bemühungen gebe es „Zwist“ mit Naturschützern. Damit spielt er auf die Forderung an, alle Querbauten in der Agger komplett zu entfernen, um auf diese Weise wieder ein naturnahes frei fließendes Gewässer zu schaffen.

Dabei, so Dissevelt, werde gerade in Nordrhein-Westfalen der Naturschutz groß geschrieben – zu recht, wie er hinzufügt. Die Regelwerke auch für Anlagen wie die in Osberghausen seien „resolut“ formuliert und es gelte das Gebot, „pro Fisch zu denken“, so der Diplom-Ingenieur. Und Axel Blüm fügt hinzu, dem Aggerverband sei daran gelegen, das ganze Thema zu versachlichen: „Der Aggerverband muss die verschiedenen Interessen ausgeglichen gestalten.“ Das Bereitstellen von Brauchwasser für die Energiegewinnung sei eine Aufgabe des Aggerverbandes.

Neuer Rechen soll auch die kleineren Fische zurückhalten

Wim Dissevelt betont zudem die generell nicht gute Bilanz von grünem Strom, der im Oberbergischen gewonnen wird. Die Wasserkraftanlagen entlang der Agger versorgten immerhin rund 3400 Haushalte mit Strom aus regenerativer Energie, erklärt er. Allein die Anlage in Osberghausen beliefere gut 300 Haushalte damit. Blüm: „Hier haben wir die Möglichkeit, etwas für die Umwelt zu tun. Und wir sollten versuchen, das miteinander umzusetzen.“

Dissevelt sagt, der Bau der getrennt angelegten Fischauf- und -abstiegsanlage inklusive einer elektrischen Fischscheuche, die das Einschwimmen der Fische in den Turbinengraben verhindern soll, werde bedeuten, dass sich die Situation um ein Vielfaches verbessern werde.

Etwa eine Million Euro werde das Vorhaben, die Agger in Osberghausen für Fische durchgängig zu machen, kosten. Die eine Hälfte werde gefördert, die andere müsse die in München ansässige Auer Holding als Betreiber der Anlagen bezahlen. „Es ist nicht so, dass wir die Kosten auf alle Mitglieder verteilen“, erklärt Blüm.

Das könnte Sie auch interessieren:

Zu den Neuerungen gehört unter anderem ein neuer Rechen, der in der Leitung, die die Turbine speist, dafür sorgen soll, dass keine Fische mit angesaugt werden. Der Rechen ersetzt seinen Vorgänger aus den 50er Jahren und soll dank eines Abstands von nur 15 Millimetern auch kleinere Fische retten. Er wird, so Dissevelt, schräg angeordnet, sodass Fische an dem Rechen entlanggleiten könnten und durch eine Spülrinne unterhalb des Wehrkörpers wieder in die Agger gelangen.

Im unteren Bereich wird eine „elektrische Fischscheuche“ – ein Quer-Draht mit ins Aggerwasser reichenden Drähten – den Fischen den richtigen Weg weisen. Laut Axel Blüm ist das vergleichbar mit einem elektrischen Weidezaun.

Den Aufstieg soll eine Fischtreppe ermöglichen, die aus einer Kette von 40 Bassins von je zweieinhalb Metern Länge besteht, die kaskadenförmig aneinanderhängen.

Zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung für Anwohner und alle Interessierten will der Aggerverband einladen, sobald es die Corona-Lage wieder zulässt, verspricht Axel Blüm.

KStA abonnieren