Übung für Seuchen-ErnstfallTierärzte trainieren das Verhalten bei Schweinepest

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Bedenklicher Fund: Die Tierärzte Dr. Ines Tavernaro und Jörg Trestik markieren einen Wildschwein-Kadaver.

Bedenklicher Fund: Die Tierärzte Dr. Ines Tavernaro und Jörg Trestik markieren einen Wildschwein-Kadaver.

  • Veterinäre aus Oberberg nahmen an der Übung in einem Waldstück der Wahner Heide hinter dem Forsthaus Altenrath teil.
  • Besonders auf die Hygiene mussten die Ärzte achten.
  • Der reale Fall könnte in Zukunft gar nicht so unwahrscheinlich sein...

Oberberg/Wahner Heide – So könnte der alles andere als unwahrscheinliche Ernstfall aussehen: Spaziergänger oder Jäger melden aus dem Wald ein verendetes Wildschwein. Kurz darauf machen sich Mitarbeiter des Kreisveterinäramts auf den Weg, legen Gummistiefel und Schutzanzüge an, suchen die Gegend nach weiteren Tieren ab, bergen die Kadaver.

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Sie stopfen die Körper in Papiersäcke, dann in Hüllen aus schwarzen Kunststoff und ziehen sie in großen grünen Wannen aus dem Wald. Weiter geht es zur Untersuchung ins Labor nach Krefeld. Der Verdacht: Die Tiere sind Opfer der Afrikanischen Schweinepest.

„Die Hygiene ist bei der Bergung das Wichtigste“

All das war jetzt bei einer Übung in einem Waldstück der Wahner Heide hinter dem Forsthaus Altenrath zu sehen, an der auch Veterinäre aus Oberberg teilnahmen. Denn in den Kreishäusern wird damit gerechnet, dass bald die ersten Fälle der Seuche in Deutschland gemeldet werden. In Südosteuropa ist sie bereits weit verbreitet, und auch Belgien ist betroffen.

Die richtige Schutzkleidung ist ein Muss. Mit ihrer Ausrüstung rückten auch Oberberger bei der Übung in der Wahner Heide an.

Die richtige Schutzkleidung ist ein Muss. Mit ihrer Ausrüstung rückten auch Oberberger bei der Übung in der Wahner Heide an.

„Die Hygiene ist bei der Bergung das Wichtigste“, erläuterte Rhein-Sieg-Kreisveterinär Dr. Johannes Westarp. Zwar sei die Krankheit für den Menschen nicht gefährlich. Doch durch die Körperflüssigkeiten könne der Viruserreger, der in Kadavern mehrere Monate überleben könne, immer weiter übertragen werden und auch Hausschweine infizieren. Virulent sind weniger die Tiere selbst als der Mensch und Fahrzeuge, die den Erreger über große Strecken transportieren könnten. Entsprechend mahnte Dr. Klaus Mann, beim Kreisveterinäramt in Rhein-Sieg für Tierkrankheiten zuständig: „Der Erreger darf sich auf keinen Fall im Wald verteilen.“

Schwerstarbeit für die Mitarbeiter

Rund 40 Kollegen, vor allem Amtstierärzte, waren aus dem Rheinisch-Bergischen und dem Oberbergischen Kreis, dem Kreis Siegen-Wittenstein, dem Ennepe-Ruhr-Kreis, dem Kreis Olpe und dem Märkischen Kreis angereist, auch Vertreter von Bundeswehr sowie Jäger- und Landwirtschaft. Sie fanden nicht etwa Attrappen, sondern echte Kadaver vor. „Eine Premiere“, sagte Westarp. Bei vergleichbaren Übungen seien mit Erde gefüllte Dummies zum Einsatz gekommen. Florian Zieseniß, Leiter des Bundesforstamts, betonte, dass man keineswegs Tiere extra für die Übung erlegt habe. Die fünf „Stücke“ seien meist Opfer von Verkehrsunfällen und eigens für diesen Zweck gekühlt gelagert worden.

Die Funde wurden markiert, die Umgebung wurde abgesucht, dann wurden Trassen für den Abtransport von störendem Astwerk befreit. Drei bis vier Mitarbeiter waren nötig, um die schweren Kadaver in Säcke zu packen – Schwerstarbeit, noch dazu in den dichten weißen Schutzanzügen: „Da schwitzt man drunter, schon alleine bei dem Gedanken“, stellte Thomas-Hans Deckert fest, stellvertretender Leiter des Forstamts Eitorf. Er hat noch den Ausbruch der Europäischen Schweinepest 2009 in Erinnerung: „Die haben wir durch Impfungen und Bergung in den Griff bekommen.“

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